Wenig Resonanz bei „Ideenfabrik“

Die CDU will mit einer Workshop-Reihe über die Stadtentwicklung bis zum Jahr 2030 beraten. Beim ersten Treffen waren rund 40 Teilnehmer zu Gast, darunter jedoch nur wenige Bürger.

Neuss. Stefanie Kirschbaum formuliert pointiert: „Die Neusser Innenstadt ist super — aber man kommt kaum rein.“ Sie hat kein CDU-Parteibuch, dennoch investierte sie am Samstag drei Stunden, um sich bei der „Ideenfabrik“ der Christdemokraten einzumischen. Sie nahm mit ihrem Mann Olaf Hartmann als eine von ganz wenigen Neussern die Einladung an, mit Politikern und CDU-Mitgliedern über Zukunftsthemen für Neuss zu diskutieren.

Jürgen Brautmeier, Vorsitzender der CDU Neuss

Wenig Resonanz bei „Ideenfabrik“
Foto: Mayer

Sie sei gekommen, sagte Stefanie Kirschbaum, weil sie neugierig sei und weil es relevant sei, über Stadtentwicklung bis zum Jahr 2030 nachzudenken. Am Ende hatte sie ihr Kommen nicht bereut. Ja, sie hätte es sich etwas konkreter gewünscht, aber wenn bald der nächste Schritt gemacht werde, dann werde das Ergebnis sicherlich gut. Vorsitzender Jürgen Brautmeier versprach als Gastgeber: „Das war erst der Anfang. Wir nehmen Themen und Arbeitsaufträge mit.“

Für Brautmeier, der erst im März zum Vorsitzenden der 1400 Neusser Christdemokraten gewählt worden ist, sind transparente Verfahren, parteiinterne Offenheit und intensive Gespräche mit den Bürgern wichtige Elemente im Bemühen, seine Partei zu modernisieren und Politik so breit aufzustellen, dass sie wieder als Ergebnis eines gesellschaftlichen Auftrags verstanden wird. Mit der „Ideenfabrik“ setzte er einen ersten Akzent. Ein Workshop, in dem auch Nicht-Mitglieder mit diskutieren, statt ein Parteitag für Eingeweihte. Das Format ist nicht neu; es wurde aber zuletzt eher selten eingesetzt.

Mehr als 40 Teilnehmer nahmen die Einladung an; ein Dutzend Stadtverordnete inklusive. Vom Zuspruch war Brautmeier nicht enttäuscht: „Das herrliche Sommerwetter ist heute ein ernster Mitbewerber.“ Die, die ins Marienhaus gekommen waren, fanden Freude an einer konstruktiven Streitkultur. Während der Uedesheimer Stefan Crefeld von der Wirkung der Bezirksausschüsse überzeugt ist („Sie werden von den Menschen als Gremium ihrer Belange eingeschaltet“), sieht sie Innenstadt-Ratsherr Dieter Welsink skeptisch: „Sie sind in ihrer Form überholt. Ich halte mehr von Stadtteilkonferenzen.“

Brautmeier war schon zu Beginn klar, dass die „Ideenfabrik“ Lösungen am Fließband produziert. Gleichwohl nahm er mit, dass vor allem der Arbeitskreis „Tradition und Innovation in Neuss — Wirtschaftsstandort im Herzen Europas“, sehr konkret wichtige Themen und ihre Lösungsansätze auflistete. Drei Kostproben: eine moderate Senkung der Gewerbesteuer-Hebesätze als politisches Signal an die Wirtschaft. Oder: die Hochschule Niederrhein muss einen Standort in Neuss („Campus-Konzept“) haben. Oder: deutliche Belebung der Neusser Wirtschaftsförderung.

Neben Brautmeier (63) leiteten auch seine beiden jungen Stellvertreter, Andreas Hamacher (35) und Natalie Panitz (28), einen Arbeitskreis. War Panitz beim Start noch etwas nervös (“Ich habe so etwas noch nie gemacht“), atmete sie am Ende tief durch: „Alle haben sich lebhaft eingebracht. Ich bin total begeistert.“ Und die CDU hat in ihr ein politisches Talent.

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