Wie kinderfreundlich ist Neuss?

Freizeitangebote gibt es viele, die Betreuung muss ausgebaut werden — ein Blick auf die Stadt aus Sicht der Kleinsten.

Neuss. Noch nicht einmal ein Jahr ist er alt, der neue „Stadtplan für Kids“. Auch wenn die Auflage eine neue ist, so ist es der Plan nicht, denn den ersten gab es bereits 1986, eine Aktualisierung 2010. Insgesamt 420 Anlaufpunkte, aufgeteilt in einzelne Stadtteile, sind dort aufgeführt: Spiel- und Bolzplätze, Jugendtreffs, Schwimmbäder, Kitas und Jugendberatungsstellen, für die schnelle Orientierung mit einfachen Symbolen gekennzeichnet. Bürgermeister Reiner Breuer nannte den Plan bei der Vorstellung eine „Schatzkarte für Kinder und Jugendliche“.

Doch der Plan ist es nicht allein, mit dem Neuss für sich das Attribut „kinderfreundlich“ in Anspruch nimmt. 27 800 Kinder unter 18 Jahren leben zurzeit in Neuss, wie Jugendamtsleiter Markus Hübner sagt. „Und die“, betont er, „haben Rechte.“ Auf Mitbestimmung, auf Gleichbehandlung, Bildung und Ausbildung, eine gewaltfreie Erziehung, Betreuung, Freizeit und auf eine Familie. Was bietet eine Stadt wie Neuss seinen jüngsten Einwohnern?

169 Spielplätze gibt es im Stadtgebiet. „Pro Jahr werden drei grunderneuert“, sagt Hübner. Das Finanzvolumen: 210 000 Euro. Zu den vorhandenen kommen immer wieder neue dazu, in Baugebieten. „Und das unter Beteiligung der Kinder“, betont Jugenddezernent Ralf Hörsken. Neben den Spiel- hat die Stadt 51 Bolzplätze und 223 Spielfelder (inklusive Streetballfelder), für deren Instandsetzung pro Jahr 90 000 Euro zur Verfügung stehen. Zudem gibt es in Reuschenberg, Norf, Allerheiligen und am Greyhound Pier 1 eine Skateranlage sowie einen Skaterplatz in Uedesheim. Seit Sommer steuert der neue Jugendbus die Ortsteile Hoisten, Rosellen, Uedesheim und Holzheim an. Demnächst soll das Rheinparkcenter hinzukommen. Zielgruppe sind junge Leute von zwölf bis 17 Jahren. Ein weiterer Baustein ist das Ferienprogramm. „Der Neusser Ferienspaß wird von über 40 Veranstaltern organisiert. Es gibt über 600 Veranstaltungen, die 7200 Kinder und Jugendliche erreichen“, sagt Hübner. Hörsken ergänzt: „Daran erkennt man, dass Betreuung auch in den Ferien sehr gefragt ist.“

Frühe Hilfen, Hilfen zur Erziehung, Ausbau des Pflegekinderdienstes — auch das gehört zu den Aufgaben des Jugendamtes. „Unsere Fachkräfte besuchen alle Neusser Institutionen, und das sind 150, regelmäßig. In diesem Jahr waren es 58, darunter 28 Kindertageseinrichtungen“, zählt Hübner auf. 360 Familien erhalten individuelle Leistungen zur Erziehung, rund 320 Kinder sind aus Schutzgründen oder wegen Erkrankungen oder Behinderungen in stationären Hilfen. 27 Millionen Euro gibt die Stadt pro Jahr für die Hilfen zur Erziehung aus. 25 Kinder, so Hübner, leben bei Pflegeeltern. Gesucht werden vom Jugendamt immer wieder Familien, die sich so engagieren wollen.

Bereits vor der Bundestagswahl wurde in Neuss gemeinsam mit den Jugendeinrichtungen und Jugendverbänden die U18-Wahl angeboten. 339 junge Leute nahmen daran teil. Nicht zu vergessen sind die Versammlungen mit Kindern, wenn es um Spielplatzplanungen oder -erneuerungen geht.

Die Betreuung muss weiter ausgebaut werden, denn der Bedarf steigt. Großtagespflegen werden errichtet, Tagespflegepersonen ausgebildet und Kindertagesstätten sind in Planung. „Dass wir in Neuss so viele Kinder haben, mit denen vor Jahren, das zeigen ja die Planungen, niemand gerechnet hat, ist großartig und zeigt, Neuss ist eine Stadt — auch für Kinder“, so Hörsken.

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