Mönchengladbach „Scheiß Islamisten“: Mann zückt Messer in Arztpraxis

Drei Patienten griffen ein, einer von ihnen wurde dabei leicht verletzt. Der Staatsschutz ermittelt, weil der Angreifer „Scheiß Islamisten“ gerufen haben soll.

Mönchengladbach: „Scheiß Islamisten“: Mann zückt Messer in Arztpraxis
Foto: Isabella Raupold

Mönchengladbach. Patienten, Arzthelferinnen und die Medizinerin im Dienst hat Internist Ismail Altinay am Donnerstagmorgen erst einmal nach Hause geschickt. Einige sind geschockt, andere können es nicht fassen. Gegen 8.30 Uhr, kurz nachdem die Gemeinschaftspraxis an der Bismarckstraße geöffnet hatte, war es dort zu einem Messerangriff gekommen.

Mönchengladbach: „Scheiß Islamisten“: Mann zückt Messer in Arztpraxis
Foto: gap

Ein 56-jähriger Mann bedrohte anwesende Arzthelferinnen und konnte zum Glück von drei Patienten niedergerungen werden. Dabei erlitt einer der Helfer Schnittwunden. Die Polizei nahm den offensichtlich verwirrten Mann fest. Kriminalpolizei und Staatsschutz haben Ermittlungen aufgenommen. Denn wie Zeugen berichteten, soll der 56-Jährige unter anderem „Scheiß Islamisten“ gerufen haben.

In der Praxis von Ismail Altinay ist immer viel los. 4000 Patienten hat er nach eigenen Angaben im Quartal. Bei ihm arbeiten noch zwei weitere Ärztinnen. Eine Medizinerin kommt aus Afghanistan, eine aus dem Iran. Altinay selbst ist türkischstämmig, hat einen deutschen Pass. „80 Prozent unserer Patienten haben einen Migrationshintergrund. Und natürlich sitzen in unserem Wartezimmer auch Patientinnen mit Kopftuch“, sagt er.

Das hat den 56-Jährigen offenbar gestört. Wie Arzthelferin Ayse Akar berichtet, habe sich der Mann seltsam benommen. „Er hat zuerst nur da gestanden und sich alles genau angeschaut“, sagt sie. Dann sei er zum Empfangstresen gegangen. Dort habe er mit einem großen Steakmesser auf das Holz geklopft und provozierend gefragt: „Ist das eine islamische Praxis?“ Die Kollegin habe den Mann nur erstaunt und erschrocken angeschaut und dann gesagt: „Legen Sie das Messer weg.“ Doch er sei der Aufforderung nicht nachgekommen. „Auch eine deutsche Patientin sagte: ,Legen Sie das weg. Wir fühlen uns hier alle bedroht’.“

Internist Ismail Altinay will heute wieder öffnen. Foto: gap

Als nichts geschah, hätten drei Männer aus dem Wartezimmer eingegriffen. Bei der Rangelei habe einer der Helfer leichte Schnittwunden erlitten, am Hals, am Bein und am Rücken. „Das waren keine schlimmen Verletzungen. Wir haben das ambulant behandelt. Aber das hätte anders ausgehen können“, sagt Ismail Altinay. Ayse Akar pflichtet ihm bei: „Wir haben Glück gehabt.“

Wie die Polizei mitteilt, machte der 56-Jährige einen verwirrten Eindruck und sei in der Vergangenheit wegen seines psychischen Zustands bereits mehrfach in Kliniken eingewiesen worden.

Altinay weiß das. Er kennt den 56-Jährigen. „Er war vor vier oder fünf Wochen bei uns in der Praxis als Vertretungspatient. Wahrscheinlich hat er da gesehen, dass hier viele Menschen mit Migrationshintergrund und auch Flüchtlinge in Behandlung sind“, sagt der Arzt.

Altinay glaubt, dass der Angriff geplant war. Es sei ja nicht normal, dass man ein so großes Messer dabei habe. Ob psychisch krank oder nicht, für den Internisten geht von dem Mann eine Gefahr aus. „Der Attentäter von Norwegen war auch psychisch krank und hat so viele Menschen getötet“, sagt Altinay.

Nach Abschluss der Ermittlungen und dem Ergebnis einer ärztlichen Untersuchung ordnete der Richter am Freitag die Unterbringung des Mannes in einer Landesklinik an. Wie die Polizei berichet, sei sein Verhalten auf seine psychische Erkrankung zurückzuführen und hätte nicht wie zuvor vermutet einen politischen Hintergrund.

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