„Jetzt wird es schwieriger, Jugend-Trainer zu finden“

Nach dem Urteil gegen einen Coach sind die lokalen Vereine verunsichert. Die WZ hat sich umgehört.

„Jetzt wird es schwieriger, Jugend-Trainer zu finden“
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Das Amtsgericht Detmold hat einen D-Jugend-Trainer wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht verurteilt, nachdem sich ein elf Jahre alter Spieler beim Aufwärm-Training schwer verletzt hatte. Er war von einem umstürzenden Handballtor in einer Nebenhalle getroffen worden und hatte sich einen Schädelbruch zugezogen. Welche Auswirkung hat dieses Urteil gegen einen Ehrenamtler für die Arbeit der Jugend-Trainer in den Sprockhöveler Fußballvereinen? Die WZ hat nachgefragt.

Jugendleiter Christian Parlow von TuS Hasslinghausen sieht das Urteil als Farce an: „Ein Jugend-Trainer kann nicht 30 Augen und alles im Blick haben. Natürlich wird es jetzt noch schwerer, Menschen für so ein Ehrenamt zu finden. Ich halte es schon für fragwürdig, dass Jugend-Trainer ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen müssen. Da werden möglicherweise uralte Jugendsünden wieder hervor gekramt.“

Zur Sicherheit in den Hallen könne er nur sagen, dass die Fußball-Tore für Kinder bei seinem Verein mit Gewichten abgesichert seien, „so dass nach menschlichem Ermessen nichts passieren kann.“ Zudem ermahne man bei den regelmäßigen Sitzungen die Trainer immer wieder zu größter Aufmerksamkeit.

Auch Andreas Röhr vom VfL Gennebreck berichtet von hohen Sicherheits-Standards und wird allen Jugend-Trainern noch mal ins Gewissen reden, sieht aber auch das Ehrenamt in Gefahr. „Schließlich sind das keine bezahlten Trainer, sondern Idealisten.“

Oliver Schönherr vom SC Obersprockhövel ist sehr nachdenklich geworden: „Jetzt wird es noch schwieriger, Jugend-Trainer und Begleiter zu finden. Man kann doch diese Verkettung von unglücklichen Umständen nicht an den Trainern festmachen.“

„Unsere Tore können nicht umfallen“, so Jugendleiter Jürgen Homberg von der TSG Sprockhövel, und er stellt deutlich fest: „Kinder müssen beaufsichtigt werden, möglichst von zwei Erwachsenen, so dass auch dann eine Aufsichtsperson da ist, wenn der Kollege mal kurz nicht anwesend ist.

Michael Sak, Vorsitzender des Hiddinghauser FV, ist überzeugt, dass die Tore für die kleinen Fußballer optimal gesichert sind, findet aber, dass Urteile gegen Ehrenamtler grundsätzlich abschreckende Wirkung haben: „Da muss genau geprüft werden, ob wirklich grobe Fahrlässigkeit vorliegt.“

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