„Sight Running NRW“ Neue App vorgestellt: Laufen mit Kultur im Ohr

Düsseldorf · 18 Städte in Nordrhein-Westfalen können seit Dienstag laufend erkundet werden. Mit „Sight Running NRW“ und einer dazugehörigen Webseite hat die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen eine App entwickelt, die einen Audioguide für Baukultur mit Laufrouten verbindet.

 In Düsseldorf führt die Laufroute am Landtag vorbei.

In Düsseldorf führt die Laufroute am Landtag vorbei.

Foto: Fatima Krumm

„Wir wollen mit attraktiven Strecken Ortshistorie erlebbar machen“, sagte Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer NRW, am Dienstag. „Der Trend in der Gesellschaft geht zum Live-Event. Wir verbinden Baukultur mit Breitensport und Tourismus“, so Uhing.

Die Strecken sind zwischen sechs und zwölf Kilometer lang und stehen unter einem Leitthema, das auf lokale Besonderheiten aufmerksam macht. In Essen wird beispielsweise das Südviertel genauer erläutert, in Minden steht neben dem mittelalterlichen Stadtkern auch die Moderne im Fokus. Bonn hat eine Brückenrunde zu bieten, Köln die Rheinrunde. Weitere Städte mit konzipierten Laufrouten sind: Düsseldorf, Aachen, Gelsenkirchen, Detmold, Mönchengladach, Arnsberg, Dortmund, Duisburg, Burgsteinfurt, Gummersbach, Bielefeld, Krefeld und Münster. In Krefeld startet die elf Kilometer lange Laufroute am Bahnhof und führt an 14 Bauwerken und urbanen Highlights – dazu zählen neben Gebäuden auch Parklandschaften und Plätze – vorbei, die über die Textilindustrie und Bauhaustil informieren. So wechseln sich städtische Wege mit Grünflächen ab, von der Villa Merländer geht es in den Kaiserpark.

Strecken sind für viele Fortbewegungsmittel geeignet

 50 bis 20 Meter vor dem Objekt beginnt eine angenehme Männerstimme die ein bis zweiminütigen Texte zu erzählen. Für die richtige Funktion ist ein GPS-fähiges Smartphone vonnöten.  Zielgruppe der App sind nicht nur individuelle Läufer oder Laufgruppen. Sie ist auch für Nordic Walker, Inlineskater und alle anderen Menschen, die sich fortbewegen, nutzbar. Bei Spaziergängern sind die Pausen zwischen den einzelnen Stationen entsprechend länger, bei Fahrradfahrern kürzer. Auch Menschen mit Behinderungen sollen die App nutzen können. In den Streckeninformationen sind genaue Hinweise zu Bodenbeschaffenheit, Höhenprofil und Barrierefreiheit hinterlegt.

 Von links: Walter Schneeloch (Präsident des Landessportbundes NRW), Ernst Uhing (Präsident Architektenkammer NRW) und Staatssekretär Dr. Jan Heinisch (Heimatministerium) präsentieren die App.

Von links: Walter Schneeloch (Präsident des Landessportbundes NRW), Ernst Uhing (Präsident Architektenkammer NRW) und Staatssekretär Dr. Jan Heinisch (Heimatministerium) präsentieren die App.

Foto: Andrea Bowinkelmann/ LSB NRW/Andrea Bowinkelmann

Gleichzeitig ist es möglich, zwischen den Stationen Musik zu hören. Die App unterbricht dann die Musik, um den Audioguide einzuspielen. Zusätzliche Navigationsansagen verhindern, dass der Nutzer vom rechten Weg abkommt.

„Wir wollen die Städte für die Menschen zurückerobern,“ sagte der Präsident des Landessportbundes NRW, Walter Schneeloch, und teilte seine Vision von autofreien Städten mit. „Wir brauchen wieder mehr Bewegungsräume, damit wir einen aktiven Lebensstil fördern“, betonte Schneeloch. Im Gegensatz zum Duisburg City Trail, der am kommenden Sonntag stattfindet, könne die Stadt Duisburg nun mit der in der App dauerhaft installierten Tour durch die Altstadt und den Innenhafen jederzeit erkundet werden.

Einheimische können ihre Heimat neu entdecken

Ziel der Architektenkammer ist es, dass jede Großstadt und jeder Kreis mit einer eigenen Route in der App vertreten sein werden. Zudem sind anlassbezogene Routen, beispielsweise zum hundertjährigen Bauhausjubiläum, geplant. Der Staatssekretär des Heimatministeriums, Jan Heinisch, unterstützte die Appentwicklung auf ideeller Ebene. „Durch Sight Running werden Menschen dafür sensibilisiert, ihre Umgebung mit anderen Augen zu sehen und Dinge zu entdecken, die sie vorher vielleicht nicht gesehen haben“, sagte der passionierte Läufer. Erste Kommunen hätten sich bereits gemeldet, um auch ihre urbanen Sehenswürdigkeiten auf einer Route zusammenzufassen. So können auch Einheimische die App nutzen, um ihre Heimat neu kennenzulernen. Aber auch Tagungsgäste und Kurzurlauber sollen Nutzer werden. Deshalb plant Uhing, Restaurants und Hotels als potenzielle Vermarkter der App anzusprechen.

Drei Jahre hat die Entwicklung der Baukultur-App gedauert. Bisher kostete das Projekt 200000 Euro, wovon auch ein Teil von der EU zur Förderung des Tourismus beigesteuert wurde. Vorbild für die App war die Stadt Arnsberg, die bereits über eine touristische Route ihrer Stadt verfügte. Die App „Sight Running NRW“ kann im Google play store und im App store kostenfrei heruntergeladen werden.

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