Netzsicherheit Schleicht sich Grusel-Figur „Momo“ in Kindervideos?

Düsseldorf · „Momo“ soll in Peppa-Wutz-Videos auftauchen und Kleinkinder erschrecken – ein Experte warnt vor der Warnung.

 Bilder von „Momo“ gibt es im Internet zuhauf.

Bilder von „Momo“ gibt es im Internet zuhauf.

Foto: Ellen Schröder

Die Figur ist gruselig, sie soll zu Gewalt und Suizid aufrufen – und angeblich taucht sie jetzt schon in Internetvideos für Kleinkinder auf: „Momo“ war im vergangenen Jahr in den sozialen Medien in aller Munde, weil Kettenbriefe Schüler ängstigten. Jetzt soll die Figur zurück sein.

In einer NRW-Kita gab es in dieser Woche gar Elternbriefe, die davor warnen, „Momo“ mit seinen Gruselbotschaften sei in Videos der Kinderserie „Peppa Wutz“ verborgen. „Bitte sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, denn selbst unsere Kindergartenkinder hat es schon erreicht!“, wird dort appelliert. Wer nach „Momo“ sucht, findet im Internet jede Menge Berichte über Kettenbriefe per Whatsapp, die Jugendlichen Schreckliches angedroht haben sollen, falls sie die Nachricht nicht weiterleiteten. Sogar von Suiziden in Südamerika ist die Rede.

Warnung vor Panikmache

Diplom-Pädagoge Matthias Felling von der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz in NRW allerdings warnt vor Panikmache: „Momo“ sei vermutlich ein sogenannter Hoax – ein Jux also, der für bare Münze genommen und daher weiterverbreitet wird. „Das ist ähnlich wie die ,Blue-Whale-Challenge’“, so Felling. Ein Internetphänomen, das 2017 auch in Europa bekannt wurde: Eine 50-tägige Kette von Herausforderungen und als Finale der Suizid. Die Challenge gab es wohl gar nicht, bis Medien über sie berichteten. Verbindungen realer Selbsttötungen zu „Blue Whale“ seien nie bestätigt worden, so Felling.

Auch im Falle „Momo“ habe er bisher noch keinen Fall erlebt, in dem ein Kind die Figur wirklich in einem Peppa-Wutz-Clip gesehen hätte. Allerdings gebe es immer wieder Videos, die als Kinderfilm anfangen und dann brutaler werden und die es auch durch den Algorithmus der Kinder-Plattform „Youtube Kids“ schafften. „Unterm Strich heißt das: Eltern können sich nicht auf Technik verlassen.“ Kleinkinder sollten nicht allein Internetvideos schauen, mit den Älteren sollte das Risiko und der richtige Umgang mit solchen Inhalten besprochen werden. Und: „Mein Appell – auch an Erwachsene – ist: nichts unreflektiert weiterleiten“, rät der Experte. Denn auch mit viralen Warnungen vor „Momo“ werde „Momo“ realer. „Das Nicht-Verbreiten von Inhalten ist eine Stellschraube, an der wir alle drehen können“, sagt Felling. Dann bleibe das Phantom ein Phantom und sei bald vergessen.

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