Ärger ums grüne Biker-Paradies

Tomas Mendel-Rocholl hat auf seinem Grundstück eine Übungsstrecke für Mountainbiker errichtet. Die Stadt hat etwas dagegen.

Tomas Mendel-Rocholl auf seinem Mountainbike. Die Rampe, die ihn in die Luft katapultiert hat, ist mit rund 50 Zentimetern die höchste auf der etwa 130 Meter langen Übungsstrecke.

Tomas Mendel-Rocholl auf seinem Mountainbike. Die Rampe, die ihn in die Luft katapultiert hat, ist mit rund 50 Zentimetern die höchste auf der etwa 130 Meter langen Übungsstrecke.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Haßlinghausen. Wäre nicht der Geräuschpegel der A 43, die in Sichtweite liegt — es wäre das vollkommene Idyll. Am Rand eines Waldstücks, fern von Hauptstraßen und schnellen Internetverbindungen, wohnt Tomas Mendel-Rocholl mit seiner Familie, drei großen Hunden und einer Garage voller Mountainbikes. Die Sonne scheint auf die sattgrüne, blühende Wiese, über die sich schmale Wege schlängeln, und über eine der Sprungrampen flitzt eine Eidechse.

Tomas Mendel-Rocholl betont: „Uns ist die Natur nicht egal.“

Tomas Mendel-Rocholl betont: „Uns ist die Natur nicht egal.“

Foto: Fries, Stefan (fr)

Vor dreieinhalb Jahren hat der 37-Jährige die Übungsstrecke gemeinsam mit einem Freund errichtet. „Ein komprimiertes Übungsfeld“, sagt er. „Durch den Wald fahren ist was anderes. Zwei Stunden Downhill fahren ist wie Urlaub. Es gibt nur mich und mein Rad.“

Allerdings gebe es in der Stadt keinen einzigen Singletrail. Die Fläche vor seiner Haustür darf jeder nutzen, der eine Nutzungsvereinbarung und einen Haftungsausschluss unterzeichnet. „Das ist nicht nur mein eigener Spaß, ich stelle die Strecke auch anderen zur Verfügung. Am Wochenende sind das schon mal 20 Biker“, sagt Mendel-Rocholl.

Und auch sonst teilt er die Strecke gerne, zum Beispiel mit Kindern und Jugendlichen, die bei dem ausgebildeten Naturtrainer das Fahren lernen und auch schon mal ein Zelt aufschlagen und am Lagerfeuer sitzen.

„Aktive Jugendarbeit, eine Alternative zur Playstation“, sagt Mendel-Rocholl, der beruflich Pflegevater ist und mit seiner Frau eine Bereitschaftspflegestelle betreibt. Auch seine eigenen Kinder — gerade einmal vier Jahre alt — fühlen sich mit ihren Laufrädern auf dem Parcours schon pudelwohl.

Weniger wohl fühle sich jedoch die Stadt: Sie vermisst, so Mendel-Rocholl, Baugenehmigungen für die Erhöhungen und Rampen, das Klettergerüst und den Fangzaun hinter dem Fußballtor. Außerdem sei die Übungsstrecke naturschutzwidrig. „Mountainbiking ist ein naturnaher Sport. Uns ist die Natur nicht egal“, betont der 37-Jährige. „Diese Wiese beherbergt mehr Leben als jede Ackerfläche. Hier sind Maulwürfe, Salamander, Hasen, Rehe — mir kann keiner erzählen, dass die Wiese nicht okay ist.“

Um auf die Natur Rücksicht zu nehmen, habe er extra Baumstämme auf der Wiese verteilt, für die Kleintiere, und für die Befestigung der Wege Dolomitensand verwendet, der wasserdurchlässig ist und keine Flächen versiegelt.

„Man müsste sich erst einmal ansehen, ob das genehmigungspflichtig ist“, sagt dazu Bürgermeister Klaus Walterscheid. Erst machen und dann überprüfen lassen, das sei nicht in Ordnung: „Das muss seinen geregelten Weg gehen.“ Fakt ist: Die Strecke liegt im Außenbereich, für den besonders strenge Bauauflagen gelten, auch im Sinne des Landschaftsschutzes.

Online sucht Mendel-Rocholl derweil mit einer Petition Unterstützung für seine Übungsstrecke: „Das haben sich schon 26 000 Leute angesehen, 260 haben unterschrieben.“ Er ist überzeugt von seiner Sache: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“

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