Schwarzfahrer ohne Chance

Immer mehr Schwarzfahrer werden angezeigt. Uneinsichtigen droht Hausverbot.

Rhein-Kreis Neuss. Als die Kreispolizei im Februar die Kriminalitätsstatistik 2012 veröffentlichte, stellte sie die gestiegene Aufklärungsquote in den Vordergrund. Weniger erfreulich war die Zahl der Delikte, die um 1,6 Prozent auf 32 872 Fälle gestiegen ist.

Besonders die Zahl der Betrugsdelikte ist auf den ersten Blick erschreckend: Sie sind von 2009 bis 2012 um mehr als 150 Prozent gestiegen. Rechnet man jedoch die Anzeigen wegen „Erschleichens von Leistungen“, wie das klassische Schwarzfahren im deutschen Recht heißt, heraus, stellt sich ein anderes Bild dar: 865 Schwarzfahrer wurden im Jahr 2009 angezeigt, im vergangenen Jahr waren es 3651 — ein Anstieg von mehr als 420 Prozent.

Trotzdem geht Rheinbahnsprecher Georg Schumacher nicht davon aus, dass es mehr Schwarzfahrer gibt: „Wir kontrollieren seit einigen Jahren stärker.“ Besonders mit Schwerpunktkontrollen in der Nacht würden Schwarzfahrer nicht rechnen, dadurch erhöhe sich auch die Anzahl der Anzeigen.

Für die Linien der Stadtwerke Neuss (SWN) ist hingegen kein Anstieg der Schwarzfahrten zu verzeichnen. „Bei uns müssen die Fahrgäste schon seit neun Jahren ihr Ticket beim Fahrer vorzeigen oder an die elektronische Kontrolle halten. Dadurch gibt es kaum Möglichkeiten für Schwarzfahrer“, sagt SWN-Sprecher Jürgen Scheer. Trotzdem kontrollieren Service-Teams in den Bussen zusätzlich die Fahrkarten.

Wiederum anders sind die Voraussetzungen bei der Regiobahn. Dort befinden sich die Fahrkartenautomaten in den Bahnen. Das hat viele Vorteile für das Unternehmen und die Kunden — aber auch für Schwarzfahrer. Sprecher Marcel Winter: „Der Verkauf in den Bahnen ist für die Kunden entspannter und wir haben keine großen Probleme mit Vandalismus.

Aber natürlich können Schwarzfahrer schnell ein Ticket ziehen, wenn sie Kontrolleure sehen.“ Zivile Kontrollen will die Regiobahn trotzdem nicht einführen. „Die Kontrolle ist nur eine Aufgabe unserer Teams. Sie sind auch für die Sicherheit und zur Information der Fahrgäste verantwortlich, zivile Kleidung würde dem nicht entgegenkommen“, sagt Winter.

Auch er glaubt nicht, dass es mehr Schwarzfahrer als früher gibt, aber: „Wir spüren deutlich, dass es mehr Menschen gibt, denen es egal ist, ob sie erwischt werden. Wer beispielsweise einen Offenbarungseid geleistet hat, glaubt oftmals, ihm könne sowieso nichts passieren.“ In solchen Fällen erteilt die Regiobahn Hausverbot.

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