Hilfe Flüchtlingshilfe-Treff feiert Eröffnung weiterer Räume

Haßlinghausen. · Rund 300 Ehrenamtliche betreuen an der Mittelstraße 67 Menschen aus vielen Nationen.

 Gholami (7,) Rosi Prigge und Sara (9) (v.l.) basteln Freundschaftsbänder.

Gholami (7,) Rosi Prigge und Sara (9) (v.l.) basteln Freundschaftsbänder.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Zwei Tage nach Weihnachten gab es in Haßlinghausen wieder etwas zu feiern: Der Flüchtlingshilfe-Treff in der Mittelstraße 67 hatte sich, da nebenan ein Ladenlokal frei wurde, um zwei Räume erweitert und feierte am Samstag fröhlich die Einweihung des vergrößerten Domizils. Viele Spenden und das Preisgeld der durch die AVU ausgelobten EN-Krone hatten für die Einrichtung der weiteren Räumlichkeiten gesorgt. Zur Feier des Tages schnitt Miriam Venn, die die Aktionen des 2017 gegründeten Fördervereins (Jahresbeitrag zwölf Euro) koordiniert, eine riesige quadratische Torte an, die aber gerade ausreichte, um all die feierfreudigen Gäste mit einem appetitlichen Stück zu versorgen.

2015, auf dem ersten Höhepunkt der Flüchtlingswelle waren viele Sprockhöveler zur Stelle, um den Neuankömmlingen, die zum großen Teil traumatische Erlebnisse hinter sich hatten, die ersten Schritte in der neuen Heimat zu erleichtern. Daraus ist eine Gruppe von rund 300 ehrenamtlichen Helfern geworden, die mit Kursen und Hilfsprogrammen zur Integration beitragen wollen. „Es sind nicht nur Deutsche, die mitmachen, sondern auch die Flüchtlinge selber, die etwas zurückgeben möchten und sich auf diese Weise für die Hilfe bei ihren Anfängen in Deutschland bedanken wollen und gern eigene Ideen einbringen“, so Miriam Venn, die wie auch ihre Kolleginnen und Kollegen Wert darauf legt, dass nicht über die Köpfe der Menschen aus den fremden Ländern entschieden werden soll.

 „Wir haben hier Menschen aus Syrien, Afghanistan, China, Iran, der Mongolei oder Eritrea“, hören wir von Lasse Lemm, und wer sich in der trotz Erweiterung drangvollen Enge der neuen und alten Räume umschaute, der sah, dass etliche Vertreter dieser Nationen beim Feiern dabei sein wollten. So wie Artyom Melikyan aus Armenien, der seine Künste auf dem kleinen Klavier demonstrierte. Der 15 Jahre junge Mann geht in Haßlinghausen zur Schule und hat die Liebe zum Klavier von seiner Mutter geerbt. Banas Walyahmad aus dem Irak verteilte Torte und tadschikisches Fingerfood, und Diallo Sarafou aus Guinea servierte Kaffee und verriet: „Ich arbeite in Solingen und fühle mich wohl hier.“

Arbeitsvermittlung ist eine der Aufgaben, die sich der Förderverein der Flüchtlingshilfe gestellt hat. „Unter den Geflüchteten sind auch etliche Akademiker. Wenn sie aus naturwissenschaftlichen Berufen kommen, sind sie leichter zu vermitteln, als wenn sie Geisteswissenschaftler sind. Da ist die Sprache natürlich ein größeres Problem“, erklärt Miriam Venn und weist darauf hin, dass Sprachprogramme einen großen Teil bei den Hilfen für die Neuankömmlinge darstellen.

Aber auch Praktisches für den erweiterten Alltag steht auf der Agenda. So wie der Schwimmkurs, den Sandra Hoven für die mit dem nassen Element nur wenig vertrauten Geflüchteten gegeben hatte.

Hilfe bei Behördengängen, Wohnungs- und Arbeitsvermittlung, Beratung in allen Lebenslagen, Nähen, Malen oder „Urban Gardening“, eine reichlich bestückte Kleiderkammer, für die unter anderem Lasse Lemm verantwortlich zeichnet, sind weitere wichtige Bausteine im Rahmen der Integration. Aber ebenso viel Bedeutung hat der Abbau von Spannungen zwischen Einheimischen und Geflüchteten.

„Es herrscht in der Bevölkerung vielfach die Meinung vor, dass hier alles für die Flüchtlinge, aber nichts für die bedürftigen deutschen Mitbürger getan wird“, berichtete Miriam Venn bei ihrem Report über die Entwicklung der Flüchtlingshilfe. „Deshalb betonen wir, dass all unsere Angebote für jeden gelten. Wer zu uns kommt, der ist willkommen.“

Am 4. Januar wird die Weihnacht der Nationen gefeiert

Dass der Abbau von Spannungen schon reiche Früchte getragen hat, das wurde angesichts der Herzlichkeit deutlich, mit der sich die Anwesenden bei ihrer Ankunft begrüßt hatten. In angeregter Runde genoss man miteinander Kaffee und Kuchen oder bastelte gemeinsam kreativ Armbänder. Die einheimischen Mitbürger nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Namen in Persisch, Arabisch oder in andere Sprachen aufschreiben zu lassen.

Eine weitere Feier gibt es am 4. Januar in der Gevelsberger Straße 1 und 3 mit der „Weihnacht der Nationen“, in deren Rahmen um 16 Uhr ein Kinderprogramm im Martin-Luther-Haus abläuft, um 18 Uhr ein Gottesdienst und um 18.45 Uhr die Weihnachtsfeier bei Speise und Trank stattfindet.

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