Winter: Wenn der Salat einfriert

Die Temperaturen sinken wieder unter Null Grad und viele Menschen müssen trotzdem draußen arbeiten.

Neuss. Der Schnee ist geschmolzen, die Straßen sind wieder frei. Am Wochenende lagen die Temperaturen nach dem vorherigen Kälteeinbruch wieder bei angenehmen fünf Grad.

Doch die Verschnaufpause ist nach drei Tagen schon wieder vorbei. Der Winter und mit ihm die Minus-Grade kommen spätestens am Montag wieder zurück. Überall in der Stadt gibt es Menschen, die trotzdem draußen arbeiten müssen.

Am Romaneum wird gebaut, auf dem Markt wird weiter Obst und Gemüse verkauft, und auch das Weihnachtsgeschäft spielt sich vielfach fernab von einer wärmenden Heizung ab. Einfallsreichtum ist gefragt.

"Ich habe Glück. Durch die warmen Pfannen ist mein Oberkörper immer schön warm. Ein Problem habe ich nur an Beinen und Füßen, da sind lange Unterhosen und dicke Socken angesagt", erklärt Wilhelm Barber. Er verkauft heiße Maronen auf dem Weihnachtsmarkt.

Auf dem Weihnachtsmarkt finden sich etliche "alte Hasen", denen die Minus-Grade nichts anhaben können. "Wir sind jedes Jahr hier, uns ist nicht kalt. Handschuhe und warme Kleidung reichen völlig aus", sagt Gertrud Fiebege, die Weihnachtsdekoration aus Holz anbietet.

Das sehen Martina Hertel und Michaela Happekotte anders. Mit einem Gasofen und Glühwein versuchen sie, sich warm zu halten. "Wir sind das erste Mal hier und wechseln uns vor dem Gasofen immer ab", sagt Hertel. "Und wir quatschen viel", ergänzt Happekotte lachend.

Dorothee Niezgodka verkauft auf dem Weihnachtsmarkt Mützen und Handschuhe für die ganze Familie. "Ich habe zu Hause nur einen offenen Gasofen, den kann ich wegen der vielen brennbaren Waren nicht mitbringen. Deshalb habe ich leider gar keine Heizung hier. So versuche ich, mich mit Arbeit warm zu halten", erklärt sie. Die niedrigen Temperaturen haben auch Vorteile für den Verkauf. "Bei zehn Grad und Regen kommt kein Mensch. Jetzt verkaufe ich sehr viel. Aber spätestens gegen Abend wird es doch schon sehr kalt. Ich muss dann immer mehr anziehen", sagt sie.

Im Sommer wie im Winter steht Vehbi Büyükbayrak mit Gemüse und Obst auf dem Markt. Oft hilft ihm sein Sohn Serkan. "Wenn Kunden da sind, lenkt das etwas von der Kälte ab. Aber in den Pausen müssen wir uns mit Kaffee, Tee und dem Gasofen warm halten", sagt er. "Für das Obst wie Zitronen und Orangen wäre es besser, wenn es wärmer ist. Übrigens auch für den Salat: Der ist uns in den ganz kalten Tagen mal eingefroren." Aber es gibt auch Vorteile: "Rosen- und Grünkohl entfalten ihren Geschmack bei dem Wetter besser", erklärt Serkan Büyükbayrak. Der beste Tipp, sich warm zu halten, kommt vom Vater: "Bei dem Wetter mache ich schon um 16Uhr zu und fahre nach Hause. Wenn es wärmer ist, bleibe ich auch länger."

Manfred Czinzoll kann abends nicht nach Hause gehen. Er verkauft an der Hammer Landstraße Weihnachtsbäume und übernachtet in einem Wohnwagen gleich nebenan. "Sonst bekommen die Bäume Beine", erklärt er. Für ihn ist besonders die Mittagszeit schwer. "Morgens räume ich um, stelle auf und berate, aber mittags kommt kaum jemand, und dann friere ich", erklärt er. Mit wasserabweisender Kleidung versucht er, sich gegen die Feuchtigkeit zu schützen. Am Nachmittag geht er oft zum Aufwärmen in den Wohnwagen.

Mit Arbeit halten sich auch die Bauarbeiter am Romaneum warm. "Das Zwiebelprinzip hilft, aber wer richtig arbeitet, der friert nicht", sagt Bau-Polier Ewald Dohmen. Wichtig sei, sich nicht zu warm einzupacken, dann sei man unbeweglich.

Diese Woche heißt es auch für alle anderen, die vor die Tür müssen: warm anziehen. Denn es bleibt kalt.

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