Wildschweine kehren nach Neurath zurück

Jäger Joachim Knabben hat die Aufgabe, den Tierbestand zu dezimieren.

Wildschweine kehren nach Neurath zurück
Foto: Becker

Neurath. Wildschweine entwickeln sich in den letzten Jahren immer mehr zum Problem rund um Neurath. Das sagt auch Jagdpächter Joachim Knabben, der ein etwa 280 Hektar großes Revier bei Neurath und Frimmersdorf hat. „Als ich das Revier vor etwa acht Jahren gepachtet habe, waren Wildschweine kein Thema“, erinnert er sich. Inzwischen aber kommen die Tiere immer näher an den Ort heran. „Jetzt schießen wir jedes Jahr fünf oder sechs Wildschweine“, berichtet er.

Dass die Tiere immer näher an Neurath herankommen, verursacht verschiedene Probleme. Zum einen steigt die Gefahr von Wildunfällen. Erst vor Kurzem sei es auf der L 375 kurz vor dem Kraftwerk Neurath zu einem Unfall von einem Auto mit einem 90-Kilogramm-Wildschwein gekommen, berichtet Knabben. Das Auto sei erheblich beschädigt worden. Wenn es schlecht laufe, könne so ein Unfall aber noch schlimmer enden. Ohnehin gelte: „Die L 375 ist ein Unfallschwerpunkt für Wild.“ Auch Rehe seien dort häufig anzutreffen.

Ein anderer Faktor sind die von Wildschweinen verursachten Schäden, beispielsweise auf den Feldern der Landwirte. „Wenn eine Rotte von zehn bis 15 Wildschweinen unterwegs ist, kann viel kaputt gehen“, sagt der Jäger.

Joachim Knabben, Jagdpächter

So hätten die Tiere vor drei Jahren ein Maisfeld auf 2000 bis 3000 Quadratmetern verwüstet. Die Bauern stellen so etwas in Rechnung. Abhilfe schafft inzwischen ein Elektrozaun zur Wildabwehr, der regelmäßig zum Einsatz kommt und die Felder schützt.

Bis zum 15. Januar läuft noch die Jagdsaison auf Wildschweine. „Die Bejagung ist schwierig und zeitaufreibend“, sagt Knabben. Frischlinge dürften aber das ganze Jahr über geschossen werden. Da es das ganze Jahr über Frischlinge gibt, vermutet der Jäger, dass die Leitbache tot ist und in der Rotte Chaos herrscht. Normalerweise, so erläutert Knabben, gebe es einen klaren Sozialverband bei den Wildschweinen. An der Spitze steht eine Bache, ein weibliches Schwein, das die anderen Tiere unter Kontrolle hat und sogar regelt, wann es an der Zeit für Nachwuchs ist. „Wenn die Bache weg ist, hält sich keiner mehr an die Regeln“, so der Jagdpächter, den drei befreundete Jäger in seinem Revier unterstützen. „Ich vermute, so einen Fall haben wir hier.“ Etwa 20 Wildschweine seien im Revier unterwegs, allerdings bewegten sich die Tiere revierübergreifend. Nun helfe nur, die Wildschweine scharf zu bejagen, und zwar ebenfalls revierübergreifend. Knabben ist dazu in Gesprächen mit seinen Kollegen. Er geht allerdings nicht davon aus, dass die Jäger die Wildschweine um Neurath so schnell wieder wegbekommen.

Spaziergängern rät er, auf die Umgebung zu achten. Wildschweine seien an den Geräuschen im Gebüsch und dem intensiven Geruch nach „Maggi“ zu erkennen. „Dann sollte man vorsichtig sein“, sagt er. Angeraten sei ein behutsamer Rückzug „am besten auf den nächsten Baum“, da schwer zu erkennen sei, ob die Tiere Junge haben. In diesem Fall könnten sie sehr aggressiv werden. Autofahrer sollten auf die Wildwechsel-Schilder achten und sie auch ernst nehmen, sagt Knabben: „Die haben schon ihren Sinn.“ Auch blaue Reflektoren an den Leitpfosten weisen auf Stellen mit Gefahren durch Wild hin.

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