Ein Ritt auf Annekes Spuren

Kulturhauptstadt: Mehr als 100 Beteiligte hatten sich in Gedenken an die Sprockhöveler Freiheitskämpferin auf den Weg gemacht.

Sprockhövel. "Die Vernunft befiehlt es, frei zu sein" - diesen Satz der großen Sprockhövelerin Mathilde Franziska Anneke zitierte Bürgermeister Klaus Walterscheid, als er am Sonntag auf dem Marktplatz in Hattingen-Blankenstein den ersten Sprockhöveler Anneke-Preis für den Einsatz für Menschenrechte und Bildung übergab. 20 Reiter und mehrere Kutschenbesatzungen, viele in altertümlichen Kostümen, sowie gut 50 Fußgänger bildeten auf dem historischen Platz einen festlichen Rahmen. Zuvor hatten sie den Anneke-Ritt von Sprockhövel aus begleitet.

Brigitte Hausherr, die den mit 500 Euro und einem Kunstwerk dotierten Preis für den Sprockhöveler Salon in Empfang nahm, bedankte sich. Sie hoffe, dass der Salon durch diesen Preis noch bekannter werde.

Alles ganz im Sinne von Franziska Mathilde Anneke. Wie Historikerin Uta C. Schmidt am Morgen beim Start des Zugs auf dem Hof Eierding berichtet hatte, war Anneke einst selbst Gastgeberin von Gesprächs-Zirkeln gewesen. Dort wurden fortschrittliche Gedanken zu Gleichberechtigung, Gleichheit und Demokratie gesponnen. Für diese kämpfte Anneke ihr Leben lang, ob als Zeitungsherausgeberin, in der Revolution von 1848/49 oder nach ihrer Flucht in die USA. Als Nicole Goltz-Menger als Anneke-Darstellerin auf dem Blankensteiner Marktplatz ausrief: "Ich habe viele Leben ausgelebt" und mitreißend weitere Anneke-Sätze zitierte, schloss sich der Kreis einer bemerkenswerten Veranstaltung.

Von der Idee bis zur gelungenen Ausführung am Sonntag hatte es die Gleichstellungsbeauftragte Sabine Schlemmer viel Planungsarbeit gekostet. Insbesondere die Mitstreiter des Reitvereins auf der Gethe machten den Zug zum Spektakel. Das Wetter tat ein Übriges. "Natürlich haben wir das Wetter abgewartet, ehe wir uns entschieden haben auch die Kutsche herauszuholen", gab Friederun Köhnen freimütig zu. Die Haßlinghauser Unternehmerin in Sachen Fertigspeisen nahm Bürgermeister Walterscheid in ihrem Gefährt mit. Ein hochoffizieller Zug also, der auf seinem 10,8 Kilometer langen Weg über Landstraßen von der Polizei eskortiert wurde. "Alle waren sehr diszipliniert, es gab keine Probleme", lobte Polizeieinsatzleiter Rolf Masuch.

Bei einem Zwischenstopp auf dem Hof Klewer konnten sich Mensch und Tier stärken. Am Ziel in Blankenstein reichte dann bei vielen noch die Kraft zu einem kurzen Abstecher zum Anneke-Haus. 1820 war sie mit ihrer Familie aus Hiddinghausen dorthin gezogen. Und während dort Stadtführerin Inge Haack noch Erläuterungen gab, hatten die meisten Gespanne nach einem ereignisreichen Tag schon mit ein oder zwei PS den Heimweg angetreten. Franziska Mathilde Anneke, die selbst eine exzellente Reiterin gewesen sein soll, hätte sicher ihre Freude gehabt.

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