Starkregen-Katastrophe So viele Tote beklagt der Westen nach „Jahrtausendhochwasser“

DÜSSELDORF/WUPPERTAL · Ganze Landstriche sind verwüstet, Orte von der Außenwelt abgeschnitten, Häuser weggespült: Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind mindestens 42 Menschen gestorben.

 Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind mindestens 42 Menschen gestorben.

Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind mindestens 42 Menschen gestorben.

Foto: dpa/-

In Rheinland-Pfalz werden Dutzende Menschen vermisst. Vor allem in Wuppertal, Solingen und Düsseldorf kam es in Nordrhein-Westfalen zu selten gesehenen Überschwemmungen der Innenstädte. Tausende Helfer waren in der Nacht und am Tag unterwegs, unzählige Keller liefen voll.

NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) machte sich in Altena und in Hagen ein Bild von der Lage. Rund 440 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk und 100 Kräfte der Bundeswehr waren allein in Hagen unterwegs, um der Wassermassen Herr zu werden. Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) unterbrach wie die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock wegen des Hochwassers den Urlaub. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dankte den Helfern. „Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwassergebieten durchleiden müssen“, erklärte Merkel.

Im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler erhöhte sich die Zahl der Toten gestern auf 18 Personen.In Nordrhein-Westfalen bleibt die Lage ebenfalls angespannt. Nach dem Abklingen des Starkregens kämpfen Einsatzkräfte mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Mindestens 24 Menschen starben, darunter mindestens einer, ein 82 Jahre alter Mann, der im Keller stürzte, in Solingen. Die Polizei Köln berichtete von 20 Toten in der Region.

Neben zwei in Köln gefundenen Toten seien bislang aus Euskirchen 15 und aus Rheinbach drei Tote gemeldet worden. Zudem starben zwei Feuerleute im Sauerland. Viele Flüsse und Bäche in der Eifel, im Bergischen Land, im Rheinland und Sauerland führten am Donnerstag Hochwasser und waren am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag über die Ufer getreten.

Straßen wurden überschwemmt, Keller liefen voll. In Wuppertal liefen in der Nacht die Sirenen, das Schlimmste konnte hier allerdings abgewendet werden. „Die Einsatzkräfte haben fantastische Arbeit geleistet. Die Situation ist mit dem schlimmen Hochwasser 2018 zu vergleichen“, sagte Oberbürgermeister Uwe Schneidewind (Grüne).

Düsseldorfs OB Stephan Keller sprach von einem „Jahrtausendhochwasser“. Der Pegel der Düssel stand zwischenzeitlich bei über drei Metern. Der bisher gemessene Höchststand betrug 2,30 Meter. Die Düsseldorfer Ostpark-Siedlung musste am Mittwochabend evakuiert werden, 350 Gebäude wurden überflutet. Auch das Düsseldorfer Marienhospital lief voll. In Remscheid und Wermelskirchen wurden Teile der Freibäder zerstört, in Hückeswagen 800 Menschen evakuiert. Krefeld wurde anders als vor zwei Wochen nicht so hart vom Dauerregen getroffen. Polizei und Feuerwehr registrierten rund 80 Einsätze, die meisten wegen vollgelaufener Keller.Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands überschritten.

Der DWD-Meteorologe Marco Manitta erwartete „eine Entspannung der Wetterlage“. Zwar könne es weiterhin „punktuellen Starkregen“ geben, dieser sei aber nicht mehr so verbreitet wie in der vergangenen Nacht. „Das Unwetterpotenzial sinkt deutlich.“ Die größten Niederschlagsmengen gab es Manitta zufolge in einem breiten Streifen vom Sauerland über das Bergische Land und die Eifel, den Großraum Köln/Bonn bis zur Grenze nach Luxemburg.

(Red/kup/dpa)
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