Ennepe-Ruhr: Hartz IV, denn immer häufiger reicht der Verdienst allein nicht aus

Trotz Wirtschaftskrise stiegen die Fallzahlen 2009 nur moderat. Unterkunftkosten belasten die Städte.

Ennepe-Ruhr. Mit Erleichterung hat man bei der Jobagentur EN die bevorstehende Entscheidung im Bund zur Fortführung des Optionsmodells aufgenommen. "Wir sind davon überzeugt, dass diese Organisationsform die beste Wahl ist", sagte Landrat Arnim Brux bei der Vorstellung der Jahresbilanz zur Betreuung von Langzeitarbeitslosen.

Seit 2005 betreut der Kreis als eine von 69 Kommunen bundesweit Langzeitarbeitslose in eigener Regie. Das Optionsmodell wurde im Zuge der Hartz-IV-Reform als eine Alternative zur Arge - jener Mischverwaltung aus Bundesagentur für Arbeit und kommunalen Behörden - geschaffen. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist diese Organisation unzulässig. Mit der geplanten Grundgesetzänderung ist nun aber nicht nur der Fortbestand der Argen gesichert, sondern auch die der Jobagentur. Deren Vertrag wäre Ende des Jahres ausgelaufen.

"Es wichtig, dass wir die Chance haben, weiterzumachen", sagt Heiner Dürwald, Leiter der Jobagentur EN. Er ist überzeugt davon, dass die Betreuung der Langzeitarbeitslosen durch die Kommune effektiver ist als durch die Bundesbehörde.

Das meint er mit den Zahlen aus 2009 belegen zu können. Zwar wurden mit 3.704 Hilfeempfängern rund 400 weniger in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt als 2008, angesichts der Wirtschaftskrise, sei dies aber als Erfolg zu werten. Die Zahl der Menschen unter 25 Jahren ohne Job ging sogar um mehr als 15 Prozent auf 526 zurück. Grund dafür sei eine intensivere Betreuung der jungen Leute. "Mehr Personal macht es heute glücklicherweise möglich, dass der Betreuungsschlüssel bei 1 zu 75 liegt", sagt Dürwald.

Eine positive Entwicklung sieht er auch bei den älteren Arbeitlosen. Von 2.691 Arbeitslosen über 50 Jahre konnten 344 vermittelt werden, davon 203 auf den ersten Arbeitsmarkt. Dieser Erfolg ist auch auf den Beschäftigungspakt "Perspektive 50plus" zurückzuführen, der die Rückkehr von ältereren Arbeitslosen in den Beruf fördern soll.

Sorgen macht die weiter wachsende Zahl von Menschen, die Hartz-IV-Leistungen beziehen. Und das liegt nicht nur an der steigenden Arbeitslosigkeit. Rund 15 Prozent der Empfänger sind erwerbstätig, können von ihrem Einkommen aber nicht leben. Hinzu kommen Kinder und ältere Menschen. Im Südkreis stieg die Zahl der Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften von 8.247 (2008) auf 9.065, insgesamt auf 13.541 (ein Plus von 841). Beim Kreis machen sich vor allem die Kosten für Unterkünfte bemerkbar. Die steigende Zahl der Empfänger führte zu Mehrausgaben von 5,2 Millionen Euro, die größtenteils nicht vom Bund finanziert werden.

Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Im zweiten Halbjahr 2010 rechnet man bei der Jobagentur mit einer weiteren Zunahme der Bedarfsgemeinschaften. Denn etwa ein Drittel der Menschen, die in der Krise ihren Job verloren haben und zurzeit noch Arbeitslosengeld I beziehen, werden dann voraussichtlich in Hartz IV rutschen.

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