Von Kapellen zum Hoffnungsträger beim “Effzeh“

Fußball-Experten sind sich einig: Markus Anfang ist ein Klassetrainer — in Grevenbroich weiß man das schon lange.

Von Kapellen zum Hoffnungsträger beim “Effzeh“
Foto: Reuter

Kapellen. Jetzt weiß es ganz Deutschland: Markus Anfang ist einfach ein Klassetrainer! Der Ex-Profikicker, dessen Spielerkarriere einst beim TSV Bayer Dormagen in der Verbandsliga begann, führte die U17 von Bayer Leverkusen zum Deutschen Meistertitel, stieg mit Holstein Kiel in die 2. Liga auf und scheiterte mit den Störchen in der Folgesaison erst in den Relegationsspielen am VfL Wolfsburg. In der anstehenden Spielzeit soll er nun den großen 1. FC Köln zurück ins Oberhaus führen. Eine Bilderbuchkarriere . . .

Doch darüber hat der gefeierte Erfolgscoach „seinen“ SC Kapellen nicht vergessen. „Ich hätte mir für den Start als Trainer keine bessere Station wünschen können“, sagt er. 2010 hatte SCK-Architekt Jupp Breuer den damals 35-Jährigen, dessen aktive Profikarriere gerade zu Ende gegangen war, ins Erftstadion gelotst. Ein Geniestreich, der alle Beteiligten glücklich machte. Anfang: „In Kapellen war ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ich habe eine echte Mannschaft vorgefunden, charakterlich hundertprozentig in Ordnung. Kapellen war immer eine Herzensangelegenheit für mich.“ Keine hohlen Worte aus einer verklärenden Distanz, sondern ein ehrliches Bekenntnis. Besonders deutlich wurde das beim Abschied in der Winterpause der Oberliga-Saison 2012/13, deren Halbserie der SCK nach zehn Spielen ohne Niederlage in Folge auf dem sensationellen zweiten Platz abgeschlossen hatte.

„Ein sehr emotionaler Abend“, erinnert sich der an der Erft mittlerweile vom Tor auf die Trainerbank gewechselte Oliver Seibert. Unter Tränen sagte Anfang damals ade. „Ich durfte mich beim SC Kapellen versuchen, dafür bin ich dankbar.“

Markus Anfang

Das in seinen zweieinhalb Jahren im Verein geknüpfte Band zu seinen Jungs, die sehr emotional geprägte Beziehung, die weit über das normale Maß hinausging, hielt auch nach seinem Wechsel in den professionellen Fußball. Während seiner Zeit am Leistungszentrum in Leverkusen schaute immer mal wieder vorbei, hielt den Kontakt stets aufrecht. Kevin Scholz, damals noch ein Frischling im Seniorenbereich, imponiert das mächtig: „Er ist ja dann in einer ganz anderen Welt gewesen. Trotzdem hat er mich, wenn ich verletzt war, noch mit Trainingsprogrammen versorgt und mir Mut zugesprochen.“ Darum verzeiht er seinem Ex-Coach auch, dass er unter ihm als Vollblutstürmer in die Verteidigung wechseln musste. „Das war schon seltsam, hat aber geklappt“, sagt er schmunzelnd.

Der in Kapellen längst zum Führungsspieler gereifte Marcel Koch erinnert sich an unfassbar intensive Trainingseinheiten. „Wir haben hart um die Stammplätze gekämpft. Eine gesunde Härte, keine Schonung — das hat er eingefordert. Körpersprache war ihm ganz wichtig.“ Den im Erftstadion entwickelten Stil, diese Mischung aus Vater, Freund und autoritärem Trainer, hat er sich bis heute bewahrt. „Ich kann ein Kumpeltyp, aber auch ein harter Hund sein.“ Ihm ist wichtig, dass die Spieler mit ihm über alles sprechen können, er jedoch die Autorität besitzt, um klare Vorgaben zu machen, die einzuhalten sind. Mögen auch die Voraussetzungen unterschiedlich sein, die Aufgabe, sportlichen Erfolg zu haben, sei überall gleich. „Da stehen Jungs auf dem Platz, die Fußball spielen können.“

„Fachlich“, da sind sich seine ehemaligen Schützlinge einig, „war Markus der beste Trainer, den wir je hatten.“ Quasi obendrauf kommen seine menschlichen Qualitäten. „Es gab nie Stillstand in der Kommunikation“, ergänzt Marcel Koch: „Er hat uns immer den Rücken gestärkt, hat jedem Spieler, besonders jungen wie mir, aber auch denen auf der Bank, das Gefühl gegeben, hey, Du bist wichtig!“ Für Oliver Seibert war der neue Mann beim „Effzeh“ sogar „der größte Einfluss und die größte Motivation, Trainer zu werden, denn ich habe nach ihm jeden Trainer an ihm gemessen, in jedem seiner Nachfolger Markus Anfang gesucht. Er hat sich nie für etwas Besseres gehalten. Und man kann unfassbar viel von ihm lernen.“ Darum würde es ihm die Welt bedeuten, „mal bei ihm hospitieren zu dürfen.“

Für Marcel Koch steht fest: „Die Zeit mit uns hat Markus ganz sicher immer noch im Hinterkopf. Es ist ein großes Stück Kapellen in ihm geblieben.“

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