Neusser Bürgermeister-Wahl 2020 Neue Herausforderer für Breuer

Neuss. · Sechs Parteien haben schon angekündigt, 2020 einen eigenen Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Neuss zu stellen. Die Liste ist damit jetzt bereits länger als 2015. Die FDP etwa wird einen CDU-Kandidaten nicht mehr unterstützen.

 Reiner Breuer (SPD) ist seit 2015 Bürgermeister von Neuss..

Reiner Breuer (SPD) ist seit 2015 Bürgermeister von Neuss..

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Wenn sich Bürgermeister Reiner Breuer (50, SPD) im Herbst des nächsten Jahres zur Wiederwahl stellt, dann wird er es gleich mit einem halben Dutzend – oder mehr – Herausforderern zu tun bekommen. Das zeichnet sich nach Ankündigungen aus den aktuellen Ratsfraktionen ab. So werden im Gegensatz zur 2015er Wahl nun auch die FDP, Die Linke, UWG/Freie Wähler und AfD eigene Kandidaten aufstellen. Das bestätigten deren Sprecher auf Anfrage. Hinzu kommen mit Sicherheit die CDU und Bündnis 90/Die Grünen. Beobachter erwarten, dass neben Kandidaten politischer weiterer Parteien und Gruppierungen auch noch Einzelbewerber antreten werden. Erstmals seit zehn Jahren wählen die Neusser wieder den Bürgermeister und den Stadtrat an einem Termin.

2015 stellten sich nur fünf Personen der Bürgermeisterwahl

Zuletzt war alles anders. Zunächst wurde 2014 ein neuer Rat gewählt; ein Jahr später separat der neue Rathaus-Chef. Im Wettstreit um die Nachfolge von Herbert Napp (CDU) dominierte der Zweikampf zwischen Reiner Breuer und Thomas Nickel (CDU), den der Sozialdemokrat am Ende mehr als deutlich für sich entschied. Damals ging fast unter, dass mit Susanne Benary (54, Grüne), die auf 5,5 Prozent kam, sowie Klaus Brall (Zentrum; 2,6 Prozent) und Ahmet Tuzkaya (BIG-Partei; 1,5 Prozent) noch drei weitere Bewerber für das Bürgermeisteramt antraten.

Aber eine ganze Reihe von Parteien verzichteten auf eigene Kandidaten. So die FDP, die eine Wahl-Empfehlung für Nickel abgab. Wen auch immer die Neusser CDU ins Rennen schicken wird – Jan-Philipp Büchler, Bärbel Kohler, Sebastian Rosen oder ...? –, die Unterstützung der Liberalen wird sie nicht noch mal erhalten. „Wir werden mit einem eigenen Kandidaten eigene Inhalte und eigenes Profil in der Öffentlichkeit sichtbar machen“, sagt Vorsitzender Michael Fielenbach (58).

Der Hintergrund für die gewachsene Bereitschaft, mit eigenen Kandidaten zur Bürgermeister-Wahl anzutreten, ist offenkundig: Die FDP sowie alle anderen Parteien und Gruppierungen fürchten, ohne einen Bewerber ihrer Coleur im Wahlkampf nicht ausreichend wahrgenommen zu werden. Das könnte, so ihr Rückschluss, sich negativ auf die Stadtratswahl auswirken. Das gibt zum Beispiel Carsten Thiel (50), der bekannteste UWG-Politiker in der Stadt, unumwunden zu: „Wir wollen und müssen im Gespräch bleiben.“ Denkbar sei ein gemeinsamer Kandidat „mit einer Partei, mit der wir Politik gestalten können“. Das sei in Neuss mit Sicherheit nicht die CDU. Mit der arbeite er nur im Kreistag gut zusammen. Seine UWG sieht Thiel im Aufwind: Er habe die Kreis-wohnungsbaugesellschaft durchgesetzt, seine Unabhängige Wählergemeinschaft gewinne immer mehr Mitglieder und mit dem Namenszusatz „Freie Wähler“ werde die UWG viel besser wahrgenommen.

Eine Bürgermeister-Kandidatur ist für Roland Sperling (58, Die Linke) weder Selbstzweck noch taktisches Instrument. Es gehe um eine bessere Politik. Die Amtsführung von Reiner Breuer sei in weiten Teilen „enttäuschend“ und eine mögliche Kandidatur vom CDU-Ratskollegen Sebastian Rosen provoziere geradezu eigene Überlegungen. Mit Blick auf diese personellen Angebote spreche eine „gewisse Wahrscheinlichkeit dafür“, dass Die Linke einen Bürgermeister-Bewerber aufstellen werde. Er selbst stehe – falls gewünscht – zur Verfügung. Als PDS-Bewerber erzielte er 2004 immerhin 6,25 Prozent. Sperling erwartet eine gestärkte Linke nach der Kommunalwahl 2020: „Wir werden wachsen.“

Zulegen wollen auch die Grünen. „15 bis 16 Prozent sind unser realistisches Ziel“, sagt Sprecherin Susanne Benary (54). Ihr Stadtverband habe für alle Wahlkreise überzeugende Kandidaten, „die auch für Inhalte stehen“. Eine „gute Mischung von erfahrenen und neuen Bewerbern“ zeichne sich „auch für die Listenplätze weit vorn“ ab. Sie sei mit dem Vorbereitungsprozess zufrieden. Sicher sei, dass es einen Grünen-Bewerber für den Bürgermeister-Sessel geben wird. Ob Benary nach 2015 ein zweites Mal antreten will, lässt sie offen: „Wir suchen die beste Lösung. Das geht harmonisch, ohne Machtkampf bei uns ab.“ Ihre Kandidatur schließt sie aber auch nicht aus.

Auch bei der FDP schielt der Vorsitzende auf die Bürgermeister-Kandidatur. Michael Fielenbach würde es machen, er dränge nicht, werde sich aber auch nicht drücken. Personell sei die Partei gut aufgestellt und werde mit einem attraktiven Personaltableau zur Rathauswahl antreten. Entscheidungen stünden aber erst nach der Sommerpause an. Sein liberales Wahlziel in Neuss: „Die 8,2 Prozent aus dem Jahr 2014 plus X.“

Weil die AfD in der „Öffentlichkeit stärker präsent“ sein will, wird sie einen Bürgermeister-Kandidaten aufstellen. Das kündigt Kreissprecher Dirk Kranefuß aus Neuss an. Er stehe aber nicht zur Verfügung. Wohl aber will der 74-Jährige erneut für den Rat kandidieren. Die AfD strebe „über zehn Prozent“ bei der Kommunalwahl an.

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