Mehr Unfälle mit Kindern

Der Kreis bleibt die drittsicherste Kommune in NRW, doch ein deutliches Plus bei den verunglückten Kindern macht Sorge.

Sprockhövel/Ennepe-Ruhr. 74 Kinder sind im vergangenen Jahr auf Straßen und Wegen im Ennepe-Ruhr-Kreis verunglückt. Das ist ein Anstieg um 25 gegenüber 2008 und gehört zu den unerfreulichsten Zahlen der Verkehrsunfallstatistik, die die Kreispolizei gestern vorlegte.

Konnte man sonst zur Freude von Landrat Arnim Brux feststellen, dass die Zahlen des Vorjahres in fast allen Bereichen gehalten werden konnten und der Ennepe-Ruhr-Kreis weiter landesweit drittsicherste Kommune ist, waren Kinderunfälle Anlass für tiefergehende Untersuchungen.

Die Ergebnisse: Die meisten Kinderunfälle geschehen nicht auf dem Schulweg, sondern in den Nachmittagsstunden und nahe des Elternhauses. 15mal waren Kinder als Fahrradfahrer beteiligt. Beim größten Teil der Fälle, nämlich 30, waren sie Beifahrer im Auto.

Deshalb will die Polizei auch in den nächsten Wochen kontrollieren, ob Kinder sicher im Auto unterwegs sind. Beamte werden dann vor allem vor und an Schulen im Einsatz sein, um Gurte zu kontrollieren und auf die richtigen Kinderrückhaltesysteme hinzuweisen. Am Donnerstag etwa geschieht das vor der Grundschule Börgersbruch, am Freitag vor der Schule in Hobeuken.

Polizeichef Klaus Noske erhofft sich davon einen ähnlichen Erfolg wie beim gezielten Vorgehen gegen Raser besonders unter jungen Leuten vor zwei Jahren. Damals hatte man vor allem in Sprockhövel an Straßen und Plätzen kontrolliert und verstärkt Aufklärungsarbeit betrieben.

"Vielleicht ist das jetzt der verzögerte Effekt", wies Noske darauf hin, dass unter der Gruppe der 18 bis 24-Jährigen im vergangenen Jahr in Sprockhövel nur noch neun Verunglückte zu verzeichnen waren - mehr als eine Halbierung gegenüber 2008 (24).

Auch in anderen Fällen zeigten sich in Sprockhövel positive Entwicklungen. Die Zahl der Verletzten sank von 95 auf 75, womit sich die Stadt gemessen an der Einwohnerzahl vom vorletzten auf den vierten Rang unter den acht Städten verbesserte. Auch verunglückten weniger Motorrad- und Mofa-Fahrer (16 nach 22).

Nur an 55 der kreisweit 147 Unfälle mit motorisierten Zweirädern waren übrigens Maschinen mit mehr als 125 Kubikzentimetern Hubraum beteiligt. Für die Polizei Beleg dafür, dass dort nicht automatisch die unverünftigen Fahrer zu suchen sind. Außerdem hatte man auch dort gezielt an beliebten Motorradstrecken, etwa im Wodantal, überwacht und aufgeklärt. "Wir arbeiten da im Netzwerk mit den Polizeibehörden Wuppertal, Mettmann und Oberberg zusammen", hob Noske hervor.

Gestiegen ist dagegen die Zahl der Fahrradunfälle. Die meisten ereignen sich nach wie vor in Hattingen, wo der Ruhrtal-Radweg die Massen anzieht.

Dass sich die Zahl der Verkehrstoten mit acht gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hat, sei sehr bedauerlich, weise jedoch aus Sicht der Polizei nicht auf spezifische Sicherheitslücken hin. Das versuchte Verkehrsdezernent Michael Schnur anhand von Beispielen zu belegen, in denen es fast immer um unglückhafte Verkettungen ging.

Etwa bei einer alten Dame die auf abschüssigem Gehsteig stolperte und auf die Fahrbahn fiel, wo sie ein Auto erfasste, oder dem Mann in Breckerfeld, der im Dunkeln unangeschnallt den Weg vom Sportlerheim zurücksetzte und eine Böschung herunterrutschte.

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