Alterswandel: Sprockhövel bekommt langsam graue Haare

Die Einwohnerzahl sank 2006 nur leicht. Was in den kommenden Jahren steigen wird, ist vor allem der Anteil Älterer. Ein neues Leitbild wird gesucht.

Sprockhövel. Im zweiten Jahr in Folge ist die Bevölkerungszahl in Sprockhövel gesunken. Ende 2006 lebten 112 Menschen weniger in der Stadt als zwölf Monate zuvor. Dass die Jahre des Bevölkerungswachstums vorbei sind, in denen insbesondere viele Familien aus dem Umland nach Sprockhövel zogen, sich dort ein neues Heim bauten, und damit die Abwanderungen und Geburtendefizite ausglichen, ist längst kein Geheimnis mehr.

Vor diesem Hintergrund ist der letztjährige Rückgang um 0,4 Prozent sogar geringer ausgefallen als erwartet, wie Uwe Kellner erklärt. Er ist innerhalb der Stadtverwaltung mit dem Thema Bevölkerungsentwicklung betraut. Die Bertelsmann-Studie geht bis 2020 sogar von einem Rückgang um vier Prozent für Städte wie Sprockhövel aus. "Wir hoffen diesen Trend abschwächen zu können", so Kellner. Er hat den Auftrag, Daten zu sammeln, auf deren Grundlage die Politik demnächst ein neues Leitbild für Sprockhövel entwickeln will. Wie reagiert man auf den Bevölkerungswandel, wie kann man ihn vielleicht steuern? Das sind die großen Fragen.

Für den 17. Februar ist dazu eine Klausurtagung mit Vertretern aller Parteien anberaumt. Nicht die bloße Bevölkerungszahl wird dann vermutlich das Hauptthema sein, sondern die Verschiebung der Altersstruktur. Die Zahl der über 60-Jährigen wird in den kommenden Jahren drastisch steigen, laut Hochrechnung des Kreises für Sprockhövel von derzeit 27 auf 38 Prozent. Damit ist die Stadt von diesem allgemeinen Trend noch stärker betroffen als die meisten anderen Kommunen.

Die Gründe dafür sieht Kellner ebenfalls in der Siedlungspolitik der vergangenen Jahrzehnte. "Diejenigen, die nach Sprockhövel gezogen sind, waren typischerweise junge Familien mit ein oder zwei kleinen Kindern", die beruflich bereits so weit waren, dass sie sich ein Haus bauen konnten." In 20 Jahren würden diese Eltern aber aufs Rentenalter zusteuern. Dagegen gebe es in der Bevölkerungsstruktur Lücken bei denjenigen, die im Alter zwischen diesen beiden Generationen liegen. "Man darf nicht verkennen, dass es andererseits eben auch Abwanderungstendenzen aus Sprockhövel gibt", so Kellner. "Weg ziehen in der Regel die Jüngeren mit hoher Qualifikation. Das nennt man Bildungstourismus", so Keller.

Sprockhövel bleibt als Wohnort zwar weiterhin beliebt, aber auf die Stadtentwickler kommen in jedem Fall große Herausforderungen zu.

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