Der Olympia-Traum zerplatzt

Die Enttäuschung ist groß: Bogenschütze Jan-Christopher Ginzel darf nicht nach Peking fahren.

Sprockhövel. Er wäre vermutlich der erste Sprockhöveler gewesen, der an Olympischen Spielen teilnimmt, doch der Name Jan-Christopher Ginzel fehlte auch auf der dritten Nominierungsliste für Peking, die der deutsche Olympische Sportbund gerade veröffentlicht hat.

Noch bis vor zwei Wochen hatte sich das 22-jährige Bogensport-Ass Hoffnungen gemacht, auf den Olympia-Zug aufspringen zu können. Umso größer war die Enttäuschung, als der Deutsche Schützenbund entschied, mit Jens Pieper nur einen Bogenschützen nach Peking zu schicken.

"Das nagt ganz schön an mir", gibt der sonst so gelassen wirkende junge Mann zu. Auch von der Familie und der Freundin daheim im Haßlinghausen ist er derzeit nur schwer zu trösten. War es der jüngste Weltcup im französischen Boe, wo er bei plötzlich einsetzendem Wind die zweite Wettkampfhälfte verhaute?

Fest steht: So viel trainiert wie im Olympia-Jahr hat Ginzel noch nie, war ständig bei Lehrgängen, Wettkämpfen oder trainierte selbst auf der Anlage in Gevelsberg. "Die Form war da", sagt er. Abrufen, wie zuletzt beim deutschen Ranglistenturnier (2.Platz) konnte er sie aber international nur selten. Spitzenergebnisse bei Weltcups blieben aus.

"Eigentlich hatte ich Olympia auch schon abgehakt, zumal lange nicht klar war, ob Deutschaland überhaupt einen zweiten Quotenplatz bekommt", erzählt Ginzel. Für die Europameisterschaften wurde er nicht nominiert, erhielt aber dann plötzlich die zweite Chance, durfte noch mit zu den Weltcups nach Antalya und eben Boe.

Den Ranglistenersten Sebastian Rohrberg strich der Schützenbund dazu überraschend aus dem Olympiakader, setzte Jens Pieper an Nummer eins. Und überraschend hatte Deutschland dann doch einen zweiten Einzel-Platz für Olympia erhalten, weil Holland seinen verlor.

"Ich verstehe immer noch nicht, warum der Schützenbund diesen Platz nicht in Anspruch genommen hat", hadert Ginzel mit dem Schicksal. Das tut weh, zumal er auch im vorigen Jahr für die Präolympics in China erst eine Woche vorher eine Absage erhalten hatte.

Mit dem Training macht der Haßlinghauser trotz die Enttäuschung derzeit dennoch weiter. Erst nach einem weiteren Ranglistenturnier und der Deutschen Meisterschaft wird die lange Saison für ihn Ende zu Ende gehen. Olympia 2008 gibt es dagegen nur am Fernseher. "2012 in London will ich aber auf jeden Fall dabei sein", sagt er trotzig.

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