Eiserne Hochzeit: 65 Ehejahre fast ohne Streit

Ilse und Helmut Unterieser haben kurz nach dem Krieg geheiratet und feiern heute in Sprockhövel ihre Eiserne Hochzeit.

Sprockhövel. Als Ilse und Helmut sich ineinander verliebten, lag die Welt um sie herum in Trümmern. „Es war das Jahr 1946, der Zweite Weltkrieg erst ein Jahr vorbei. Es war eine harte Zeit, es gab nichts. Aber wir waren jung, wir wollten Freude am Leben haben“, erinnert sich Ilse Unterieser. Sie war mit einer Freundin verabredet, Helmut auf dem Weg ins Kino, als die beiden sich in der Schwebebahn trafen.

Sie kamen erneut zusammen, diesmal im Sonnborner Tanzlokal Hans Prisack. „Und da haben wir uns ineinander verliebt“, sagt Helmut Unterieser.

Beide erinnern sich noch genau daran, wie schnell es plötzlich ging. „Ich erwartete ein Kind und wir mussten schnell heiraten“, sagt Ilse Unterieser. Schockiert seien ihre Eltern gewesen. Für eine Trauung in der Kirche fehlte das Geld, an ein Brautkleid war gar nicht zu denken. „Auf dem Schwarzmarkt haben wir einen Stoff erstanden, eine Art Wollstoff, und daraus ließ ich mir ein Kleid nähen“, sagt Ilse Unterieser.

Der Pfarrer kam ins Elternhaus, nahm dort die Trauung vor „und war froh, bei uns eine Mahlzeit zu bekommen“, lacht Helmut Unterieser.

Es gab Lebensmittelmarken und Tauschgeschäfte. „Einmal hatte ich zwei Brote gekauft, als mich ein Mann ansprach und tauschen wollte. Er hatte Kleidung dabei und ich habe das Brot gegen ein Unterkleid für meine Frau getauscht.“

Ilse Unterieser, heute 88 Jahre alt, lacht: „Als ich zur Entbindung ins Krankenhaus kam, haben mir die Schwestern Komplimente für mein schönes Unterkleid gemacht.“ Im Mai 1947 wird Sohn Udo geboren: „Wir haben bei meinen Eltern gewohnt, vier Erwachsene und ein Baby“, sagt Ilse Unterieser über die erste Zeit ihrer Ehe. Anstrengend? Mühselig? Beide schütteln energisch den Kopf: „Es war eine schöne Zeit, wir waren glücklich.“

Die erste eigene Wohnung war ein Zimmer. 30 Quadratmeter für die kleine Familie. Helmut Unterieser arbeitete als Stricker bei Karl H.W. Tacke Strickwaren in Barmen, das vom Wirtschaftsaufschwung der 1950er Jahre profitierte. „Die suchten damals noch Näherinnen, also habe ich mich beworben“, sagt Ilse Unterieser. Wichtigste Bewerbungsvoraussetzung: Kurioserweise musste man katholisch sein.

Sohn Udo wurde im firmeneigenen Kindergarten von einer Nonne betreut. „So was gab es damals schon“, sagt Ilse Unterieser. „Und später dann auch Urlaubsgeld“, fügt ihr Mann hinzu. 100 Mark erhielten sie, „aber nur, wenn wir davon auch tatsächlich in den Urlaub fuhren“.

Stück für Stück erarbeiteten sie sich einen kleinen Wohlstand. Sie zogen in eine Werkswohnung, später in eine größere Wohnung an der Leonhardstraße in Wichlinghausen. „50 Jahre haben wir dort gewohnt“, sagt Helmut Unterieser, heute 85 Jahre alt. Vor einigen Monaten zogen beide nach Sprockhövel zu ihrem Sohn. Dort feiert das Ehepaar heute seinen 65. Hochzeitstag. Gefragt, ob sie einen Tipp für eine gute Ehe haben, schütteln sie den Kopf. „Man sollte versuchen, immer Frieden miteinander zu halten“, überlegt Helmut Unterieser und seine Frau fügt hinzu: „Es gab in unserer Ehe keinen Streit, bei dem wir uns nicht spätestens am Abend versöhnt haben.“

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