CDU erlebt schwarzen Abend in Sprockhövel

Klaus Walterscheid mit großer Mehrheit als Bürgermeister bestätigt. SPD holt 14von 16 Wahlbezirken direkt.

Sprockhövel. Ein Wahlkampf ohne die ganz großen Themen und ohne den rechten Schwung hat in Sprockhövel gestern Abend ein überraschend deutliches Ergebnis gefunden. Während die SPD ihr Resultat von vor fünf Jahren in etwa halten konnte, wurde die CDU regelrecht abgestraft und verlor 7,7 Prozentpunkte.

Fast erwartungsgemäß profitierten die kleinen Parteien von der Schwäche der großen. Vor allem die FDP konnte noch einmal deutlich zulegen, aber auch die Grünen verzeichneten ein leichtes Plus. Die Linken konnten mit 3,6Prozent lediglich einen Ratssitz erobern und blieben damit unter den eigenen Erwartungen.

Sichtlich gerührt stand Bürgermeister Klaus Walterscheid im Sitzungssaal des Rathauses, als das Ergebnis der Bürgermeisterwahl verkündet wurde. "Mit einem so deutlichen Ergebnis hatte ich nicht gerechnet", sagte er und hielt die Hand seines Sohnes Nicolas (9) fest gedrückt. Nur ein paar Schritte weiter musste der vermeintliche Hauptrivale Willibald Limberg seine Niederlage unumwunden eingestehen: "Keine Frage, das ist eine Schlappe", sagte der 71-Jährige. Dass das nicht allein darauf zurückzuführen sein konnte, dass die CDU zuletzt ganz auf Plakatierung verzichtet hatte, räumte er ehrlich ein. Sicheres Zeichen dafür: In Gennebreck hatte Franz Gockel deutlich das Direktmandat für die CDU geholt, die Mehrheit der Gennebrecker stimmte aber für Walterscheid als Bürgermeister. Auch seinen eigenen Wahlkreis "Katholisches Pfarrheim" musste Limberg abgeben.

Insgesamt holte die CDU ohnehin nur zwei Direktmandate, die SPD aber 14. Weil das deutlich mehr waren, als ihr nach Verhältniswahlrecht zustand, muss der neue Rat um insgesamt sechs Sitze aufgestockt werden. Paradox: Die CDU war es vor wenigen Jahren gewesen, die sich für eine Verkleinerung des Rates eingesetzt hatte. Jetzt trägt sie durch ihr schwaches Abschneiden dazu bei, dass er sogar über die damalige Größe wächst.

Bodo Middeldorf (FDP) wusste im ersten Augenblick gar nicht, wer denn jetzt für seine Partei, die zuvor nur vier Sitze hatte, noch mit in den Rat einzieht. "Ich hatte ja gehofft, dass wir unser Ergebnis verbessern, aber mit sechs Sitzen hatte ich nun wirklich nicht gerechnet", bekannte er. Was das für die künftigen Machtverhältnisse im Rat bedeutet, konnte er ebenso wenig sagen wie Britta Altenhein (Grüne), die sich ebenfalls über einen Stimmen- und Sitz-Zuwachs für ihre Partei freuen konnte.

Die zuletzt im Rat praktizierte Zusammenarbeit zwischen SPD und CDU ist weiter genau so möglich wie ein Pakt zwischen SPD und Grünen oder SPD und FDP sowie ein Block gegen die SPD.

Beschämend für alle Parteien: Der 22-jährige Verkäufer Thomas Pohlig, der im Wahlbezirk 6 (Niedersprockhövel) als Einzelbewerber antrat, holte ohne großes Programm 9,7 Prozent. Ebenso bemerkenswert sind 33,9Prozent der Stimmen für die Grünen im Wahlbezirk Grundschule Haßlinghausen, die wohl klar auf die von den Grünen als einzige abgelehnte Sportplatzverlagerung zurückzuführen waren.

Möglicherweise neu gewählt werden muss im Wahlbezirk 15 Im Holland. Dort tauchten unterschiedliche Stimmzettel für die Gemeinderatswahl auf, so dass 207 von 569 abgegebenen Stimmen als ungültig gewertet werden mussten. Am eindeutigen Ergebnis auf Stadtebene wird aber selbst eine mögliche Nachwahl in dem Bezirk nichts ändern.

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