Greenkeeper: Ein Job fürs ganze Jahr

Gunnar Klewer ist der Chef von einem Dutzend Mitarbeitern, die drei Golfplätze und eine Fläche von 120 Hektar in Schuss halten.

Greenkeeper: Ein Job fürs ganze Jahr
Foto: Andreas Fischer

Sprockhövel. Gunnar Klewer ist der Herr über die Golfwelt zwischen Wuppertal und Sprockhövel. Als Chef von einem Dutzend Greenkeepern hegt und pflegt er eine Fläche von 120 Hektar. Mit dem Golfhotel Vesper als Zentrum besteht diese Welt aus drei Anlagen: die großen Golfplätze Felderbach und Gut Frielinghausen, die für Clubmitglieder und Hotelgästen reserviert sind, und die kleine Anlage Mollenkotten, auf der jedermann spielen kann.

„Greenkeeper“? Das ist kein modisches Ersatzwort für den Platzwart, der sich seit eh und je um den Rasen von Fußballplätzen und anderen Sportstätten kümmert. Als sich Klewer, staatlich geprüfter Landwirt, vor gut dreißig Jahren zum Golf-Greenkeeper ausbilden ließ, war der Beruf hierzulande neu. Der englische Name blieb an ihm hängen.

Nach der Ausbildung, die sich auf drei Jahre verteilt, geht’s mit der Praxis erst so richtig los. Denn jeder Golfplatz sei speziell, so Klewer. Bei seiner Dreifachanlage ist die Höhenlage etwas Besonderes. Wenn im Frühling Hotelgäste aus der rheinischen Tiefebene angefahren kommen, sind sie oft überrascht, dass es „teilweise noch weiß in den Ecken ist“. Selbst in Sprockhövel liege weniger Schnee.

Offiziell geht die Saison in der Golfwelt von Anfang April bis Ende Oktober. Ein Greenkeeper hat hier aber immer zu tun. „Die Flächen müssen permanent durchgepflegt werden.“ Ist das erledigt, müssen Hecken und Bäume geschnitten oder das Herbstlaub entsorgt werden.

Der Publikumsverkehr macht das Arbeiten rund ums Grün nicht leichter. 250 Turniere werden in der Saison gespielt. Dazu kommen die wöchentlichen Spieltage für Damen, Herren und Senioren.

Wenn Klewer von der Rasenpflege berichtet, kommt er an bestimmten Fachbegriffen - ebenfalls aus dem Englischen übernommen - nicht herum. Beim „Top Dressing“ wird ein hauchdünner Film Sand über das Gras gestreut. „Aerifizieren“ steht für die Auflockerung und Belüftung des Bodens, um Pilzbildung zu vermeiden.

Beim „Vertikutieren“ werden die Graswurzeln angeschnitten, damit der Rasen nicht verfilzt. Denn Filz sei „tödlich“ fürs Golfen, betont Klewer. Soll der Ball richtig rollen, muss die Spielbahn „eben sein wie eine Tischplatte“.

Jede Maschine, jedes Mähgerät, die hier über den Rasen bewegt wird, hat ihren Preis. „Da kann man sich ein Auto für kaufen - für 30.000 bis 40.000 Euro. Wo Golf draufsteht, ist gleich alles doppelt so teuer.“

Dafür können sich Klewer und sein Team auf die Genauigkeit ihrer Maschinen verlassen. So etwa beim kreisrunden Eisen, mit dem Löcher gesetzt werden. Immer mit identischem Durchmesser von knapp 11 Zentimetern. Vor Turnieren müssen Löcher häufiger neu gesetzt werden. Die dazugehörigen Fahnen sowieso.

Hi-Tech ist auch die Beregnungsanlage, die über Feuchtigkeitsmesser im Boden die natürliche Feuchtigkeit reguliert. Bei Rekordsommern eine unverzichtbare Maßnahme. „Demnächst wird das alles über Computer gesteuert.“

Kommt denn ein Greenkeeper selber mal dazu, eine Partie zu spielen? Bei Gunnar Klewer ist das auf jeden Fall so. Er achtet darauf, dass seine Mitarbeiter ebenfalls zum Golfen kommen. „Die kriegen Trainerstunden. Das ist hier überhaupt kein Problem.“ Das sei nicht überall so. Gerade bei alten, traditionsbewussten Golfclubs seien Greenkeeper nur fürs Arbeiten auf dem Platz.

Überhaupt - davon ist Klewer überzeugt - entwickle ein golfspielender Greenkeeper einen anderen Blick auf die Anlage. Er könne die Spielbahnen ausprobieren, die er selber eingerichtet hat. Wenn sich dann etwas als zu schwierig herausstelle, könne er dieses Handicap umgehend verbessern.

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