Ein lauer Politsommer: Urlaub statt Wahlkampf

Parteien wollen erst ab Mitte der Ferien aktiv werden.

Sprockhövel. Sommerferien und Kommunalwahlkampf - eine Mischung, diesich nicht gut vereinbaren lässt. Bezeichnend, dass auf den bishereinzigen Parteiplakaten, die in Sprockhövel gehängt wurden, die CDU"schöne Ferien" wünscht. Alle anderen wollen erst ab sechs Wochen vorder Wahl mit der Plakatierung beginnen. Das heißt: nach demübernächsten Wochenende.

Doch auch dann wird der Wahlkampf vermutlich noch gemächlichverlaufen und in eine heiße Phase gleich nach den Ferien münden. Bloßdas Pulver nicht zu früh verschießen.

"Wir haben die jetzigen Plakat-Standorte quasi als Platzhaltergenutzt und sie zwischendurch ja auch an die Feuerwehr und St.Januarius für die Ankündigung ihrer Feste verliehen", begründet CDU-Stadtverbandschef Udo-André Schäfer die Aktion mit den Ferienplakaten.

Ab Ferienmitte sollen dann die neuen Plakate mit Bürgermeisterkandidat Willibald Limberggehängt, Kandidatenbriefe in den Bezirken verteilt werden. VomWahlprogramm, das stehe und nur noch einmal redaktionell überarbeitetwerde, ist bisher auf der Internetseite der CDU auch in Auszügen nochnichts zu sehen.

Auf Wahlkundgebungen verzichten im Prinzip alle Parteien, weil siefürchten, damit kaum Menschen zu erreichen. Die CDU plant stattdessenfür den 15. August einen Jazz-Frühschoppen in Haßlinghausen und am29. August ein Familienfest vor der Zwiebelturmkirche. Die SPDpaart ebenfalls Politik mit Freizeit und nennt Kanutouren undStadtrundfahrten am 18. und 19. Juli als Auftakt zum Wahlkampf.

"Manmuss auf die Menschen zugehen und nicht darauf warten, dass sie selbstkommen. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht", sagt Michael Bartelt, der jetzt aber zunächst in den Urlaub geht und Stadtverbandschef Werner Sauerwein den Stab übergibt. Auch Bürgermeister Klaus Walterscheidist noch bis Ende Juli im Familienurlaub. Die SPD will hauptsächlichmit Flyern und - wie alle Parteien - mit Straßenständen in den letztenWochen vor der Wahl ihre Inhalte kommunizieren.

Solide Finanzen stehen bei der SPD - wie bei allen - auf der Agenda."Aber mit uns gibt es keinen Kahlschlag", sagt Bartelt, was die Frage"Sparen, aber wo?" eröffnet. Die blieb durch dieHaushaltskonsolidierungskommission in der laufenden Legislaturperiodeunbeantwortet.

Urlaubssperre? "Die gibt es auch bei uns nicht, das ließe sich garnicht durchhalten, zumal die ersten Planungen auf den 7. Juni alsWahltermin hinausgelaufen sind", sagt Britta Altenhein, Spitzen- und Bürgermeisterkandidatin der Grünen.Sie selbst werde vom 10. bis 15. August noch einmal mit der Familieverreisen. Überhaupt wolle man den Wahlkampf im Wesentlichen auf dieZeit nach den Sommerferien beschränken.

Plakate hängen geschehe vorher,und auch ihr Programm in Kurzform haben die Grünen auf ihrerInternetseite schon veröffentlicht. Nachhaltigkeit, die sich etwa darinzeige, keine neuen Wohn- und Gewerbegebiete auszuweisen, sowie Klima-und Naturschutz - etwa die Ablehnung der Umgehungsstraße L70 - sindKernpunkte.

Auch die FDP hat ihren Internetauftritt schon aufVorwahlkampfniveau gebracht. Wirtschaftsförderung, solide Finanzen undBildungspolitik mit dem Erhalt auch kleiner Schulstandorte wird sie zuihren Wahlkampfschwerpunkten machen. Mit der geplanten Verteilung vonKandidaten- und Programmflyern an alle Haushalte will die FDPmöglicherweise noch etwas länger warten als die Konkurrenten.

"Man kennt das doch aus dem eigenen Urlaub. Wenn man wieder nachHause kommt, stapelt sich die Post, und man hat gar keine Zeit, allesintensiv durchzusehen", sagt der Stadtverbandsvorsitzende Bodo Middeldorf.Auch den Straßenwahlkampf werde man wohl erst am letztenFerienwochenende eröffnen. Zumal Familienvater Middeldorf selbst in denleztten drei Ferienwochen im Urlaub ist.

Die Linke will sich ab Ende Juli mit Plakaten bemerkbar machen. Kreissprecherin Christina Zett,die mit Wolfgang Krupke auch wegen inhaltlicher Differenzen von ihrenÄmtern im Kreisvorstand zurückgetreten ist, erklärte jetzt, die Ämterbis zur Vorstandswahl am 22. August kommissarisch weiterzuführen.

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