Aktion für Straßenkinder Zu Fuß von Krefeld nach Berlin

Krefeld · Sabrina Tophofen hat auf der Straße gelebt. Nun macht sie sich für Obdachlose stark.

Sabrina Tophofen, in dem von ihr gegründeten Begegnungscafé, zeigt Fotos von ihrem Berlin-Lauf im September. Damit wollte sie und weitere Mitläufer auf die Not von Straßenkindern aufmerksam machen.

Sabrina Tophofen, in dem von ihr gegründeten Begegnungscafé, zeigt Fotos von ihrem Berlin-Lauf im September. Damit wollte sie und weitere Mitläufer auf die Not von Straßenkindern aufmerksam machen.

Foto: Dirk Jochmann (DJ)

Zu Fuß von Krefeld bis nach Berlin. Alleine die Vorstellung, ganze 900 Kilometer bei Wind und Wetter zu laufen, erscheint für die meisten unvorstellbar. Sabrina Tophofen hat genau das getan. Die 38-Jährige ist Deutschlands ehemals jüngstes Straßenkind und setzte ihr Vorhaben im September dieses Jahres bereits zum dritten Mal in Folge in die Tat um. Unter dem Motto „Einer für alle und alle für einen, denn dein Name ist Mensch“ marschierte Tophofen gemeinsam mit elf anderen ehemaligen Straßenkindern im Alter von zwölf bis 76 Jahren zum Mariannenplatz in Berlin. Das genaue Ziel war die 4. Bundeskonferenz der Straßenkinder am 28. September.

Mit der Aktion Straßenkindern eine Stimme geben

Die Truppe um Sabrina Tophofen wollte mit ihrer Aktion ein Zeichen setzen und auf das Schicksal von Menschen, die auf der Straße leben, aufmerksam machen. Die Wanderer sammelten auf dem Weg nach Berlin in Städten wie Oberhausen, Bottrop, Recklinghausen, Münster, Bielefeld, Hannover, Wolfsburg, Magdeburg und Potsdam viele bunte Luftballons. Die Ballon-Kette sollte den Stummen eine Stimme geben und zeigen, dass sie nicht alleine sind.

„In Deutschland leben derzeit 37 000 Straßenkinder, davon pendeln 21 000 Kinder und Jugendliche von Couch zu Couch. Knapp sieben Tausend Minderjährige sind obdachlos“, erklärt die 38-jährge Mutter. „Jeder verdient es, Hilfe zu bekommen. Es ist egal, welche Herkunft oder Hautfarbe man hat“.

Passanten reagierten ganz unterschiedlich

Sponsoren und Unterstützer des Projekts waren unter anderem die Bundeszentrale für politische Bildung und das Kinderhilfswerk Terre de Hommes. „Ich weiß noch, als ich vor zwei Jahren alleine mit dem Fahrrad nach Berlin gefahren bin“, erinnert sich Sabrina Tophofen. „In diesem Jahr ist der Protestmarsch aufgrund der Finanzierungen zum ersten Mal professionell und offiziell.“

Der lange Lauf der Gruppe war laut Tophofen kein Zuckerschlecken, auch wenn alle ein eingeschweißtes Team waren und sich gut verstanden haben. Aber als Urlaub war das Ganze ja auch nicht gedacht: Mit der Aktion sollten vielmehr gezielt Tabuthemen angesprochen und für Zivilcourage geworbe werden.

Die Reaktionen der Passanten seien übrigens sehr unterschiedlich gewesen, berichtet Sabrina Tophofen nach ihrer Rückkehr: „In einigen Städten, wie beispielsweise Recklinghausen, wurden wir bei einem Festival herzlich empfangen, im späteren Verlauf der Reise wurden wir leider des öfteren schief angesehen oder böse beschimpft“, erzählt die 38-jährige Autorin. Dennoch seien alle Mitstreiter auf solche Situationen im Vorfeld vorbereitet gewesen.

„Wir waren ein dynamisches, eingespieltes Team und konnten alle Situationen zusammen meistern“, erklärt Tophofen. Ihre Mitstreiter lernte sie durch das private Umfeld oder in ihrem Begegnungscafé an der Kölner Straße kennen.

Übernachtet wurde auf dem Campingplatz

Um den Protest-Läufern die Reise so leicht wie möglich zu machen, fuhr immer ein kleines Team voraus, welches zwölf Zelte, Isomatten und Schlafsäcke transportierte. „Gegessen und getrunken haben wir immer auf Campingplätzen“, erklärt Tophofen. „Zwischenzeitlich hat uns das kleine Team aber auch mit Snacks und Wasser versorgt.“

Am Zielort Berlin wurde die Gruppe am 28. September schließlich von der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Franziska Giffey, sowie vom Präsidenten der Bundeszentrale Thomas Krüger empfangen.

„Die abschließende Resonanz des Marsches ist für uns alle sehr positiv, da wir einige Aufklärungsgespräche führen konnten“, sagt sie heute. Und noch etwas ist für das ehemalige Straßenkind ganz selbstverständlich:„Ich würde es immer wieder tun“, sagt Sabrina Tophofen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort