„Die Situation in Kairo ist eskaliert“

Sherif El Alfy bekam die Unruhen in Ägypten hautnah mit.

Hiddinghausen. Sherif El Alfy ist sich sicher. „Bevor Mubarak nicht zurücktritt, wird Ägypten nicht zur Ruhe kommen.“ Der 42-Jährige, der gemeinsam mit seiner Frau Jutta in Hiddinghausen ein Blumengeschäft betreibt, ist erst am Montag direkt aus Kairo nach Deutschland zurückgekehrt. Seitdem telefoniert er zweimal täglich mit seinen Verwandten in der Hauptstadt, verfolgt die Berichterstattung des TV-Senders Al-Dschasira, der praktisch 24 Stunden täglich live sendet.

„Vorher war es ja schon schwierig, aber noch nicht so gewalttätig. In den letzten Tagen ist die Situation eskaliert“, sagt El Alfy, der drei Wochen lang bei seiner Familie in Heliopolis in Kairo wohnte. Auch dort bildeten sich Bürgerwehren, die Menschen gingen auf die Straße. El Alfy war mit Freunden dabei. „Die Armut stieg und stieg. Es durfte in Ägypten einfach nicht mehr so weiter gehen wie bisher“, sagt der studierte Hotelfachwirt, dessen Vater in den Sechziger Jahren in Leipzig promoviert hatte. Dort wurde auch El Alfy geboren. Nachdem er mehrere Jahre auch in Ägypten gelebt hatte, zog er 2004 nach Sprockhövel.

Tunesiens Präsident habe es vorgemacht und sei aus seinem Land geflohen. Mubarak sei allerdings, so der Hiddinghauser, zu stur dafür, obwohl alle Welt auf ihn einrede. „Von einer Demokratie hat er noch nie etwas gehalten“, kritisiert El Alfy.

Der Funken aus Tunesien sei aber auch auf das ägyptische Volk übergesprungen. „Wir haben gedacht: Was die können, können wir schon lange“, sagt El Alfy. Bemerkenswert sei, dass gerade die Jugend protestiere. „Das ist die Facebook-Revolution.“ Mehrere Tage lang habe die Regierung alle Internet- und Handyverbindungen gekappt. „Aber das hat nichts gebracht“, ist El Alfy stolz. est

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