Vom Kanal zum Erholungsgebiet

Der erste Schritt zur Erft-Renaturierung nahe Frimmersdorf ist getan. Menschen und Tiere sollen davon profitieren.

Vom Kanal zum Erholungsgebiet
Foto: Tim Kronner

Frimmersdorf. Südlich von Frimmersdorf kann man jetzt mitten in der Erft stehen. Als Teil der Renaturierung hat der Erftverband den Fluss mit Buhnen versehen: aufgeschüttete Steine, die wie Arme etwa bis zur Mitte in den Fluss hineinragen. Von dort aus betrachtet Christian Gattke, der beim Erftverband für die Flussbewirtschaftung zuständig ist, die Erft. „Das sieht richtig toll aus“, findet Gattke, der zum Abschluss der Arbeiten vor Ort ist. Im März hatte der Erftverband dort mit der Renaturierung des Flusses begonnen, jetzt ist die Maßnahme fertig. „Es hat viel besser geklappt, als erwartet. Ich finde, wir haben das Maximum herausgeholt“, sagt Gattke

Einfach umzusetzen war das Pilotprojekt, das zum „Perspektivkonzept Erft 2045“ gehört, nicht. Denn an der Frimmersdorfer Höhe war der Spielraum der Planer sehr begrenzt. Auf der einen Seite liegen eine Eisenbahnlinie und die Landstraße 116, auf der anderen die Hochhalde. „Wir haben rund 80 000 Kubikmeter Erde bewegt, um dem Fluss einen anderen Verlauf zu geben“, sagt Gattke.

An mehreren Stellen wurde die Böschung angerissen, um das Ufer schleifenförmig zu gestalten. So sind verschiedene Strömungsbereiche entstanden. Während das Wasser an der steilen Böschung schneller fließt, gibt es hinter den erwähnten Buhnen beruhigte Flachwasserbereiche. Die abgetragene Erde wurde zudem verwendet, um kleine Inseln mitten im Fluss aufzuschütten. „Das alles wird die Artenvielfalt mittelfristig erhöhen“, ist sich Gattke sicher. Denn die neuen Bedingungen sind auf unterschiedliche Weise gut für Flora und Fauna.

Heimische Fischarten können in den strömungsberuhigten Bereichen besser laichen und werden sich schnell vermehren. „Bei der Maßnahme in Bedburg hat sich die Anzahl der Jungfische innerhalb kürzester Zeit verdoppelt“, berichtet Gattke. Über die Flachwasserbereiche freuen sich zudem auch Enten, Teichhühner und Watvögel, die dort gut brüten können. „Erst recht, wenn die Buhnen und Inseln bald bewachsen sind und dort zum Beispiel Schilf und Weiden stehen“, erklärt Christian Gattke. Aber auch die Gestaltung der anderen Uferseite kommt Vögeln zugute. „Die neuen Steilwände sind ideal für den Eisvogel“, weiß der Experte. Im Optimalfall könnten dort später sogar Uferschwalben brüten.

Die „Entfesselung der Erft“ aus dem bis dato kanalähnlichen Zustand soll aber nicht nur den Tieren dienen. „Das Ganze ist auch als Naherholungsgebiet für Besucher gedacht“, erklärt Gattke. Angler, Fahrradfahrer und Picknick-Freunde sind an den neuen Ufern gern gesehen. Deshalb haben die Planer an dem eigentlich dicht bewachsenen Flussrändern an mehreren Stellen auch große „Blickfenster“ angelegt, damit ein Besuch der Erft einen Erlebniswert bekommt. Der Erftverband und Gattke wünschen sich, dass die Besucher sich dort im Einklang mit der Natur bewegen. „Hoffentlich wird das eine Erfolgsgeschichte“, sagt Gattke.

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