Rheinbrücke bei Leverkusen: Spatenstich weicht Protesten

Der symbolische Auftakt der Arbeiten wird von Gegnern des Deponieeingriffs gestört. Die neue Rheinquerung zwischen Köln und Leverkusen soll bis Ende 2024 fertig sein.

Rheinbrücke bei Leverkusen: Spatenstich weicht Protesten
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Köln. Wenn irgendeine Handlung nicht dafür entscheidend ist, dass bereits in drei Jahren die erste Hälfte der neuen Leverkusener Rheinbrücke befahrbar sein wird, dann der gestrige erste Spatenstich. Erste Erdarbeiten hatten schon vorher begonnen, die eigentlichen Brückenarbeiten werden im kommenden Frühjahr starten. Aber wie das so ist, wenn „das wohl bedeutendste Verkehrsprojekt in Nordrhein-Westfalen in den kommenden Jahren“ (Staatssekretär Enak Ferlemann) Fahrt aufnimmt: Einmal müssen alle wichtigen Akteure Hand an neue Spaten legen.

Rheinbrücke bei Leverkusen: Spatenstich weicht Protesten
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Dieses Handanlegen erfolgte dann spontan kurioserweise im Zelt, weil draußen auf dem linksrheinischen Baufeld in Köln-Merkenich der Protest von etwa 50 Gegnern des nötigen Eingriffs in die rechtsrheinische Giftmülldeponie zu lautstark ausfiel. Der erste Eingriff wird erfolgen, wenn im Januar an der A 59 ein neues Regenrückhaltebecken für die Entsorgung des Fahrbahnwassers entsteht. Später sollen auf dem einst aufwendig versiegelten Deponiegelände auch einige Pfeiler der neuen Doppelbrücke errichtet werden.

Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin des Landesbetriebs Straßenbau, ist der ehrgeizige Zeitplan bewusst. „Mit den ausführenden Firmen haben wir deshalb Vertragsstrafen vereinbart. Und wir wollen das alles auch bei fließendem Verkehr hinkriegen. Sperrungen sollen sich auf ein Minimum beschränken.“ Der Zeitplan sieht vor, nördlich der maroden alten Brücke bis Ende 2020 die erste Hälfte des neuen Bauwerks mit dann schon vier Spuren stehen zu haben. Das wäre der Zeitpunkt, um die Lkw-Sperrung für die Rheinquerung aufzuheben und den Verkehr über je zwei Spuren in beiden Fahrtrichtungen über die neue Brücke zu leiten.

Das Jahr 2021 ist nach jetzigem Stand komplett dem Abriss der alten Brücke vorbehalten, die wegen zahlreicher Risse schon seit Jahren nicht mehr für Lkws befahrbar ist. Von 2022 bis Ende 2024 soll schließlich der zweite Teil der neuen Brücke gebaut werden. Am Ende dieses ersten, 4,5 Kilometer langen Bauabschnitts inklusive des Umbaus des Autobahnkreuzes Leverkusen-West ist die A 1 dann auf acht Spuren ausgebaut. 740 Millionen Euro soll das Projekt kosten.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) bekräftigte, dass es für alles „eine bestandskräftige Planung“ gebe. Ein Verweis darauf, dass sich im Oktober die Hoffnungen der Brückengegner zerschlagen hatten, das Bundesverwaltungsgericht könnte die Pläne noch stoppen.

Die Leipziger Richter wiesen stattdessen die Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss zurück. Er enthält unter anderem ein umfangreiches Sicherheitskonzept für die Eingriffe in die Giftmülldeponie. Eine Einhausung der Baustelle, spezielle Schutzanzüge für die Bauarbeiter und eine gründliche Reinigung aller Lkws bei jedem Verlassen der Baustelle sollen verhindern, dass Schadstoffe nach außen dringen. In der alten Deponie lagern vor allem Produktionsabfälle der Bayer-Werke. Sie sollte eigentlich nie wieder geöffnet werden.

Nicht nur der Bau der Rheinbrücke und die Begleitumstände sind aber umstritten. Wenn der erste Bauabschnitt beendet ist, stehen Folgemaßnahmen an, die ebenfalls Konfliktpotenzial bergen. Dann sollen die A 3 zwischen der Anschlussstelle Leverkusen-Zentrum und dem Autobahnkreuz Leverkusen sowie die A 1 zwischen den Autobahnkreuzen Leverkusen-West und Leverkusen ausgebaut werden.

Vor allem letzteres Vorhaben sorgt in Leverkusen für heftige Streits. Weil die A 1 dann auch in diesem Abschnitt auf acht Spuren ausgebaut werden soll, würde die aktuelle oberirdische Schneise durch Leverkusen noch breiter - und die Lärm- und Gesundheitsbelastung noch größer. Die Autobahn verläuft derzeit zwischen den beiden Kreuzen auf Stelzen durch die Stadt. Bei der Suche nach Alternativen herrscht aber Uneinigkeit. Inzwischen hat Verkehrsminister Wüst signalisiert, die Stadt bei der Forderung nach einem Tunnel als Ersatz für die Stelzen-Lösung zu unterstützen.

Der für Leverkusen gewählte SPD-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach will sich mit einem solchen kurzen Tunnel aber nicht zufriedengeben und plädiert stattdessen für eine lange Tunnellösung von Leverkusen unter dem Rhein hindurch bis zur linksrheinischen Seite nach Köln. Dafür solle nur die erste Hälfte der neuen Rheinbrücke gebaut werden. Lauterbach sieht in dieser Kombination von langem Tunnel und halber Brücke unter gesundheitlichen Aspekten die beste Lösung.

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