Haßlinghausen: Die Mutter aller Fernsehköche

Für RTL produzierte sie einst in Haßlinghausen die ersten Kochsendungen. Heute ist die Idee in aller Munde.

Haßlinghausen. Friederun Köhnen ließ die Stars für sich arbeiten. Ob Günther Jauch, Oliver Pocher oder Birgit Schrowange - sie alle mussten bei der am Samstag ausgestrahlten RTL-Jubiläumsshow für die Sprockhöveler Vorzeigefrau in Sachen Kochen und Rezepte, Gemüse und Würstchen für eine Suppe schneiden.

4,5 Millionen Zuschauer sahen die Show - Zahlen, von denen der Sender in seinen bescheidenen Anfängen 1984 nur träumen konnte. Friederun Köhnen hat das hautnah miterlebt, weshalb sie als Kochshow-Pionierin auch in die jetzige Jubiläums-Sendung eingeladen war. "Komm doch mal in die Küche" hieß das zehnminütige tägliche Format damals", erinnert sich die heute 66-Jährige.

Das waren quasi die ersten von RTL selbst produzierten Sendungen. "Es durfte praktisch nichts kosten. Dadurch, dass die Lebensmittelindustrie aber Interesse daran hatte, sich zu präsentieren, haben die das Geld für die Produktion mitgebracht", erzählt Köhnen. Die Öffentlich-Rechtlichen hätten sich damals gegenüber Sponsoring noch völlig zugeknöpft gezeigt.

Zu RTL - zunächst zum RTL-Radio Luxemburg - kam die Self-Made-Frau, die 1965 mit einer kleinen Versuchsküche in der Unteren Heide als Kleinunternehmerin anfing, über einen Anruf beim Sender. "Hallo, hier bin ich, ich kann was, ich möchte gerne etwas machen", beschreibt sie, wie sie die Verantwortlichen damals überzeugte.

Vorbild war Clemens Wilmenrod, der in den 50er Jahren als Erster im WDR-Fernsehen kochte und als Erfinder des "Toast Hawaii" berühmt wurde.

Mit fünf, sechs Mann begann RTL dann auch mit Fernsehen. "Die ersten Kochsendungen haben wir noch in der Unteren Heide gedreht. Die Kameraleute haben teilweise durchs Fenster gefilmt, die Kameras waren so groß, dass sie kaum in die bescheidene Küche gepasst haben."

Friederun Köhnen muss schmunzeln. Das gerade an die Stadt zurückverkaufte Haus in der Dorfstraße13 hatte sie 1986 vor allem deshalb erworben, um darin eine optimale Fernsehküche einzurichten. Vier Jahre drehte sie dort für RTL, danach für DFS und den Mitteldeutschen Rundfunk.

Was hat sich geändert an den Kochshows, die heute so inflationär über die Mattscheibe flimmern? "Wir haben noch echte Hausfrauen-Tipps gegeben. Was heute geschieht, ist doch teilweise praxisfern.

Wer kocht schon ständig für eine große Gesellschaft und am besten mit vier bis sechs Töpfen und Pfannen." Promis, die fest zum Rezept gehören, hatte sie aber schon damals in die Küche geholt. Vico Torriani oder Gunter Emmerlich etwa.

Ganz hat Friederun Köhnen das Fernsehen noch nicht abgehakt, auch wenn sie seit Jahren nicht mehr gedreht hat. "Wir arbeiten gerade an Ideen, wie man das Thema Ernährung, Kochen und Gesundheit neu inszenieren kann", verrät sie, lässt sich aber nicht weiter in den Kochtopf gucken. Mit Günther Jauch hat sie beim Dreh in Köln allerdings schon einmal locker darüber gesprochen - Comeback nicht ausgeschlossen.

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