Mönchengladbach. So bunt war der Veilchendienstagszug

Mönchengladbach. · Zugverspätungen sind Bahnfahrer gewohnt. Doch den bis zu 400 000 Zuschauern des Mönchengladbacher Veilchendienstagszuges – so viele könnten es laut MKV-Chef Gert Kartheuser gewesen sein – machte es wenig aus, dass sich der jecke Treck 18 Minuten später als geplant in Bewegung setzte.

 05.03.2019, Mönchengladbach, NRW:

Veilchendienstagszug 2019

05.03.2019, Mönchengladbach, NRW: Veilchendienstagszug 2019

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Ein Krankenwageneinsatz am Beginn des Zugweg musste noch absolviert werden. Dann war die Strecke frei für mehr als 4000 bunte, schräge und lustige Zug-Vögel, von denen sich viele das Motto „Gladbach, jeckes Narrennest“ zu eigen gemacht hatten. So viele Störche, Pfauen und Paradiesvögel sind wohl selten in einem Veilchendienstagszug herumgeflattert. Als rollende und marschierende Hühnerhöfe gingen Mitarbeiter der Kliniken Maria Hilf und das Elisabeth-Krankenhaus die Operation Veilchendienstagszug an. Da mutete der Fohlen-Wagen der Borussia schon wie eine zoologische Extravaganz an.

„Mindestens 350 000 Besucher waren dabei, eher 400 000“, sagte Gert Kartheuser nach dem Zoch. Sie starteten bei Sonnenschein am Bismarckplatz. Erst kurz gegen 17 Uhr zogen dicke, finstere Wolken und Regen auf. Das ließ etliche Narren im Sturmschritt das Weite suchen. Die letzten Wagen, ausgerechnet etwa der des Prinzen-Paares Axel I. und Niersius Thorsten, wurden ordentlich nass. Doch die Prinzen hielten wacker durch bis zum Schluss. „Macht nichts, dann sind die Wagen und Uniformen wenigstens sauber“, stichelte Zugleiter Eßer, dem selbst das Regenwasser von der Narrenkappe tropfte.

Doch es gab auch lokalpolitische Sticheleien. Die Holter KG „Immer Lustig“ hatte auf ihrem Wagen größere Gladbacher Geistesblitze gesammelt: „Geroweiher unterkellern“, „Sichtachsen Marktplatz“, „Sven im Halteverbot“, „Wheesy E-Roller“ und „Saudis im JHQ“ waren die Eier, die die Holter im Narrennest entdeckt hatten. Dazu das Zitat: „Der Gestesblitz ist der einzige, auf den ich warte, dass er einschlägt.“ Auch die Stadtgarde um Zugleiter Elmar Eßer schickte einen Motivwagen ins Rennen: Ein Hai der mit weit aufgerissenem Maul einem Traber-Gespann drohte. „Flug-Hai frisst  Trabrennbahn“. Eßer ist auch Vorsitzender des Trabrennvereins, der gegen den durch die EWMG beschlossene Umnutzung der Rennbahn am Flughafen protestierte.

Unter den vielen Zuschauern am Straßenrand wurde auch lokale Prominenz gesichtet. Rainer Bonhof guckte den Zug am Geroweiher, ebenso Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, Propst Albert Damblon an der  Bismarckstraße und der ehemalige Bundestagsabgeordnete  Wolfgang Feinendegen (90) ließ sich das Spektakel in Eicken nicht entgehen.

Polizei und Ordnungsamt
loben die Zuschauer

Trotz der großen Zuschauerzahl zog Mönchengladbachs Ordnungsdezernent Matthias Engel am frühen Abend eine positive Bilanz des Zuges: „Es war ein riesengroßes friedliches Open-Air-Fest. Es setzt sich offenbar zunehmend durch, dass die Leute mit Vernunft feiern.“

Viele Zuschauer verzichteten inzwischen freiwillig darauf, Glasflaschen mit zum Zug zu bringen. Auch die 191 Jugendschutzkontrollen seien verhältnismäßig wenige für ein Fest dieser Größenordnung. Alkoholisiert waren vier Jugendliche. Die Polizei sprach in einer ersten Zwischenbilanz am Abend zwar von fünf Festnahmen unter anderem wegen Drogenbesitzes und Raubes sowie 28 Platzverweisen. Aber auch nach ihrer vorläufigen Einschätzung hielt sich das Geschehen Rahmen.

Vor Zugbeginn war das Ordnungsamt damit beschäftigt gewesen, die Straßen von trotz Halteverbots geparkten Autos zu befreien. Diesmal wurden 72 Fahrzeuge abgeschleppt – fast genauso viele wie im vergangenen Jahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort