Aik kann die Spuren am besten lesen

Michael Tomczak und sein Schäferhund sind ein eingespieltes Team — ihre Mission ist der Fährtensport. Darin wurden die zwei Weltmeister.

Aik kann die Spuren am besten lesen
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Schritt für Schritt erreichen Michael Tomczak und sein Deutscher Schäferhund Aik ihr Ziel. Die beiden sind im Fährtenhund-Sport unterwegs. Stapfen für Stapfen muss Aik dann an der zehn Meter langen Leine die Spur des Fährtenlegers ausbuchstabieren. Und Gegenstände, die der unterwegs „verloren“ hat, anzeigen. Das macht Aik so gut, dass er siebenmal hintereinander an Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Und 2015 in Russland und in diesem Jahr in Slowenien Weltmeister geworden ist.

Tomczak und Aik passen zusammen, beide haben die Ruhe weg. Tomczak: „Auf der Fährte darf er sich von nichts ablenken lassen.“ Nicht von den extra gelegten Verleitungsfährten, nicht vom begleitenden Leistungsrichter, nicht von Wildfährten und auch nicht von einem wegflitzenden Kaninchen. Und wie sieht das mit Tomczak aus? Ist er aufgeregt im Wettkampf? „Nein“, sagt er. „Ich weiß doch, was Aik kann. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann.“ Fährte mache Spaß, das sei wie Spazierengehen. Auch in der Prüfung? „Ja, ein wenig Kribbeln gibt es da schon. Aber das ist mit den Jahren weniger geworden.“

Schritt für Schritt sind die beiden dahin gekommen, wo sie jetzt stehen. Für Aik ging es vor neun Jahren los, als der Welpe anhand von Leckerchen in Fußstapfen lernte, dass es sich lohnt, solche Abdrücke genauer zu untersuchen. Erst in einem überschaubaren Quadrat, später in einem Rechteck, noch später auf einer kurzen Fährte. Mit der Zeit lernte Aik, dass Fährten länger sein können. Und er lernte, ihnen bei jedem Wetter über die verschiedensten Untergründe zu folgen. Lernte Schwierigkeiten zu meistern und beharrlich zum Ziel zu finden.

Michael Tomczak über spielende Hunde

Schritt für Schritt ist auch Tomczak in die Hundeszene hineingewachsen. „Schon meine Eltern hatten Schäferhunde und gingen mit ihnen auf den Hundeplatz.“ Das war in Wattenscheid, beim Mitgliedsverein Wattenscheid West im Deutschen Verband der Gebrauchshundsportvereine (DVG). Dem er auch heute noch die Treue hält, obwohl er vor fünf Jahren nach Sprockhövel gezogen ist. Inzwischen ist Michael Tomczak nicht nur Hundeführer, sondern auch Leistungsrichter. Und von Zeit zu Zeit gibt er Seminare für Mensch-Hund-Teams. Sowohl für Anfänger im Fährtenhund-Sport als auch für Fortgeschrittene.

In Sprockhövel leben die Tomczaks mit Pferden und Hunden ländlich. Auf den Wiesen rund um das Haus gibt es also schon mal Trainingsgelände. Und nach Absprache mit den benachbarten Landwirten kann man weiteres nutzen. Fährtenhunde brauchen Platz. Mindestens 1800 Schritte ist eine Fährte nach internationaler Prüfungsordnung lang, mit verschiedenen Winkeln und Verläufen. Drei Stunden muss sie liegen, ehe sich der Hund aufmachen darf. Da kommt der Faktor Zeit ins Spiel. Die sich Tomczak als selbstständiger Ingenieur für Umwelt- und Verfahrenstechnik bis zu einem gewissen Grad einteilen kann.

Tomczak steht auf einer Wiese, drei Schäferhunde toben darüber: Weltmeister Aik, die Hündin Vicky und Cliff, gerade mal sechs Monate alt. Vicky beutelt einen alten Fußball und zeigt Cliff nebenbei, was ein Jungspund darf und was nicht. Näher verwandt sind sie nicht, die drei. Aber ein eingespieltes Rudel. „Da kann ich stundenlang zugucken“, sagt Tomczak. Wie macht sich Cliff? „Wir kommen klar“, sagt Tomczak. Überlegt einen Moment. „Er macht sich gut.“ Dann gibt er sich einen Ruck und lächelt: „Vielversprechend.“

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