Immer weniger Schüler – was wird aus den Grundschulen?

Die FDP möchte ein Signal zum Erhalt der Grundschule Nord. Die Leiterstelle sei sofort neu zu besetzen.

Sprockhövel. Brisanz birgt der neue Schulentwicklungsplan, der die Entwicklung der Schülerzahl für die nächsten fünf Jahre berücksichtigt. Auch wenn er erst nach den Sommerferien fertig sein soll und die Schulverwaltung ihn am liebsten auch erst dann diskutieren würde, weisen Vorabergebnisse schon jetzt in eine klare Richtung: Die Schülerzahlen gehen ebenso wie zuletzt die Geburtenzahlen (siehe Kasten) weiter zurück und zwar deutlich. Bereits in diesem Jahr wird es nach derzeitigem Stand für 198 Lernanfänger nur noch acht Eingangsklassen an den fünf Sprockhöveler Grundschulen geben (Vorjahr zehn bei 226 i-Dötzchen).

Innerhalb der nächsten fünf Jahre werde die Zahl so weit sinken, dass eventuell nur noch fünf Eingangsklassen gebildet werden könnten, war im Kreisschulamt zu hören. "Ich gehe eher von sechs aus", relativiert Sprockhövels Fachgebietsleiterin Evelyn Müller. Wobei die Geburtenzahlen bei einer derzeit empfohlenen Größe pro Klasse von 24 Kindern aber auch mehr zuließen. Doch so oder so könnte es zu einer Veränderung der Schullandschaft kommen.

Als erstes ist jetzt die kleinste Grundschule Nord in den Fokus geraten. Ein mögliches Ausstiegsszenario zugunsten der großen Grundschule Börgersbruch, die ihre Raumkapazität zuletzt nicht mehr auslastete, hatte es bereits im letzten Schulentwicklungsplan gegeben. Allerdings ließ die Politik es vorerst dabei beruhen - weil die Anmeldezahlen weiter eine Gesamtschülerzahl über der Richtgröße 100 Schüler hergeben, und die Schule noch dazu mit Auszeichnungen für den Leistungsstand ihrer Schüler glänzte.

Eine Personalie hat die Diskussion nun neu entfacht. Brigitte Weigelt, langjährige Leiterin der Grundschule Nord, wird zum neuen Schuljahr die seit einem Jahr freie Leitungsstelle an der Grundschule Gennebreck übernehmen. Die FDP fordert nun zur nächsten Schulausschusssitzung am 30.Juni, dass die Leiterstelle an der Grundschule Nord sofort neu besetzt wird. Damit solle ein Signal gesetzt werden, dass die Eigenständigkeit der Schule- weiter erhalten bleibe.

"Solange die Anmeldezahlen zeigen, dass die Eltern das Pädagogik- und Betreuungskonzept der Schule bevorzugen, darf es keine Diskussion um eine Schließung geben", fordert FDP-Fraktionschef Bodo Middeldorf. Als kritische Größe sieht auch die FDP die Schülerzahl 100. Erst wenn die Schülerzahl tatsächlich deutlich unter 100 sinke, solle über Konsequenzen nachgedacht werden. Auf jeden Fall sei zu gewährleisten, dass die bisherigen Klassenverbände erhalten bleiben.

Evelyn Müller will im Rathaus zu Zahlen noch nichts sagen. "Ich rate aber dringend, jetzt nicht voreilig eine Diskussion auszulösen, bevor der Schulentwicklungsplan abschließend vorliegt", sagt sie. "Die Anmeldung für dieses Jahr ist ohnehin gelaufen und ich gehe davon aus, dass auch die Anmeldung für 2011 im Herbst ganz normal stattfindet."

Ob die Schulleiterstelle neu ausgeschrieben werde, müsse die Bezirksregierung entscheiden, und die fordere in solchen Fällen Schülerprognosen für die kommenden fünf Jahre. Müller: "Wir haben uns verständigt, die Prognose für den Schulentwicklungsplan abzuwarten."

Natürlich werde man dabei auch das geplante Neubaugebiet im Riepelsiepen berücksichtigen, das im Einzugsgebiet der Schulen Börgersbruch und Nord liegt. Einfach dürfte es ohnehin nicht werden, die Schulleiterstelle zeitnah zu besetzen, so Müller. Schulleitungen für Grundschulen zu finden, werde zunehmend ein Problem, weil sich viele Lehrer den Stress für die nur geringfügig höhere Besoldungsstufe A12 nicht mehr antun wollten. Wie berichtet hatten sich in Sprockhövel in den vergangenen beiden Jahren zwei Schulleiterinnen zur normalen Lehrerin zurückstufen lassen.

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