Auf der Glückauf-Trasse herrscht „Knuddel-Alarm“

Krokodil, Waschbär und Kamel überraschen Wanderer und Radfahrer mit einer gelungenen Aktion.

Auf der Glückauf-Trasse herrscht „Knuddel-Alarm“
Foto: Stefan Fries

Sprockhövel. Regenschauer und eisige Kälte lockten am gestrigen Sonntag nur die ganz Hartgesottenen auf die Glückauf-Trasse. Auf die, die sich trotz des widrigen Wetters vor die Tür wagten, wartete eine ganz besondere Überraschung. Am Übergang Wuppertaler Straße warteten ein Waschbär (Beate Prochnow), ein Kamel (Matthias Chantrain) und ein Krokodil (Robert Franz) mit weit geöffneten Armen und verteilten Umarmungen.

„Heute ist Weltknuddeltag“, verkündet Beate Prochnow. „Das wollten wir nutzen, um auf die Trasse aufmerksam zu machen.“ Robert Frank fügt hinzu: „Unser Thema ist das faire Miteinander, schließlich ist das unsere gemeinsame Trasse. Schilder helfen da nicht.“ Dass sich kein Knuddelopfer findet, fürchten die drei nicht: „Die Trasse hat immer Saison. Läufer und Radfahrer sind auch in den Wintermonaten unterwegs.“ Geknuddelt wird vorbehaltlos jeder, der sich einverstanden erklärt — das haben sich die drei vorgenommen. „Mal sehen, was uns erwartet“, sagt Beate Prochnow, „wir sind ja noch nicht so knuddelerprobt.“

Und so dauert es auch nicht lange, bis zwei neugierige kleine Jungen sich vorsichtig näher trauen. Eine richtige Umarmung ist ihnen aber doch unheimlich. Einmal am Kostüm fühlen reicht erst mal. Das Krokodil kriegt eine etwas heftigeren Nasenstüber. Radfahrer huschen vorbei, beäugen die Szenerie mit Misstrauen oder fragen: „Haben wir schon Karneval?“ Kaum einer steigt ab. „Dabei soll Knuddeln sogar gesund sein“, wundert sich Robert Franz. „Knuddeln soll das Immunsystem stärken und die Gefahr von Herzkrankheiten verringern.“

Eine junge Familie, die zu Fuß des Weges kommt, ist hellauf begeistert. Es bleibt nicht bei einem Knuddler — reihum werden Vater, Mutter, Kind, Krokodil, Waschbär und Kamel gedrückt und geherzt. Nur Hündin Pepper weiß nicht so recht, was sie von dem Spektakel halten soll, und hält sich vorsichtshalber im Hintergrund. Für ein Selfie traut sich der Boxer dann aber doch an die Gruppe heran.

Mittlerweile sind weitere Spaziergänger aufmerksam geworden. Auch die Autofahrer reiben sich ungläubig die Augen und fahren vorsichtshalber im Schritttempo an den ungewöhnlichen Figuren vorbei. Das Trio muss immer wieder für ein Selfie posieren. Während die meisten Herren der Schöpfung gängigen Klischees als Kuschelmuffel alle Ehre machen, sind die Damen begeistert und nehmen die unverhoffte Umarmung gerne mit auf ihrem Weg über die Glückauf-Trasse.

„Eine großartige Idee“, findet Martin Donat, der mit einem Freund per Rad die Trasse erkundet und eigentlich im Alten Bahnhof einen Kaffee trinken wollte. „Die Trassen sind gerade für Radwanderer eine wunderbare Sache“, so der Wetteraner, der nicht nur privat leidenschaftlicher Radler ist, sondern auch für ein Radmagazin schreibt. „Es gibt oft Stress mit Spaziergängern und Hundehaltern“, berichtet er. „Wenn eine solche Aktion dazu beiträgt, dass alle mehr Rücksicht aufeinander nehmen, ist das eine tolle Sache.“

Inzwischen hat sich ein gutes Dutzend Menschen angesammelt. Da wird geherzt und gedrückt, aber auch eifrig diskutiert. Beate Prochnow verteilt Flyer an die Wanderer und Spaziergänger, Robert Franz und Matthias Chantrain klären über die Aktion auf und machen schon mal Appetit auf einen weiteren Trassenbesuch im Sommer.

Knuddeln scheint sich tatsächlich positiv auf die Menschen auszuwirken. Okay, ob das Immunsystem den Spaziergang bei grauem Winterwetter unbeschadet überstanden hat, können wir nicht sagen — auf jeden Fall entlockte die Aktion des Vereins Glückauf-Trasse den Passanten ein Lächeln.

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