„Eine gesunde Lebensweise ist die beste Vorsorge gegen Krebs“

Die Behandlung der Krankheit macht immer bessere Fortschritte.

Ennepe-Ruhr-Kreis. Zum Weltkrebstag am 4. Februar hat die WZ einen Experten befragt: Chefarzt Andreas Tromm behandelt im evangelischen Krankenhaus Hattingen. WZ-Mitarbeiterin Nora Wanzke stellte die Fragen.

Wie ist die Entwicklung der Krebserkrankung in Ihrem Krankenhaus im Vergleich zu den anderen Erkrankungen?

Andreas Tromm: Herz-Kreislauferkrankungen, Krebserkrankungen sowie Infektionen sind die wichtigsten Krankheitsgruppen in der Inneren Medizin. Eine konkrete Zunahme einer einzelnen Erkrankungsart kann ich in den letzten 13 Jahren nicht erkennen.

Wie hat sich die Krebsbehandlung in den letzten Jahren verändert? Sind die Überlebenschancen gestiegen?

Tromm: Die deutlichsten Fortschritte haben sich in der Behandlung des Dickdarmkrebses ergeben. In den letzten zwölf Jahren sind hier neue Medikamente eingeführt worden. Bei guter Verträglichkeit führen diese zu einer deutlichen Verbesserung der Überlebensraten. Dies gilt auch für Patienten mit Metastasen, zum Beispiel in der Leber. Auch die Behandlung von Brust- und Lungenkrebs hat sich ebenso verbessert wie die Behandlung bestimmter Bluterkrankungen. Etwas verbessert sind auch die Möglichkeiten in der Behandlung von Magenkrebs. Wenig Änderungen gibt es allerdings in der Standardtherapie des Bauchspeicheldrüsenkrebses.

Sind die Sprockhöveler besonders krebsgefährdet?

Tromm: Das denke ich nicht. Lokale Häufungen von Tumoren finden sich bei Strahlenbelastung mit Entwicklung von Blutkrebs. Besonders gefährdete Gebiete sind hier beispielsweise Tschernobyl oder Hiroshima. In Gebieten wie in China, wo das Hepatitis B Virus gehäuft vorkommt, finden sich häufiger Lebertumore.

Frage: Was raten Sie Ihren Patienten als Krebsvorsorge?

Tromm: Mein besonderer Schwerpunkt sind Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Hier hat Deutschland mit der Einführung der Vorsorgekoloskopie das beste Vorsorgekonzept weltweit. Ab dem 55. Lebensjahr übernehmen alle Krankenkassen die Kosten. Vorher sollten Untersuchungen auf Blut im Stuhl durchgeführt werden. Frauen sollten zur Brustkrebsvorsorge gehen, Männer zur Untersuchung der Prostata. Zur Reduktion des Krebsrisikos gehört aber auch, Übergewicht zu vermeiden, nicht zu Rauchen und nur mäßig Alkohol zu trinken. Ferner sollte körperliche Bewegung ausreichend sein und die Ernährung ausgewogen — mit fünfmal täglich Obst und Gemüse und mäßig Fleisch.

Wie machen Sie Patienten Mut?

Tromm: Generell sind Behandlungsmöglichkeiten besser geworden, das macht Mut. Wichtig, aber schwierig ist es, die Diagnose Krebs anzunehmen und zu versuchen, positiv zu denken. Wir müssen aber immer auch offen zu unseren Patienten sein. Und wenn eine Erkrankung fortgeschritten ist und der Tod naht, dann verschiebt sich unsere Aufgabe zu einem palliativen Ansatz. Ich sage meinen Patienten, dass wir sie hier nicht alleine lassen.

An welche Stellen in Sprockhövel/ Hattingen verweisen Sie Ihre Patienten während oder nach der Krebsbehandlung?

Tromm: Im Umfeld haben sich Selbsthilfegruppen organisiert. Ich engagiere mich in der Krebshilfe Sprockhövel-Hattingen und im Verein für Trauerarbeit in Hattingen.

Wie gehen Sie persönlich damit um, täglich mit (tod-)kranken Menschen zusammenzuarbeiten?

Tromm: Ich habe den Beruf des Arztes gewählt, um anderen Menschen helfen zu können. Bei allem Mitleid mit dem betroffenen Patienten muss ich aber Befunde sachlich einordnen, um die Therapie zu gestalten. Trotzdem müssen wir Ärzte jedem Menschen individuell begegnen. Bei aller Routine ist die Begleitung eines todkranken Menschen zum Teil belastend. Der Tod gehört aber zu unserem Leben.

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