Sprockhövel. Besuchshund Billy hat viel zu bieten

Sprockhövel. · Die Bewohner im Matthias-Claudius-Haus bekommen wöchentlich Besuch von Billy und Besitzerin Gabi Kröger.

 Bei Edwin Renz darf Podenco-Jack-Russel-Mischling Billy sogar mit ins Bett.

Bei Edwin Renz darf Podenco-Jack-Russel-Mischling Billy sogar mit ins Bett.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Wenn der kleine braun-weiße Vierbeiner vorsichtig in den Gemeinschaftsraum des Matthias-Claudius-Haus tappt und seine Pfoten nahezu geräuschlos über das Parkett huschen, erscheint auf vielen Gesichtern der Bewohner ein kleines Lächeln. Es ist Freitagnachmittag und eigentlich Kaffeezeit im Erdgeschoss des Altenheims, oben auf der ersten Etage aber warten einige schon gespannt auf Besuchshund Billy. „Oh Billy“ oder „Mein Schätzchen“ hört man die Senioren rufen, andere wiederum schauen nur stumm zu und erfreuen sich am Rumtollen des Hundes. Die Hausbewohner haben ihn sichtlich ins Herz geschlossen.

Jede Woche dreht Gabi Kröger mit dem Podenco-Jack-Russel-Mischling ihre Runden durch die erste und zweite Etage des Altenheims am Perthes-Ring 25. Die beiden kommen seit knapp anderthalb Jahren regelmäßig zu Besuch – und das nicht nur zur Freude der Bewohner. Auch für Billy selbst ist es schon zur Gewohnheit geworden, erzählt sein Frauchen: „Er wartet freitags um die Zeit schon an der Tür und weiß genau, wo es hin geht.“ Auch im Heim angekommen, steuert Billy zielstrebig auf die richtige Etage zu, weiß instinktiv, in welche Räume er gehen darf und in welche nicht. So geht er zum Beispiel zu Edwin Renz, bei dem der Hund sogar mit ins Bett darf. Er höre sehr schlecht, erklärt die Sozialdienstleitung Anke Kohlstadt, bekomme aber geistig noch alles mit. Als der Mischling seine kleine Pfote auf den Bauch des Patienten legt und sich vorsichtig zu dem Leckerchen beugt, das ihm hingehalten wird, huscht ein breites Grinsen über sein Gesicht. In jüngeren Jahren hatte er selbst einen Hund, der auf vielen Fotos in seinem Zimmer zu sehen ist. Er weiß also, wie man mit ihnen umgeht und hat dementsprechend schnell eine enge Bindung zu Billy aufgebaut.

Billy fördert Mobilität, Motorik und Lebensqualität

Auch Viola Brand freut sich auf freitags, wenn sie dem Besuchshund wieder Leckerlis geben darf. Dies war allerdings nicht immer so einfach wie jetzt, denn als Kind hatte sie höllische Angst vor Hunden. Sie erzählt, dass sie auf dem Schulweg immer an einem Haus vorbeilief, aus dem ein aggressiver Hund laut bellend herausgeschossen kam. Seitdem sei das Vertrauen zu Hunden eher mäßig vorhanden, bei Billy jedoch zeigt sie keinerlei Furcht. Sie hat sichtlich Spaß daran, dass er ihr die rot-braunen Leckerchen direkt aus der Hand frisst und dabei die Vorderpfoten auf ihren Schoß stützt.

Viola Brand ist ein Paradebeispiel dafür, was die Arbeit mit einem Besuchshund bei Bewohnern im Altenheim bewirken kann. Durch ihn wird ihre Motorik gefördert, sie hat wieder Vertrauen zu Tieren aufgebaut und dadurch viel Lebensqualität zurückerhalten. Riechen, fühlen, hören: Durch Billy werden diese Sinne der Dame, die kaum mehr sehen kann, umso stärker aktiviert. Genauso wie bei Wolf-Dietrich Schumann, der mit Billy immer über die Flure spazieren geht. Geduldig passt er sich dem Tempo des Mannes an, bleibt stehen und wartet, wenn er eine Pause braucht und lässt sich auch mal an der Leine hinterher ziehen. Förderung der Mobilität ist eins der vielen Dinge, die Billy tun kann.

Seit drei Jahren arbeiten Anke Kohlstadt und ihr Team im Altenheim schon tiergestützt. Wie es überhaupt dazu gekommen ist, war eher ein reiner Zufall: Hundebesitzerin Gabi Kröger traf bei ihrem täglichen Spaziergang mit Billy auf eine Dame, die bei den Maltesern arbeitet und ihr erzählt, dass diese immer Menschen mit Hunden suchen, die Altenheimen einen Besuch mit dem Hund abstatten wollen. Nachdem Billy also die dafür erforderliche Wesensprüfung problemlos bewältigt hatte, stand den Besuchen nichts mehr im Wege.

2011 hat Gabi Kröger den Mischling aus Spanien zu ihrer eigenen Beruhigung einfliegen lassen. Zu der Zeit hatte sie mit einer Chemotherapie zu kämpfen und sehnte sich nach tierischer Unterstützung. Sie hatte klare Vorstellungen: kein Welpe, ruhig und souverän und nicht über 40 cm groß. „Dass Billy jetzt 52 cm groß ist, ist aber auch okay“, sagt sie und lacht. „Ich habe einfach selbst bemerkt, wie viel ein Hund bewirken kann und wollte davon anderen etwas abgegeben.“ Und das hat sie mit dem treuen Billy offensichtlich geschafft.

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