Fußball Schwabe und Rheinländer: Für Markus Lendle passt das schon

Düsseldorf · Vor dem wichtigen Fortuna-Spiel gegen Stuttgart. Die WZ besuchte den Spätzle-Wirt in der Altstadt.

 Wenn die Spätzle-Schlacht nach dem Mittagstisch geschlagen ist, gönnt sich Markus Lendle eine Pause vor seinem „Spatz up“an der Mertensgasse. Die Schwabennudeln bei ihm sind handgemacht und in Bio-Qualität.

Wenn die Spätzle-Schlacht nach dem Mittagstisch geschlagen ist, gönnt sich Markus Lendle eine Pause vor seinem „Spatz up“an der Mertensgasse. Die Schwabennudeln bei ihm sind handgemacht und in Bio-Qualität.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Am Sonntag um 18 Uhr  müsste das Herz von Markus Lendle eigentlich für den VfB Stuttgart schlagen. Doch der 58-Jährige ist längst im Rheinland angekommen: „Ich bin für die Fortuna. Die spielen einfach den erfrischenderen Fußball:“ Beim Thema Essen bleibt er seiner Heimat allerdings treu. Seit dreieinhalb Jahren hält er kulinarisch die schwäbische Fahne hoch. Ausschließlich Spätzle serviert Lendle in seinem „Spatz up“ an der Mertensgasse. Und natürlich dreht sich in diesen Tagen fast alles um das Thema Fußball, wenn der gebürtige Ravensburger seine Gäste bedient.

Dabei hat er große Momente mit dem VfB erlebt: „Auch eine Deutsche Meisterschaft. Da hatten wir das letzte Spiel gegen Hamburg. Und einige Champions League-Spiele. Aber wenn ich im Stadion war, haben sie fast immer verloren.“ In Schwaben habe man als Fußball-Fan auch nicht viele Alternativen.

Den echten Rheinländer
erlebt man in der Altstadt

Beruflich verschlug es den ehemaligen Unternehmensberater dann ins Rheinland. Was er als Geschäftsmann erlebte, wollte aber gar nicht so in das Klischee des fröhlichen Rheinländers passen: „Das war doch oft sehr reserviert, was ich erlebt habe.“ habe. Als sich Lendle vor dreieinhalb Jahren entschied, „noch mal etwas Sinnvolles“ in seinem Leben zu machen, fand er schnell heraus: „Es gibt zwei Sorten Rheinländer.“ Im prallen Leben der Altstadt erlebte er die weltoffenen Menschen, die man in Düsseldorf erwartet.

Dabei sei der Unterschied zwischen Schwaben und Rheinländern gar nicht so groß: „Wenn der Schwabe feiert, dann feiert er richtig. Allerdings wird immer zuerst geschafft.“ Der schwäbisch-alemannische Karneval sei genauso fröhlich wie im Rheinland: „Der ist ein bisschen anders. Mehr mit Masken. Aber da läuft auch bis Aschermittwoch nichts. Das gibt es so nur im Rheinland und in Schwaben.“

Ein bisschen anders sieht es aus, wenn es ums Geldausgeben geht: „Der Schwabe spart im Kleinen und dreht jeden Cent dreimal um. Wenn es dann aber um den neuen Daimler oder den Hausbau geht, wird geklotzt.“ Da sei das Beste gerade gut genug. Im Rheinland sitze das Geld schon lockerer: „Was hier teilweise konsumiert wird, ist unglaublich.“ Das sei doch eine andere Lebensweise.

Einen typischen Schwaben zu beschreiben? Das fällt Markus Lendle nicht schwer, vor allem wenn es um Altstadt-Besucher aus seiner Heimat geht: „Das habe ich schon 200 Mal erlebt. Touristen sehen das Schild mit den Spätzle und bleiben wie impulsgesteuert stehen. Dann kommen sie herein und sehen sich das Lokal an, um dann festzustellen, das seien aber keine Spätzle, sondern Knöpfle.“ Knöpfle sind Spätzle in einer runden Form. Lendle: „Ich sage dann immer, wenn ich draußen auf die Tafel ‚Knöpfle’ schreiben würde, käme niemand in den Laden.“ In der Regel drehen die Schwaben dann um und gehen, ohne etwas bestellt zu haben.“

Der Düsseldorfer verkraftet
Niederlagen besser

Unterschiede hat der 58-Jährige in der emotionalen Nachbereitung von Fußballspielen ausgemacht: „Zu mir kommen eine ganze Reihe Fortuna-Fans. Die sind auch bei einer Niederlage noch fröhlich.“ Der VfB-Fan habe an den Misserfolgen seines Teams doch mehr zu knabbern.

Die Situation vor dem Spiel am Sonntag sieht der Gastronom ganz analytisch: „Für Stuttgart ist das Spiel viel wichtiger als für Düsseldorf. Die bekommen langsam Angst. Die Fortuna ist eine gefestigte Mannschaft, die gegen alle Teams mitspielen kann.“ Die Partie verfolgt Lendle im Live-Ticker. Und auch akustisch verpasst er nichts: „Die Bolkerstraße ist ja gleich nebenan.“

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