Ein Spind, ein Bett, Küche für alle

Nachbarn und andere Besucher machen sich beim Tag der offenen Tür ein Bild vom neuen Containerstandort Merklinghausen - Wohlwollen trifft auf Skepsis.

Ein Spind, ein Bett, Küche für alle
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Zu einem Tag der offenen Tür hatte die Stadt Sprockhövel am Samstagmittag zum Standort Merklinghausen eingeladen. Dort sollen ab dem 18. Juli die ersten 20 von geplanten 40 Flüchtlingen einziehen. Die beiden Wohncontainer liegen zwar weitab von Haßlinghausen, aber dennoch gab es etliche Nachbarn und auch Interessenten aus Hasslinghausen und Hiddinghausen, die sich vor Ort informieren wollten. Die Mitarbeiterinnen des Sozial-Dezernats Claudia Alers und Evelyn Müller sowie der Sachgebietsleiter Oliver Tollnik gaben gerne Auskunft.

Eins konnten aber auch sie nicht beantworten: Woher und welche Flüchtlinge ab dem 18. Juli dort einziehen würden. „Die werden uns kurzfristig zugewiesen“ hieß es, und es ist unklar, ob Familien oder Singles kommen. Auch das Herkunftsland sei noch nicht bekannt.

Einer der beiden Container ist bereits bezugsfertig. Er beinhaltet ausschließlich Zweibettzimmer, bei denen die Betten bereits gemacht sind. Ein Spind pro Bewohner verströmt sicherlich keinen Luxus, wie auch die Gemeinschaftsküche ebenso zweckmäßig eingerichtet ist wie die Wasch- und Sanitärräume. Einen Aufenthaltsraum gibt es nicht.

„Dafür muss der Flur herhalten“, so Claudia Alers, weist aber daraufhin, dass es in Sprockhövel Betreuer und die Flüchtlingshilfe gebe, die sich um die sinnvolle Gestaltung der reichlich bemessenen Freizeit der Neuankömmlinge kümmere. „Da werden Ausflüge unternommen, und dazu gibt es das Café Miteinander in Niedersprockhövel“ erfuhren die Besucher.

Die Wohncontainer waren nötig geworden, weil nach der Unterbringung von 160 aus ihrer Heimat geflüchteten Menschen in von der Stadt angemieteten Räumen nur noch diese Möglichkeit geblieben war; die Zahl der Grundstücke, auf die die Stadt Zugriff hat, ist sehr begrenzt. Der erste Container-Standort Börgersbruch ist bereits fertig gestellt und kann bis zu 60 Menschen, vorzugsweise Familien, beherbergen.

Der Bau des Standortes Merklinghausen war auf flachem Untergrund relativ einfach, wie Evelyn Müller berichtet, wobei die Anmietung durch die Stadt Sprockhövel auf fünf Jahre befristet ist. „Wir planen, auch diese Menschen in richtigen Wohnungen unterzubringen und bauen deshalb Häuser auf dem ehemaligen Bolzplatz Waldweg und am Gedulderweg“, sagt Oliver Tollnick. Ein Bürgerentscheid gegen den Bau dieser Häuser war kürzlich gescheitert (WZ berichtete).

Nachbarn aus der unmittelbaren Umgebung und etliche Bürger hatten die Container nicht nur besichtigt, sondern auch Skepsis geäußert — wie Axel Kühnen, der dem Ganzen mit Sorge entgegensieht. „Man weiß nicht, was für Leute da kommen und wie sie sich verhalten“ meint er und erfährt, dass Claudia Alers vom Sozialamt von einer Bereicherung durch die Bürgerkriegsflüchtlinge spricht.

Mit Staunen hört eine andere Nachbarin, dass gerade Männer aus dem arabischen Raum einen Riesenrespekt vor Hunden haben. Die junge Hundehalterin ist etwas beruhigt. „Die Flüchtlinge hier aufzunehmen und unterzubringen, halte ich für eine vernünftige Lösung“, sagt Klaus Stolte. „Wir können uns noch kein Urteil erlauben“, meint Konrad Bahl aus dem einen Kilometer entfernten Hiddinghausen, und seine Ehefrau Rosemarie gesteht: „Mir wäre es am liebsten, wenn Familien hier einziehen würden.“

Neben einem städtischen Hausmeister, der den Container-Standort betreut, ist auch ständig ein Security-Mitarbeiter vor Ort. Markus Finke war vom ersten Tag an dabei, als die teilweise traumatisierten Menschen in Sprockhövel einzogen. „Bisher hatte ich weder Probleme von innen noch von außen“, beruhigt er auf Anfrage. Und wenn es doch mal Schwierigkeiten gibt? „Dann bin ich dafür ausgebildet, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.“

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