Nach dem Gipfel Sport in NRW: Wie viele Zuschauer Laschet jetzt zulassen will

Düsseldorf. · Die 300-Zuschauer-Grenze fällt in der kommenden Woche. Auch die Fußball-Bundesliga fühlt sich bereits angesprochen.

 Auch im Wuppertaler Stadion am Zoo werden in Kürze mehr als 300 Zuschauer zugelassen werden. Es soll am Dienstag ein dann festgelegter prozentualer Anteil am Fassungsvermögen sein.

Auch im Wuppertaler Stadion am Zoo werden in Kürze mehr als 300 Zuschauer zugelassen werden. Es soll am Dienstag ein dann festgelegter prozentualer Anteil am Fassungsvermögen sein.

Foto: Fischer, A. (f22)

Der NRW-Sport atmet auf: Die Zuschauer-Grenze von 300 für Sportveranstaltungen, festgehalten in der noch bis Montag gültigen NRW-Corona-Schutzverordnung, wird in der kommenden Woche fallen. Nach dem gestrigen Gipfel mit zahlreichen Vertretern des NRW-Sports in der Düsseldorfer Staatskanzlei kündigte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) an, in der Kabinettssitzung am kommenden Dienstag die Corona-Schutzverordnung zu diesem Thema zu erneuern.

„Wir werden über das Wochenende arbeiten und passgenaue Konzepte für alle Sportarten finden. Die Kernbotschaft lautet: Ab nächster Woche dürfen mehr als 300 Zuschauer Fußball, Handball, Volleyball oder Eishockey persönlich erleben in NRW“, sagte Laschet und verkündete zugleich ein „zusätzliches Hilfspaket von insgesamt 15 Millionen Euro“ für in existenzielle Not geratene Vereine und Verbände. Ein Zehn-Millionen-Paket aus der Corona-Soforthilfe war bereits im April dieses Jahres geschnürt worden.

Die neue Ausrichtung wird auch den Profifußball prägen

Heißt: Bei den Fußballern von Alemannia Aachen, dem Wuppertaler SV, auch bei der Düsseldorfer EG oder den Krefeld Pinguinen aus der Deutschen Eishpockey Liga oder dem Bergischen HC im Handball wie auch bei unterklassigeren Sport-Veranstaltungen können zeitnah deutlich mehr Zuschauer als zuletzt dabei sein. Die meisten neuen Spielzeiten beginnen ja erst in Kürze wieder.

Die Profivereine, und damit ist dem „Wording“ des Tages nach wohl vor allem der Profifußball gemeint, blieben explizit außen vor. Laschet sagte, zunächst den „Breitensport“ in den Fokus nehmen zu wollen, auch wenn er dabei immer wieder etwa zwischen Eishockey-Erstligisten und Fußball-Viertligisten hin und her wechselte. Klar ist aber: Hinter die neue Ausrichtung lässt sich nicht mehr zurückfallen. Das Signal aus Düsseldorf wird auch absehbar eine rasche Lösung für den Profifußball bedingen. Der Kölner Geschäftsführer Alexander Wehrle vom Fußball-Erstligisten 1. FC Köln wertete Laschets Vorstoß bereits am Freitag als „sehr, sehr positives Signal“. Nachdem verschiedene Konzepte mit 9000 und 23 000 Zuschauern vom Gesundheitsamt als tragfähig eingestuft worden seien, werde man nun wieder das konkrete Gespräch suchen, sagte Wehrle, um zu schauen, wie viele Besucher beim Liga-Auftakt am 19. September gegen Hoffenheim erlaubt sind. „Ich gehe mal von 5000 bis 10 000 aus“, so der Kölner Geschäftsführer.

Wohlgemerkt: Eine zugelassene Zahl ist bislang überhaupt nicht genannt. Stattdessen sollen bis Dienstag „passgenaue Lösungen“ erarbeitet werden, wie Laschet sagte, die abhängig seien von der jeweiligen Sportstätte und den Entscheidungen der örtlichen Gesundheitsämter unter Berücksichtigung der  Hygienekonzepte. Die Sportarten hätten „sehr unterschiedliche Bedürfnisse“, sagte Laschet und nannte als ein Beispiel die Eishockey-Erstligisten in NRW, die einen Großteil ihres immensen Kostenapparates über die Zuschauer finanzieren müssten und deshalb jetzt in Not seien: Kölner Haie, Düsseldorfer EG, Krefeld Pinguine, auch die Iserlohn Roosters.

Klar ist: Die individuelle Zuschauer-Zulassung läuft auf einen prozentualen Anteil des jeweiligen Fassungsvermögens der Spielstätte hinaus. „Keine Stätte wird voll sein“, sagte Laschet. Stattdessen würden ein „paar Tausend in Fußballstadien zugelassen, in kleinen Hallen eben ein paar Hundert“. Auch die Begrenzung auf maximal 30 erlaubte Sportler auf dem Feld werde fallen. Das sei etwa für American Football wichtig.

Kritik für die Ankündigungen kam von der SPD-Fraktion im NRW-Landtag. Das Hilfspaket „sei nur ein altes Geschenk mit neuer Schleife“, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty. Das bisherige Programm sei bereits „mehrfach verlängert worden, weil es kaum nachgefragt wurde. Jetzt dieses Paket neu anzupreisen, zeigt nur, dass die Landesregierung offenbar keine zündende Idee hat“. Tatsächlich sind aus dem 10-Millionen-Programm aus dem Frühjahr erst rund 5,5 Millionen Euro abgerufen, wie der Landessportbund NRW dieser Zeitung bestätigte. Der nun neue 15-Millionen-Topf richtet sich allerdings nun an jene bedrohten Vereine zum Beispiel aus der vierten Fußball-Liga, aus der 2. Liga im Basketball oder an die Eishockey-Erstligisten, die von dem Topf des Bundesinnenministeriums für Profivereine und dem Topf der Breitensport-Soforthilfe aus dem Frühjahr nicht profitierten.

In Sachen neues Zuschauerkonzept hält Kutschaty „das Chaos für vorprogrammiert“, über das Wochenende werde „viel mit heißer Nadel gestrickt“. Kutschaty schlug stattdessen eine „funktionierende Teststrategie und entsprechende Infrastruktur“ vor: mit beidem sei „nicht nur im Fußball viel mehr möglich“.

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