Märchenwelt für Erwachsene

Seit den 80er Jahren ist die studierte Dekorateurin und Kommunikationsdesignerin Inge Knorr hauptberuflich Malerin.

Obersprockhövel. Bei ihr fliegen Drachen über die sieben Weltmeere, Einhörner schauen verwunschen aus hellen Bilderrahmen, Ruderboote trotzen meterhohen Wellen und stürmischen Fluten. Inge Knorr, Dekorateurin und studierte Kommunikationsdesignerin, bringt das auf die Leinwand, was sonst in Märchen, Gedichten oder Liedern die Zeilen und Texte mit Wörtern füllt. „Ich nenne das Illustration“, sagt sie über ihre ganz eigene Form der Kunst und gibt zu: „Das ist eine Kinderbuchwelt für Erwachsene.“

Verspielt, narrativ und bunt soll es sein. Eine Portion Ironie dazu — fertig ist das Kunstgemälde. Nicht ganz: Denn auch auf überspitzte Formen und Bewegung kommt es an. So zeigt die Malerei „Bonjour mesdames“ (zu Deutsch: „Guten Tag, gnädige Frauen“) drei den Zylinder schwingende Herren, die allesamt glücklich schauend auf einem laufenden Hengst sitzen.

In „Die andere Welt“ werden Haus und Baum sprichwörtlich auf den Kopf gestellt, während das Gemälde „Dance with somebody“ die Puppen tanzen und Stühle fliegen lässt. „Ich brauche immer eine Art Stütze, wenn ich male. Das können zusammenhanglose Zeilen, aber eben auch Gedichte von Heinrich Heine sein“, erklärt die Künstlerin, die bisher etwa 600 Exponate geschaffen hat. Wenn der Titel einmal steht, sei es leichter, den dazugehörigen Stoff zu finden. „Für mich ist das der Grundstock“, sagt sie.

Dann entstehen im heimischen Atelier Öl- und Acrylbilder, sowie farbenfrohe Aquarelle, die in märchenhafte Welten entführen und zum Träumen anregen. Klein und flink sei die Pinselführung, mit der Knorr die überwiegend rundlichen Figuren auf die weißen Leinwände bringt: „Ich mag es, dicke Leute zu zeichnen. Sie strahlen Gemütlichkeit aus und wirken, als würden sie fliegen“, sagt sie. In Wuppertal geboren, sollte es für die Künstlerin erst in die elterliche Tischlerei im ländlich gelegenen Sprockhövel gehen. „Dort konnte ich nie richtig Wurzeln schlagen. Mir fehlte die Kraft — die Arbeit war einfach zu schwer“, resümiert sie.

Ende der 80er Jahre wagte Knorr dann den Sprung zur hauptberuflichen Malerin: Die erste eigene Ausstellung in einer Wuppertaler Galerie. „Das ist damals sehr gut gelaufen. Auch als ich einige Jahre in North Carolina gelebt habe, kamen meine Illustrationen trotz der provinziellen Strukturen gut an.“

Seither fängt Knorr ihre Fantasie auf gegenständlich erzählenden Bildern ein, die fabulierende Gestalten zeigen und wie durch Zauberhand zum „Offenen Atelier“ laden: „Das ist eine Ausstellung, die ich bei mir zu Hause regelmäßig anbiete. Dann zeige ich meine neuesten Malereien.“ Denn so wie ihre Bilder sei auch die Fantasie unerschöpflich: „Das ist ein ständiges Spiel mit Möglichkeiten“, schmunzelt sie.

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