Nach Streik Ryanair verkleinert Flotte in Weeze

Berlin · Ryanair verkleinert nach Streiks Weeze und schließt den Standort Bremen. An beiden Standorten hatte sich ein Großteil der Beschäftigten an den Warnstreiks beteiligt.

Flugzeuge der irischen Airline Ryanair stehen auf dem Vorfeld des Flughafens Weeze.

Flugzeuge der irischen Airline Ryanair stehen auf dem Vorfeld des Flughafens Weeze.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair hat den Abzug mehrerer Maschinen von den deutschen Standorten Bremen und Weeze am Niederrhein angekündigt und damit empörte Reaktionen von Gewerkschaften ausgelöst. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warf Ryanair am Montag einen "Vergeltungsschlag" als Reaktion auf die jüngsten Streiks bei der Airline vor. Die Vereinigung Cockpit (VC) kritisierte das Verhalten von Ryanair als "nicht akzeptabel".

Ryanair kündigte an, den Standort Bremen, an dem die Fluggesellschaft zwei Maschinen stationiert hat, zum 5. November zu schließen. Die meisten Routen würden dann von nicht in Deutschland stationierten Flugzeugen übernommen. Von fünf Maschinen am Standort Weeze werden dem Unternehmen zufolge zwei abgezogen.

Zugleich senkte Ryanair seine Gewinnprognose um mehrere Milliarden Euro. Ryanair rechne für das Geschäftsjahr bis Ende März mit einem Nettogewinn zwischen 1,10 und 1,20 Milliarden Euro und nicht mehr zwischen 1,25 und 1,35 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Montag in London mit.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Ryanair noch 1,45 Milliarden Euro Gewinn eingeflogen. Wegen der jüngsten Streiks in mehreren Ländern sei nun das "Vertrauen" der Kunden geschwunden, ihre Buchungen seien zurückgegangen, vor allem für Flüge während der Herbst- und Weihnachtsferien. Ryanair könne weitere "Störungen" nicht ausschließen - und damit auch nicht weitere Gewinnwarnungen.

Beschäftigte fordern höhere Löhne

Vergangene Woche erst hatten Flugbegleiter von Ryanair in sechs Ländern die Arbeit niedergelegt, in Deutschland zusätzlich auch Piloten. Ryanair musste nach eigenen Angaben zehn Prozent der Flüge streichen. Die Beschäftigten fordern höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Die Gewerkschaften verlangen vor allem, dass Ryanair jeweils nationales Arbeitsrecht anwendet.

Verdi kritisierte den angekündigten Abzug von Ryanair-Maschinen aus Bremen und Weeze scharf. "Wir fordern Ryanair auf, diese Entscheidung sofort zurückzunehmen und nicht die Existenz der Beschäftigten zu bedrohen", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle.

In Bremen arbeiten nach Angaben der Gewerkschaft rund 90 Ryanair-Beschäftigte. Dort und in Weeze habe sich ein Großteil der Beschäftigten an den Warnstreiks beteiligt.

"Die Schließung des Bremer Standorts ist der Versuch eines Vergeltungsschlages als Reaktion auf die Streiks der Beschäftigten, die für ihre berechtigten Forderungen kämpfen", erklärte Behle. "Das Verhalten von Ryanair ist skandalös und unwürdig."

Bereits in den vergangenen Wochen habe es massive Einschüchterungsversuche gegenüber Beschäftigten gegeben, kritisierte Verdi. Ryanair habe Streikende durch Vorgesetzte beobachten und fotografieren lassen und den Streik für illegal erklärt. Behle rief die Airline auf, die Schließungspläne und die Reduzierung von Flugzeugen unverzüglich zurückzunehmen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Ryanair drohte Piloten mit Schließung

"Die Drohung von Ryanair kann nur als Reaktion auf den Streik gewertet werden", erklärte auch der Vizepräsident der Vereinigung Cockpit, Markus Wahl. Sie diene "erkennbar dazu, die Piloten unter Druck zu setzen". Anstatt konstruktiv zu verhandeln, würden die Mitarbeiter mit Standortschließungen und somit mit Versetzung und Kündigung bedroht.

In einem früheren Schreiben an alle Piloten habe Ryanair bereits mit der Schließung einzelner Stationen im Falle von weiteren Streiks gedroht. "Dass auf diesem Wege versucht wird, die Einigung im Tarifkonflikt zu beeinflussen, ist offensichtlich", erklärte die Pilotengewerkschaft. Erst im vergangenen Jahr hatte sich Ryanair nach langem Druck grundsätzlich bereit erklärt, Gewerkschaften anzuerkennen.

(AFP)
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