Der Kämmerer verlässt Sprockhövel

Rainer Kaschel will Finanzchef in Bielefeld werden. An der Spitze der Stadtverwaltung drohen nun personelle Engpässe.

Der Kämmerer verlässt Sprockhövel
Foto: Kurt Keil

Sprockhövel. An der Spitze der Stadtverwaltung Sprockhövel deutet sich ein weiterer wichtiger Personalwechsel an. Rainer Kaschel will Kämmerer in Bielefeld werden und soll am 30. Juni vom Stadtrat in Bielefeld gewählt werden. Die CDU-Fraktion im Stadtrat hat den 47-jährigen Juristen am Montagabend einstimmig nominiert.

Die CDU hat das Vorschlagsrecht für den Posten, mit einer mehrheitlichen Zustimmung der anderen Fraktionen im Stadtrat wird gerechnet. Im Herbst könnte Kaschel sein neues Amt dann antreten, für ihn wäre es ein großer Sprung von einer 25 000 Einwohner zählenden Kommune in die mit über 333 000 Einwohnern größte Stadt Ostwestfalens. Für die Stadt Sprockhövel kommt der Wechsel des Kämmerers allerdings zur Unzeit. Bürgermeister Ulli Winkelmann (parteilos) ist erkrankt, wann er zurückkehrt, ist derzeit noch unklar. Der Beigeordnete Bernd Woldt, der momentan den Bürgermeister vertritt, scheidet aus Altersgründen Ende Juni aus dem Amt.

Dann soll ihm eigentlich Kaschel als sogenannter Verhinderungsvertreter nachfolgen, diese Regelung könnte durch den Wechsel in die ostwestfälische Metropole aber nur vorübergehender Natur sein. Zugleich sucht Sprockhövel händeringend einen Nachfolger für das Amt des Beigeordneten. Das Bewerbungsverfahren hatte sich verzögert, weil die Grünen im Stadtrat den Posten vor dem Hintergrund der finanziellen Probleme der Stadt streichen lassen wollten. Derzeit läuft das Bewerbungsverfahren. Bis dieser Posten wieder besetzt ist, könnte es allerdings noch dauern - auch weil bestimmte Fristen einzuhalten sind.

Pikanterweise soll auf der Sitzung des Sprockhöveler Stadtrats am 30. Juni ein Vertreter für Kaschel, der auch Justiziar der Stadtverwaltung ist, gewählt werden. Am selben Tag könnte dann der Stadtrat in Bielefeld Kaschel zum neuen Kämmerer küren und quasi eine Bresche in die Personalplanungen der Stadt Sprockhövel schlagen. Kaschel sieht in dem möglichen Wechsel nach Bielefeld eine reizvolle Aufgabe. „Man muss sich überlegen, ob man noch mal was Neues macht“, sagt er auf WZ-Anfrage. Er habe sich nicht für den Posten beworben, sondern sei von der kommunalpolitischen Vereinigung der CDU angesprochen worden.

Offenbar hat der CDU in Bielefeld imponiert, wie Kaschel die drohende Überschuldung in Sprockhövel in den Griff bekommen hat. So will der Kämmerer in diesem Jahr den Haushaltsausgleich in Sprockhövel schaffen. Auch die deutliche Erhöhung der Grundsteuer B hatte dazu beigetragen, allerdings auch für Kritik und Proteste bei Immobilienbesitzern gesorgt. Welche finanzpolitischen Vorstellungen er in Bielefeld umsetzen will, möchte Kaschel derzeit noch nicht verraten. Gegenwärtig handle es sich noch um ein offenes Verfahren, erklärt er. Er wolle in den kommenden Tagen mit den weiteren Fraktionen des Bielefelder Stadtrates sprechen.

Bei der Stadt „bedauert“ man die Entscheidung zum mutmaßlichen Wechsel des Kämmerers, akzeptiert aber den Wunsch nach Veränderung bei Kaschel, sagt der Beigeordnete Woldt. Er habe gestern die Partei- und Fraktionsvorsitzenden über die Entwicklung informiert, die Gespräche sollten weitergeführt werden. Es müsse nun geklärt werden, ob man die Stelle intern oder extern ausschreibt, erklärt der Stellvertreter des Bürgermeisters. Man habe auf jeden Fall die Absicht, das Bewerbungsverfahren „noch vor der Sommerpause“ einzuleiten.

Rainer Kaschel selbst hat nach eigenen Angaben bislang keine persönlichen Beziehungen nach Bielefeld. Sollte es mit dem neuen Amt klappen, müsse man noch klären, ob auch die Familie mit umzieht oder in Haßlinghausen bleibt. Sein Amt als Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel werde er vermutlich fürs Erste behalten, erklärt der Kämmerer. „An den Wochenenden bin ich ja in Sprockhövel.“

Das Amt des Kämmerers in Bielefeld war frei geworden, weil der vormalige Finanzchef der Verwaltung, Franz-Josef Löseke, im vergangenen November geschasst wurde. Seit Anfang des Jahres war nach einem Nachfolger gesucht worden. 17 Personen hatten sich um den Spitzenposten beworben, aber offenbar nicht die Zustimmung der CDU gefunden.

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