Gesundheit Saunieren in NRW - Der Trend geht zur Textilsauna

Düsseldorf · Für Traditionalisten undenkbar - doch in immer mehr Sauna-Bädern in NRW wird in Badeanzug oder Badehose geschwitzt. Das Angebot wächst weiter.

 In Kreuzau gab es die erste Textilsauna in NRW – sie wird jetzt ausgebaut.

In Kreuzau gab es die erste Textilsauna in NRW – sie wird jetzt ausgebaut.

Foto: DH STUDIO Dirk Holst Kšln/Dirk Holst

Wenn im Winter die Temperaturen fallen, lassen immer mehr Menschen auch die Hüllen fallen und tanken Wärme in den Saunalandschaften Nordrhein-Westfalens. Das soll den Geist beleben und Abwehrkräfte stärken – ist aber nichts für Schüchterne. Denn in Deutschland wird in aller Regel splitternackt geschwitzt. Aber: nicht nur.

Vor gut zehn Jahren hat der Kreis Düren im Freizeitbad Kreuzau die erste Textilsauna des Bundeslandes eröffnet – „um ein Alleinstellungsmerkmal zu haben“, sagt Jörg Zimmer von der Unternehmensgruppe Monte Mare, die das Bad inzwischen betreibt. In zwei Saunen und einem Dampfbad dürfen die Besucher mit Badebekleidung hocken, auch Whirlpool und Ruhebereich gibt es – räumlich komplett vom traditionellen FKK-Bereich getrennt. „Es gibt dafür eine Nachfrage“, erklärt Jörg Zimmer und verweist auf die 38 000 Besucher, die im vergangenen Jahr in Textilien in Kreuzau schwitzten. Im sehr viel größeren Nackt-Saunabereich waren es 50 000.

Nicht nur Menschen, die sich – zum Teil auch kulturell bedingt – hüllenlos unwohl fühlten, gehörten zum Kundenkreis, sondern vor allem Familien. Zimmer: „Wir nehmen jetzt bewusst Geld in die Hand, um das Angebot noch auszubauen.“ Die Textilsauna wächst um eine Salzgrotte. Damit Sorgen und Diskussionen um die Hygiene beim Textilsaunieren gar nicht erst aufkeimen, sind die Schwitzkabinen in Kreuzau gefliest und können einfach abgespritzt werden.

Das Textil-Schwitzen hat auch das Rheinland erreicht

Ohnehin hält Stephan Theune diese Argumente der Sauna-Traditionalisten für „vorgeschoben“. Seine Theune Spa Management GmbH, die zuletzt das Vabali Spa in Düsseldorf eröffnet hat, hat die Nische der Nicht-gern-Nackedeis entdeckt und auch ins Rheinland geholt: Seit zwei Jahren gibt es in der Kölner Claudius-Therme angedockt an den Badbereich eine Textilsauna mit finnischer Sauna und Dampfbad. In erster sitzen die Badehosen wie im FKK-Pendant mit Handtüchern auf Holz – und es habe noch nie Probleme gegeben.

Doch auch wenn der Badeanzug keine Erreger in die Sauna bringt, glaubt Theune, er könne im klassischen Spa die Gemüter erregen: „Das kann man nicht mischen“, glaubt er. Er halte es für „tiefenpsychologisch schwierig“, wenn die einen sich auszögen und sich dann den Blicken der Angezogenen ausgeliefert fühlten. Deshalb kommt textiles Schwitzen auch nicht für das Wellneuss in Neuss infrage, sagt Stadtwerke-Sprecher Jürgen Scheer – denn eine räumliche Trennung sei dort schwer vornehmbar. Aber: Sowohl nebenan im Südbad als auch im Nordbad hätten die Stadtwerke je eine Textilsauna installiert, in der auch Aufgüsse angeboten werden. „Für viele ist es eine niedrigere Hemmschwelle“, hat auch Scheer entdeckt. „Die Besucher nehmen das Angebot gerne mit.“ Der Trend scheint in der Tat mehr zu sein als  heiße Luft. Jürgen Scheer hat aber noch einen ultimativen Tipp für Introvertierte: Auch in der FKK-Sauna dürfen sie sich gern ein Tuch um die Hüften oder die Brust schlingen.

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