Angeklagter erklärt sich zum Opfer

Sprockhövel. Eine filmreife Erpressung oder etwa doch eine hanebüchene Märchengeschichte? Ein junger Sprockhöveler musste sich gestern im Hattinger Amtsgericht wegen mehrfachen Betrugs verantworten.

Angeklagter erklärt sich zum Opfer
Foto: Golsch, Nikolas (nigo)

So soll der 18-Jährige im Sommer im Internet eine Grafikkarte im Wert von 500 Euro verkauft haben, ohne die Ware zu besitzen. Zudem warf ihm die Staatsanwaltschaft vor, über sein Handy Internetkäufe für 120 Euro getätigt zu haben, ohne zu bezahlen.

„Ich bin an Leute geraten, die mich erpresst haben“, überraschte der Angeklagte nun mit der Einlassung, dass er nicht der Täter, sondern das Opfer sei. So hätten ihn im Sommer drei Bekannte aus dem deutsch-belgischen Grenzgebiet in ein Auto gezerrt und kurz hinter der Grenze ausgesetzt. „Sie haben mir alles geklaut, auch mein Handy und haben gesagt, dass sie meiner Familie etwas antun würden, wenn ich zur Polizei gehe“, gab der sichtlich verängstigte Teenager zu Protokoll und ergänzte, dass sie ihn zudem gezwungen hätten, 500 Euro Schutzgeld zu zahlen und dies der Hintergrund seines Internetbetrugs sei. Für den unbezahlten Handykauf seien indes die Täter selbst verantwortlich gewesen.

„Ich weiß nicht, ob ich ihnen diese Geschichte abkaufen soll, gebe ihnen aber dringend den Rat, sich rechtlichen Beistand zu holen und hier keinesfalls irgendwelche Leute zu Unrecht zu belasten“, erklärte ihm der Richter und vertagte die Sitzung. cw

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