Diözesanmuseum Schau zeigt Kloster Corvey als „Think Tank des Mittelalters“
Paderborn · Warum wüssten wir ohne Klöster von einst wohl weniger über die alten Griechen und Römer? Eine Ausstellung spürt der Antikenbegeisterung des Mittelalters nach - mit hochkarätigen Exponaten.
Mit kostbaren Leihgaben und jahrhundertealten Exponaten beleuchtet eine große Ausstellung in Paderborn die Rolle mittelalterlicher Klöster als Bewahrer und Verbreiter antiken Wissens. Die Schau mit dem Titel „Corvey und das Erbe der Antike“, die ab Samstag im Diözesanmuseum für Publikum zu sehen ist, rückt dabei das vor mehr als 1200 Jahren gegründete Kloster Corvey an der Weser in den Mittelpunkt und zeichnet nach, wie die heutige Weltkulturerbestätte zum bedeutenden „Think Tank“ des Mittelalters wurde.
Anhand der mehr als 120 Exponate wolle man auch den Mythos ausräumen, das Mittelalter sei eine finstere Epoche, sagte Kuratorin Christiane Ruhmann. Vielmehr sei unter Gelehrten eine Antikenbegeisterung verbreitet gewesen, die sichergestellt habe, dass das Erbe dieser Epoche für unsere Gegenwart erhalten worden sei. Für die Ausstellung wurden mehrere hochkarätige Handschriften aus internationalen Bibliotheken zusammengetragen, die einst in Corvey von Mönchen kopiert und so bewahrt worden waren - etwa das seinerzeit letzte erhaltene Exemplar der Annalen des römischen Geschichtsschreibers Tacitus, das nun aus Florenz für die Ausstellung zurückkehrt.
Odysseus' Abenteuer als Klostermalerei in Corvey
Die Mönche rezipierten auch antike Mythen und vereinnahmten sie für das Christentum, wie die Abbildungen eines Freskos aus der Abtei in Corvey belegen: Dort haben sich Wandmalereien aus dem 9. Jahrhundert erhalten, die Odysseus' Abenteuer nacherzählen. Außerdem belebten mittelalterliche Klöster antike Handwerkstechniken: Kunstvoll zeigt sich das etwa an den Ausstellungsstücken „Fibel von Dorestad“, einer Brosche aus dem Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, oder der goldenen „Burse von Enger“ aus dem Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, die frisch restauriert seit Jahrzehnten wieder gezeigt werden kann.
Die Ausstellung ist bis zum 26. Januar 2025 zu sehen und wird am Freitag im Dom von Paderborn vom Erzbischof Udo Markus Bentz feierlich eröffnet.
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