Erste Lektion: Loslassen lernen

Hundeschule: Simone Weidenbruch trainiert mit Hundebesitzern, wie man das Gassigehen mit dem Fahrradfahren verbindet.

Sprockhövel. Pluto kann es kaum erwarten. Endlich! Die Heckklappe wird geöffnet, nichts wie raus hier. "Halt!" ruft Petra Steiner und der braune Kurzhaarvizsla sitzt sofort kerzengerade wieder im Kofferraum des Kombis. "Schön langsam", beruhigt ihn sein Frauchen. Die Artgenossen Luca und Lina sind schon da und harren ebenfalls der Dinge, die da kommen. Lina wird langsam ungeduldig, die anderthalb Jahre alte Retrieverhündin springt hin und her.

Luca steht mit ihren mittlerweile drei Jahren, die sie schon auf dem Drahthaarvizsla-Buckel hat, dagegen ganz gelassen da. Und damit das Warten nicht zu anstrengend wird, legt sie ihre struppige Schnauze erstmal auf die Lehne einer Parkbank. "Bitte die Fahrräder dazunehmen", ruft Simone Weidenbach.

Jetzt wird es ernst. Pluto kriegt noch schnell ein neongelbes Leuchtwestchen übergezogen und dann geht’s los. Alle drei Frauchen am Ende der Leinen greifen sich ihre Fahrräder. "Erstmal üben wir im Stehen das Wechseln", sagt Hundetrainerin Simone Weidenbach. Ohne sich mit dem Drahtesel fortzubewegen folgen Kommandos wie "Fuß!", was auch am Rad die linke Seite bedeutet, und "Hand" oder "bei mir" für rechts. "Das kann jeder nennen, wie er will", erklärt die Trainerin und Inhaberin der Hunde-Indoorhalle in Sprockhövel.

Ihr Kurs Fahrradfahren mit Hund ist neu im Programm. "Rechtzeitig zu den Sommerferien bieten wir ihn auch für kleine Gruppen an", so Weidenbach. Für Welpen ist das nichts, zum einen anstrengend zum anderen auch gefährlich. Den Grundgehorsam muss der Vierbeiner bereits drauf haben. "Die Hunde lernen in der ersten Stunde, dass sie das Fahrrad nicht überholen dürfen. Rahmengrenze ist auch Schnauzen-Grenze. Vorderrad ist schon tabu", erklärt die Trainerin. Denn wenn der Hund vor dem Rad die Seite wechselt, wird es für alle kritisch.

Schon in der zweiten Einheit wissen die Tiere, dass sie am besten auf Pedalhöhe bleiben. Langsam kommt Bewegung hinein, die Räder werden geschoben, die Hunde traben artig nebenher.

Auch für die Menschen ist es eine Herausforderung, den Hund neben dem Rad richtig zu führen. Jederzeit muss mit einer ruckartigen Bewegung gerechnet werden, die Leine sollte also nicht fest am Lenker angebracht sein. "Loslassen ist das Erste, was wir gelernt haben", sagt Weidenbach. Auch ihre knallorange, weiche Kunststoffleine wird bei dieser Tour noch mehrmals im Gras landen.

In einer Reihe fahren sie los. Luca an der Spitze, Pluto ist mit seiner gelben Weste das Schlusslicht. Und als ob das Fahren und Führen und an der richtigen Seite Laufen nicht schon schwer genug wäre, kommt auch noch Gegenverkehr. Erst ein Jogger, dann ein Artgenosse. Lina springt auf ihn zu, Frauchen Christina Deffke vom Rad runter. Pluto hinter ihnen muss abrupt bremsen, Simone Weidenbach an der Spitze fehlt wieder mal die Rücktrittbremse: "Es ist schon schwierig, die Leine in der einen Hand zu haben. Und dann muss man mit der anderen noch bremsen. Mit dem Fuß wäre es einfacher."

Nach 90 Minuten Training sind Hunde und Herrinnen gleichermaßen kaputt. "Es ist sehr anstrengend, körperlich und von der Konzentration - vor allem für die Hunde", so die Ausbilderin. Sie gibt einmal in der Woche die Anleitung, üben müssen alle mit ihren Vierbeinern selbst. Denn sonst wird es nichts mit der Radtour diesen Sommer durch Sprockhövel.

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