Corona im Kreis Viersen Nachfrage nach Impfung für Schüler wird steigen

Kreis Viersen · Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, Kinder ab zwölf Jahren gegen Covid-19 zu impfen, dürfte die Nachfrage erheblich steigern. Wie jetzt im Kreis Viersen dieser Bedarf für eine Impfung ermittelt werden soll.

 Kinderärztin Christiane Thiele impft in Viersen einen Jungen mit dem Impfstoff von Biontech. Nach der Empfehlung der Stiko erhalten alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren diesen Impfstoff.

Kinderärztin Christiane Thiele impft in Viersen einen Jungen mit dem Impfstoff von Biontech. Nach der Empfehlung der Stiko erhalten alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren diesen Impfstoff.

Foto: dpa/David Young

(biro) Landrat Andreas Coenen (CDU) und die Bürgermeister der neun Städte und Gemeinden im Kreis Viersen werben für die Impfung von Schülern ab zwölf Jahren. „Nur gemeinsam sind wir stark gegen Corona“, erklärte der Landrat Ende vergangener Woche. „Im Kreis Viersen setzen wir uns mit dem Impfangebot für Kinder ab zwölf Jahren dafür ein, den Schulalltag so sicher und geregelt wie möglich zu machen.“ In den kommenden Tagen will der Kreis nun über die Schulen abfragen, ob Eltern das Impfangebot für ihre Kinder annehmen wollen. Ob es mobile Impfaktionen an Schulen geben wird, dazu konnte der Kreis Viersen am Dienstag noch nichts sagen: „Das entscheiden wir nach der Bedarfsermittlung“, teilte ein Sprecher des Kreises mit.

Seit Sonntag, 25. Juli, bietet der Kreis Viersen im Impfzentrum in Viersen-Dülken Covid-Impfungen für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren an. Seit dem 1. August können sich die Schüler dort immer sonntags zwischen 14 und 20 Uhr impfen lassen – wenn die Eltern ihr Einverständnis geben und wenigstens ein Elternteil dabei ist. Auch in den Praxen der Kinder- und Jugendärzte werden Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren geimpft. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) wurden bislang kreisweit insgesamt 6370 Erst- sowie 3392 Zweitimpfungen bei unter 18-Jährigen durchgeführt – im Impfzentrum in Viersen-Dülken sowie in den Arztpraxen. Insgesamt sind im Kreis Viersen laut Kreis etwa 13 600 Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren gemeldet.

War die Impfung für gesunde Kinder und Jugendliche bislang ohne generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) möglich, hat sich die Stiko nun am Montag für Corona-Impfungen für alle Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren ausgesprochen. Die generelle Impfempfehlung werde die Nachfrage auch im Kreis Viersen sicherlich weiter erhöhen, sagt die Viersener Kinderärztin Christiane Thiele, Landesverbandsvorsitzende im Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein. So hätten Eltern das Impfangebot auch zuvor schon angenommen, als es noch keine generelle Empfehlung gab, „aber ich glaube, dass die Stiko-Empfehlung Eltern jetzt auch mehr Sicherheit gibt.“

Was die Landesverbandsvorsitzende als besonders positiv hervorhebt: Die Stiko habe sich die Zeit genommen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zunächst sorgfältig zu bewerten, um dann eine Empfehlung auszusprechen, und habe sich nicht dem Druck aus Teilen der Politik gebeugt, denen das Abwägen zu lange dauerte, so Thiele: „Ich finde es wichtig, dass die Stiko da wissenschaftlich entscheidet, um sicher zu sein, dass man die Impfung empfehlen kann.“

Dennoch sei es wichtig, für Kinder Teilhabe und Impfung nicht aneinander zu koppeln: Unabhängig von ihrem Impfstatus müssten Schüler weiterhin die Schule besuchen dürfen. Impfaktionen an Schulen sähen Kinder- und Jugendärzte sehr kritisch. „In den Arztpraxen ist die Intimsphäre gewahrt, es gilt die ärztliche Schweigepflicht. Vielleicht trifft man im Wartezimmer einen Klassenkameraden – aber das ist etwas ganz anderes als ein Impftag in der Schule, wodurch ein sozialer Druck aufgebaut werden kann“, erklärt Thiele. „Schüler könnten sich genötigt fühlen, sich impfen zu lassen. Doch die Entscheidung sollte bei jedem einzelnen liegen.“

Sie sei von den Impfungen für diese Altersgruppe überzeugt, betont sie, „aber ich finde es nicht richtig, den Jugendlichen die Impfung aufzuerlegen, obwohl sie noch nicht mal wählen dürfen. Und diejenigen, die Älteren, die wählen dürfen, sind nicht geimpft.“ Damit meint sie die jungen Erwachsenen und die Eltern der Schüler: Unter ihnen seien noch zu viele, die nicht geimpft seien, „und sie brauchen wir, um eine Herdenimmunität zu erreichen“, sagt Thiele. Mitunter argumentierten Eltern, sie gehörten doch keiner Risikogruppe an – warum sie sich denn impfen lassen sollten? Thiele appelliert an sie, es trotzdem zu tun, „damit sie es nicht weitertragen können.“

Wollen Eltern den Nachwuchs impfen lassen, empfiehlt Thiele ihnen, das Impfzentrum aufzusuchen – auch deshalb, weil man dort keinen Termin benötige. Auch in den Praxen der Kinder- und Jugendärzte könnten sich Eltern selbstverständlich beraten lassen, so Thiele, ebenso nehmen die Praxen Impfungen vor. Allerdings sei für die Praxen der Aufwand hoch: Seien aus einem Vial sechs bis sieben Impfdosen aufgezogen, müssten diese Dosen auch innerhalb weniger Stunden verimpft werden. „Wenn jemand nicht zum Termin kommt, müssen wir andere Patienten anrufen und gucken, wer noch kommen kann“, sagt Thiele. „Deshalb sagen wir Eltern: ,Lassen Sie die Kinder ruhig im Impfzentrum impfen’.“

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