Kommentar Schulscharfer Sozialindex in NRW bedeutet neue Verpflichtungen

Meinung · Der schulscharfe Sozialindex, mit dem Schulen in sozial benachteiligten Regionen identifiziert werden, war überfällig. Denn er ist eine logische Reaktion auf ungleiche Verhältnisse an NRW-Schulen. Aber zu diesem Zeitpunkt wirkt er unpassend.

 Schulscharfer Sozialindex: Mehr Lehrer, mehr Geld, mehr gute Ausbildung dorthin, wo die Chancen der Schüler schlecht sind.

Schulscharfer Sozialindex: Mehr Lehrer, mehr Geld, mehr gute Ausbildung dorthin, wo die Chancen der Schüler schlecht sind.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Letztlich ist der schulscharfe Sozialindex, mit dem Schulen in sozial benachteiligten Regionen identifiziert werden, eine logische Reaktion auf ungleiche Verhältnisse an NRW-Schulen. Er war überfällig, hat aber nur einen Sinn, wenn aus ihm auch etwas folgt. Mehr Lehrer, mehr Geld, mehr gute Ausbildung dorthin, wo die Chancen der Schüler schlecht sind. Das muss gerade in NRW, wo etwa im Ruhrgebiet Schulen inmitten nichtblühender Landschaften vor sich her leiden, ein zentrales Anliegen jeder NRW-Landesregierung sein.

Und trotzdem kommt dieser Sozialindex zu einem Zeitpunkt auf die politische Agenda, an dem er unpassend wirkt. Denn mit der Corona-Pandemie und all ihren schulpolitischen Erkenntnissen wird sich die Schullandschaft nicht nur in NRW, sondern gleich im Bundesgebiet absehbar ganz anders gestalten müssen. Dann ist das erwartbare Wort jeder Oppositionspartei, ein Sozialindex möge zurecht Bedürftige berücksichtigen, könne aber nie genug sein, weil doch Bedarf gleich überall zu entdecken sei, nichts als die Wahrheit.

Die Politik mag sich bemüht haben, den Präsenzanteil in Schulen hoch zu halten in der Pandemie. Das geschah aber auch in dem Wissen, den Fernunterricht auf allerlei Improvisation und nicht auf einen Plan gründen zu müssen. Wir haben uns als Gesellschaft gerade in der Schulpolitik eine Verpflichtung für die Nach-Pandemie-Phase auferlegt: Dinge grundsätzlich zu verbessern, digitaler, besser, schneller, variantenreicher, bunter, kreativer und auch sorgsamer zu werden.

Und, ja: auch mehr Geld dafür zur Verfügung zu stellen. Noch immer liegen die Bildungsausgabenwunderländer in Skandinavien. Aber selbst Länder wie Großbritannien, Frankreich, Österreich oder die Niederlande geben pro Kopf deutlich mehr für Bildung aus. Auch das ist die Wahrheit, wenn in NRW in einem ersten Schritt in Sachen Sozialindex vor allem umverteilt wird – und nicht sonderlich viele neue Kräfte eingewechselt werden, für die Geld da sein müsste. Geld auch für attraktivere Bedingungen, um deutlich mehr rekrutieren zu können.

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