Sprockhövel Flüchtlinge: Die Traglufthalle ist fast leer

22 Menschen leben bisher in der Unterkunft. 153 passen rein. Trotz der Unterbelegung sieht die Stadt den Bau als richtig an.

Sprockhövel: Flüchtlinge: Die Traglufthalle ist fast leer
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Erst im August wurde die Traglufthalle auf dem Gelände der Burgschützen an der Hiddinghauser Straße errichtet und den Bürgern bei einem Tag der offenen Tür vorgeführt — und hat seitdem wahrscheinlich nicht mehr so viele Menschen von innen gesehen. Denn heute wohnen gerade einmal 22 Männer in der Unterkunft.

Trotz der geringen Belegung — die Stadt sieht die Entscheidung zum Bau der Traglufthalle bis heute als richtig an. Ralph Holtze, Betriebsleiter der zentralen Gebäudebewirtschaftung Sprockhövel (ZGS) sagt, die Stadt habe damals alles Notwendige getan, um für die Menschenmassen gewappnet zu sein. „Wir würden dumm aus der Wäsche gucken, wenn doch wieder mehr Menschen kämen.“ Ohne die Traglufthalle wäre dann nämlich die Turnhalle wieder der Anlaufpunkt.

Das klingt theoretisch, kann aber angesichts der weltpolitischen Lage schnell wieder Realität werden. Sollte der Türkische Präsident Erdogan das Abkommen mit der EU aufkündigen, könnten bis zu drei Millionen Menschen aus der Türkei nach Europa reisen, sagt Höltze.

Evelyn Müller, kommissarische Bürgermeisterin, zu den aktuellen Zuweisungen von Flüchtlingen

Das sei auch der Grund für die Opposition, nicht den Abbau zu fordern, sagt Torsten Schulte von der CDU. „Wir können nicht das Risiko eingehen, dass die Sporthalle wieder geschlossen wird“, sagt er.

Darauf verweist auch die kommissarische Bürgermeisterin Evelyn Müller. „Die Entscheidungen werden woanders getroffen. Die Auswirkungen spüren wir in den Kommunen“, sagt sie. Für 2016 war man zwar von viel höheren Zahlen ausgegangen, aber man wisse eben nicht, was noch komme.

Erst im Herbst waren 150 neue Flüchtlinge gekommen. Denn mit der Schließung der Sporthalle Haßlinghausen als Erstaufnahmeeinrichtung des Landes ist eben auch diese Anzahl von Flüchtlingen aus der Statistik gefallen. Die waren zwar in Sprockhövel untergebracht, aber wurden eben vom Land versorgt.

Aktuell leben laut Müller, die auch Sozialdezernentin ist, rund 410 Geflüchtete in Sprockhövel. Davon durchlaufen etwa 360 das Asylverfahren, 50 haben bereits einen positiven Bescheid bekommen.

Das seien zwar weniger als angenommen, aber es folgen schon im Dezember weitere 30 Flüchtlinge, die von der Bezirksregierung nach Sprockhövel geschickt werden. Je nachdem, ob das alleinreisende Männer sind oder aber Familien, werden einige von ihnen in die Halle einziehen, bis über ihr Asylverfahren entschieden worden ist.

In der Traglufthalle sollen nämlich bis auf weiteres nur Männer wohnen. Müller sagt: „Jetzt ein oder zwei Familien dort reinzustecken wäre ungünstig.“ Andersrum seien aber durchaus einzelne Männer in die Containeranlage in Merklinghausen eingezogen. „Wir mischen schon durch“, sagt Müller.

Ralph Holtze sagt, dass die Container im Gegensatz zu der Traglufthalle übrigens gut belegt seien. Dort seien nur etwa 20 Prozent frei. Langfristig werde man überlegen müssen, wie viele Plätze vorgehalten werden müssten, sagt Müller. „Wir müssen aber mindestens bis zum Frühjahr warten und die politische Lage beobachten, bevor wir da Entscheidungen treffen.“

Bis dahin werden die Halle und die Container noch gebraucht. Denn die langfristigen Lösungen, die Wohngebäude am Waldweg sowie am Gedulderweg, werden noch etwas auf sich warten lassen. Die Ausschreibungen für die Arbeiten finden sich gerade auf der Homepage der Stadt.

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