Grüne Inklusion: Der Natur ganz nahe

Acht Bewohner der Lebenshilfe beweisen seit Monaten, dass sie einen grünen Daumen haben.

Grüne Inklusion: Der Natur ganz nahe
Foto: Anna Schwartz

Haßlinghausen. In einem Garten steckt viel Arbeit — nicht nur einmalig, vor allem die regelmäßige Pflege und Ernte beschäftigt Gartenbesitzer. So auch die acht Bewohner des Hauses der Lebenshilfe in der Heidestraße in Haßlinghausen. Vor etwa einem Jahr bezogen sie das Haus, das vorher als Wohnstätte genutzt wurde. Nun werden die Menschen mit geistiger Behinderung nur ambulant von der Lebenshilfe betreut. Da der Garten auch zum Grundstück dazugehört, kam die Idee auf, den Garten neu aufzubauen. Geboren war das Projekt „grüne Inklusion“.

Nun, nach acht Monaten Arbeit, sieht das ganze schon anders aus: Hochbeete, ein kleiner Teich und Obstbäume zieren den Garten an der Heidestraße. Begonnen hat das Projekt mit der Hausarbeit für die Uni von vier Heilpädagogik-Studentinnen.

Doch auch nach Beendigung der Hausarbeit wurde fleißig weiter im Garten gearbeitet: „Das Ziel ist es, den Menschen, die hier wohnen, den Garten näher zu bringen“, so Heike Nöcker-Bolle von der Lebenshilfe. Auch die vier Studentinnen sind immer noch dabei.

Aber nicht nur die Bewohner, Studentinnen, Leute von der Lebenshilfe und Nachbarn arbeiten an dem Garten mit: Durch viele Spenden konnte das Projekt finanziert werden. Mit mehr als 3500 Euro kam die größte Spende von der Aktion Mensch: „Wir sind allen so dankbar, die uns geholfen haben. Natürlich ist die Aktion Mensch ganz wichtig. Aber auch so viele Unternehmen aus der Gegend. Beispielsweise hat Rewe uns geholfen und die Arbeiter aus dem Raiffeisenmarkt kennen wir alle per Du“, so Nöcker-Bolle.

Denn dieses Projekt sei gelebte Inklusion: „Das ist der Garten der Bewohner, aber alle Nachbarn sind sehr interessiert und helfen tatkräftig mit. Bei jedem Wetter haben wir gearbeitet. Wir haben Sonnenbrände davongetragen, weil es so heiß war, und Erkältungen, weil es geregnet hat“, erzählt Nöcker-Bolle. „Und die Bewohner lernen richtig viel über Pflanzen: Wie wachsen Zucchini, Tomaten und Salat und wie riecht Rosmarin? Das finden sie alles heraus.“ Zwar kannten die Bewohner solche Lebensmittel vorher schon, aber es sei noch einmal etwas ganz anderes, sie selber anzupflanzen: „Wir probieren auch ganz viele neue Rezepte aus. Vor allem Zucchini-Puffer sind sehr beliebt“, so Nöcker-Bolle.

Neben den Hochbeeten und einem Kräuterbeet, das neu angelegt werden soll, gibt es ein weiteres Projekt: die Gartenhütte. Die Bewohner haben ganz genaue Vorstellungen davon, wie die Hütte aussehen soll. „Man muss bedenken: Alle, die hier helfen, arbeiten auch jeden Tag acht Stunden und gehen teilweise abends noch durch den Garten, um Gemüse zu ernten“, so Nöcker-Bolle. „Und jeder kann helfen. Wir üben jetzt zum Beispiel mit allen nach und nach Rasenmähen.“ Ein ganz ferner Wunsch sei es, bei der offenen Gartenpforte teilzunehmen. Dort öffnen Privatleute ihre Gärten, um anderen Hobbygärtnern Tipps mit auf den Weg zu geben: „Der Garten ist zwar nicht riesig und wir sind keine Gartenkünstler, aber die Bewohner sind stolz darauf, was sie geleistet haben. Und das können sie dann zeigen.“

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