Erster Weltkrieg: Student forscht im Sprockhöveler Stadtarchiv

Praktikum ermöglichte eine Aufarbeitung der vorhandenen Dokumente.

Erster Weltkrieg: Student forscht im Sprockhöveler Stadtarchiv
Foto: Andreas Fischer

Sprockhövel. Nach zwei Praktikumsstellen in anderen Orten war die dritte für Robin Saßmannshausen ein Volltreffer. Der 21-jährige Gevelsberger studiert an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf Geschichte und beendet in diesen Tagen sein dreimonatiges Praktikum im Sprockhöveler Stadtarchiv. „Ich habe hier alle Aufgaben eines Archivars kennengelernt und auch selbst ausprobieren dürfen“, erzählt er.

So gehörten unter anderem die Pflege und Erfassung von Akten und die Betreuung von Besuchern zu seinen Aufgaben — und es blieb zudem viel Zeit für die Forschung. Dabei bestätigte sich ganz nebenbei auch der Wunsch, später als Archivar zu arbeiten. Als Forschungsthema wählte Robin Saßmannshausen gemeinsam mit Karin Hockamp, der Leiterin des Sprockhöveler Stadtarchivs, die vorhandenen Dokumente aus der Zeit des Ersten Weltkriegs aus.

Robin Saßmannshausen, Praktikant

„Er hat alle bisher unbekannten Akteninhalte erfasst und auf diese Weise zugänglich gemacht und wir haben jetzt ein Bild davon, wie es an der Heimatfront in Sprockhövel ausgesehen hat“, fasst Karin Hockamp das Ergebnis der Arbeit zusammen, zu dem auch Angelika Leyhe einen wichtigen Beitrag geleistet hat. Sie hat aus dem Sprockhöveler Sterbebuch alle Fälle zusammengesucht, die mit dem Krieg zusammenhängen. „Das war teilweise Detektivarbeit, vor allem bei den Ortsnamen“, beschreibt sie ihre Aufgabe. Gemeinsam mit den Zahlen aus den vorhandenen Listen aus Haßlinghausen ergab sich am Ende, dass knapp 400 Menschen aus dem heutigen Stadtgebiet von Sprockhövel im Ersten Weltkrieg ihr Leben verloren haben.

„Hier habe ich handfeste Informationen zur lokalen Geschichte gefunden“, fasst Robin Saßmannshausen seine Arbeit zusammen. So habe er unter anderem herausgefunden, dass der damalige Amtmann Theis wohl stark hinter der verbreiteten Kriegsbegeisterung gestanden habe. Dazu findet sich im Stadtarchiv der gerahmte Mobilmachungsbefehl, der am 1. August 1914 um 6.19 Uhr per Telegramm eingetroffen und von Theis im Amtszimmer aufgehängt worden war.

Auf der anderen Seite haben die Forschungen ergeben, dass die Zivilbevölkerung mit der Zeit zunehmend freundlich gegenüber den Kriegsgefangenen eingestellt war, die in Sprockhövel in Zwangsarbeit beschäftigt wurden.

Als Material standen unter anderem zwölf Akten aus der Verwaltung, Zeitungen, Plakate, Fotos, Postkarten und eine Leihgabe der Familie Nasenberg mit zahlreichen Briefen zur Verfügung. Die Forschungsergebnisse stehen ab sofort den Nutzern zur Verfügung — verbunden mit Tipps, was für eine Ausstellung oder auch für den Schulunterricht geeignet sein könnte.

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