Jubiläum: „Die Firma ist wie eine Familie“

Hans-Dieter Pöppe ist Elektriker mit Leib und Seele – seit 50 Jahren im gleichen Betrieb.

Niedersprockhövel. Nein, zum alten Eisen zählt sich Hans-Dieter Pöppe nicht, auch wenn der Elektromeister auf ein selten gewordenes Jubiläum blickt: 50Jahre im Beruf und noch dazu in der selben Firma.

"Ich fühle mich überhaupt nicht alt, und ich gehe jeden Tag noch gerne arbeiten", versichert der 64-Jährige, der am 1. April 1959 als Lehrling bei Wilhelm Schöneborn anfing.

Heute ist dessen Enkel Christoph sein Chef und froh, dass er noch auf seinen langjährigen Mitarbeiter zählen kann. "Herr Pöppe ist in Sprockhövel bekannt wie ein bunter Hund. Unsere Kunden haben Vertrauen zu ihm. Das ist ganz wichtig, schließlich kommen wir gerade in Privathaushalten in Bereiche, wo man sonst nicht jeden hinlässt", berichtet Schöneborn. Außerdem sei Pöppe unter den inzwischen sieben Monteuren und zwei Lehrlingen immer noch der Mann für Spezialaufträge: Absolut schwindelfrei.

Schwindelfreiheit genügt allerdings als Qualifikation nicht - auch mit neuer Technik muss sich Pöppe immer wieder anfreunden, sei es mit Funkschaltern oder moderneren Haushalts- und Industriegeräten.

"Ich hatte nie Probleme, mich fortzubilden. Natürlich muss man sich in Fachliteratur immer wieder informieren. Klar dass man das auch mit nach Hause nimmt und dort auch schon einmal Angebote für Kunden ausarbeitet", berichtet der 64-Jährige. Das gehöre schlicht zur Identifikation mit der eigenen Firma. Die sieht er als große Familie an, nicht nur weil er 1961 dort seine Frau Karin kennenlernt hat, die damals im firmeneigenen Laden als Lehrling begann.

1971 machte er seinen Meister und bildet seitdem die Azubis in der Firma aus. Zumindest körperlich sei die Arbeit für die Elektriker-Lehrlinge - Berufsbezeichnung ist heute Elektroniker mit Fachrichtung Energie- und Haustechnik - leichter geworden.

Wenn Pöppe an den Stopfbohrer zurückdenkt, mit dem er in seiner Anfangszeit noch per Hand Löcher in Beton schlagen musste, überkommt ihn das Grausen. "Ich war heilfroh als Wilhelm Schöneborn nach einem Jahr die erste elektrische Bohrmaschine anschaffte."

Gelernt habe er von seinem damaligen Chef vor allem in der Praxis. "Du kannst ruhig doof sein, du musst Dir nur zu helfen wissen", war stets dessen Spruch. "Ich lege bei meinen heutigen Lehrlingen dagegen auch viel Wert auf Theorie", sagt Pöppe. 30 Jahre lang saß er im Gesellenprüfungsauschuss der Handwerkskammer, wo sonst eigentlich nur Arbeitgeber vertreten sind. Einige Jahre war er sogar dessen Vorsitzender.

Das Schönste an seinem Beruf ist für ihn allerdings nach wie vor der Kontakt zu den Kunden. "Früher war es normal, dass wir bei den Bauern neben der Montage auch zu Mittag gegessen haben", berichtet er. Kaffee und Kuchen gebe es heute noch oft bei Kunden, auch wenn die Terminlage kaum noch Zeit dafür lasse.

Über andere Angebote, die es auch gegeben habe, muss er lachen. "Einmal wurde ich zum Gosekamp gerufen, um einen Heizstrahler zu installieren. Als ich dort eintraf, stand die Haustür offen und die Frau des Hauses rief mich nach oben, wo sie splitternackt in der Badewanne lag." Er habe sie höflich gebeten, sich erst einmal anzuziehen, bevor er dann den Heizstrahler anbrachte.

An seinem Jubiläumstag hat sich Hans-Dieter Pöppe frei genommen. Er wird ihn aber dennoch in der Firma verbringen und dort sicher viele Gratulanten begrüßen können. "Während der Öffnungszeiten bin ich im Laden. Es gibt Sekt und Kuchen und dann auch die Zeit zum Klönen", sagt er.

Den Ruhestand verschiebt Pöppe noch um ein Jahr, bis er am 15. März 2010 das reguläre Rentenalter erreicht haben wird. "Für mich kein Problem, mein Beruf macht mir schließlich immer noch Spaß.

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